Vampirjagd: Roman (German Edition)
auch ihr Leben. Wenn es so weiterging, würden der Weg ihres Mannes und ihr eigener sich sehr bald trennen. Kleine Krisen hatte es zwar schon vorher gegeben, zum Beispiel in der Zeit nach dem Tod der Eltern, als sie unbedingt Stephanie zu sich hatte holen wollen. Damals hatten sie sich kurz, aber heftig gestritten und sich erst nach einigen Tagen wieder vertragen. Doch so, wie Berni sich seit einer guten Woche benahm, sah es nicht mehr nach einer Versöhnung aus.
10
Vanessa war gerade dabei, eine E-Mail zu beantworten, als Berni den Kopf hob. »Wenn du damit fertig bist, kannst du heimgehen.«
Es war erst Viertel vor drei, und Vanessa wunderte sich, dass ihr Mann sie so früh heimschickte. »Kommst du allein zurecht?«
Bernis Kopf färbte sich puterrot, und er sprang auf. »Hältst du mich für einen Trottel? Ich habe meine Geschäfte schon gemacht, bevor ich dich kennengelernt habe, und ich muss sagen, sie sind damals besser gelaufen!«
Der Vorwurf, sie könnte an den Pleiten der letzten Monate schuld sein, verschlug Vanessa einige Augenblicke lang die Sprache. Als sie sich wieder gefasst hatte, kniff sie die Lippen zusammen, da jedes Wort den Streit weiter angefacht hätte. Auf jeden Fall war ihr nun klar, dass sie reinen Tisch machen musste. Entweder entschuldigte Berni sich bei ihr und versprach, sich in Zukunft manierlich zu benehmen, oder sie würde diese Räume nie mehr betreten. Mit diesem Vorsatz suchte sie ihre Sachen zusammen und trat zur Tür. Dort drehte sie sich noch einmal um und sah Berni an. Er starrte nur vor sich hin und schien sie nicht einmal wahrzunehmen.
So verließ Vanessa das Büro ohne Abschiedswort. Als sie die Treppe hinabsteigen wollte, kamen ihr vier Männer entgegen, die die gesamte Breite der Stufen in Beschlag nahmen. Missmutig wartete sie darauf, dass man sie durchließ. Zu ihrer Verwunderung blieben die Kerle vor ihr stehen und musterten sie mit unverschämten Blicken.
»Na, wen haben wir denn da?«, sagte ein breitschultriger Mann mit kräftigen Oberarmen. Ihn und die beiden Hünen, die wie Zwillinge aussahen, hatte sie bereits vor ein paar Tagen in diesem Treppenhaus gesehen. Mit ihren kantigen Gesichtern und den tätowierten Armen wirkten sie nicht gerade vertrauenerweckend. Der vierte Mann war um einiges jünger und gepflegter und schien so gar nicht zu seinen Begleitern zu passen. Er kam ihr bekannt vor, aber ihr fiel nicht ein, wo sie ihn schon einmal gesehen haben könnte.
»Guten Tag«, grüßte Vanessa verunsichert.
»Ist Herr Mattuschek in seinem Büro?«, fragte der Breitschultrige.
Unwillkürlich nickte Vanessa und fragte sich, was die Kerle von Berni wollten. Während der Sprecher und die Zwillinge nicht so aussahen, als würden sie zu den besseren Kreisen zählen, machte der Vierte den Eindruck eines gut situierten Geschäftsmannes. War er etwa ein Kunde oder Lieferant von Berni?
Noch während Vanessa die Männer anstarrte, packte einer der Zwillinge sie bei den Armen, drehte sie herum und schob sie den Flur entlang.
»He! Was soll das?«, fragte sie empört.
»Berni wird seine Sekretärin brauchen, wenn wir mit ihm reden«, erklärte Erwin lachend.
»Ich bin seine Ehefrau!«, protestierte Vanessa und wollte sich losreißen. Im selben Augenblick überfiel sie ein neuer Schwächeanfall, und sie konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten.
Jonny lachte hässlich. »Brav mitkommen, sonst wird der Onkel böse, und dann gibt es Haue!«
Ferdinand tippte sich gegen die Stirn. Die Intelligentesten waren die Zwillinge wirklich nicht. Dann aber starrte er Bernis Ehefrau an. Ein verdammt heißer Feger!, sagte er sich und empfand Neid auf den Kerl, der ihr Ehemann war. Als dem Sohn des reichen Rubanters fiel es ihm leicht, Frauen ins Bett zu bekommen. Die hier aber war etwas Besonderes, auch wenn sie im Augenblick aussah, als würde sie gleich zusammenbrechen. Die Frau hatte eine solch sinnliche Ausstrahlung, dass er am liebsten auf der Stelle über sie hergefallen wäre. Doch bevor er irgendetwas sagen oder tun konnte, öffnete Erwin die Tür des Büros und trat ein. Jonny folgte ihm mit Vanessa, dann kam Rainer. Als Letzter schloss Ferdinand die Tür hinter sich und grinste Bernhard Mattuschek an.
Berni starrte seinen Besuchern entgegen und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Sein einstiger Komplize war fast eine Stunde früher gekommen und hatte Vanessa auf der Treppe abgefangen. Mit einem Mal kehrte die Angst mit voller Wucht zurück, und als Berni in Erwins
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