Vampirjagd: Roman (German Edition)
von ihnen hatten dieselben Albträume wie ihr. Die einzige Erklärung, die ich dafür habe, ist, dass ein Feind einen uns unbekannten Vampir zu Tode gefoltert hat.«
»Einen von uns kann man nicht so einfach umbringen«, brach es aus Daniela heraus.
»Aber ich habe den Tod eines Wesens gespürt, das uns ähnlich war«, flüsterte Dilia mit bleichen Lippen.
Daniela schüttelte den Kopf. »Ich kann es nicht glauben! Um einen von uns zu töten, braucht man drei Silberkugeln, die rasch hintereinander ins Herz treffen müssen. Selbst wenn mir oder euch ein Arm abgetrennt würde, würde er wieder nachwachsen.«
»Im Allgemeinen hast du ja recht! Nur wissen wir nicht, was für ein Feind uns gegenübersteht und über welche Mittel er verfügt!«
Urban, den sonst wenig aus der Ruhe zu bringen vermochte, war nervös. All die Jahrzehnte war es ihm gelungen, den Club der Wiener Vampire durch teilweise raues Fahrwasser zu steuern. Sie hatten sogar den Angriff der schwarzen Königin überstanden, wenn auch mit großen Verlusten in ihren Reihen. Aber so etwas wie in der vergangenen Nacht hatte noch keiner von ihnen erlebt.
»Du erwartest einen neuen Kampf?«, fragte Daniela besorgt.
»Darauf müssen wir uns einrichten. Fakt ist, dass gestern Nacht ein Vampir gefoltert und vielleicht sogar umgebracht worden ist. Jeder, der über Vampire Bescheid weiß, kann es sich an zehn Fingern ausrechnen, dass andere Vampire das mitbekommen. Für mich ist das eine Kampfansage! Der Feind will uns zeigen, wie stark er ist, und uns gleichzeitig Angst machen. Gegen jemand, der so vorgeht, war selbst die schwarze Königin noch harmlos.«
Dilia schüttelte sich. »Danke schön, dass du so aufbauende Worte für uns findest! Dieses Miststück hat uns ein halbes Dutzend Freunde gekostet. Wenn unser neuer Gegner noch stärker sein soll, welche Chance haben wir dann noch?«
»Das frage ich mich auch!« Für einen Augenblick wirkte Urban mutlos, straffte sich dann aber und sah die drei Frauen mit entschlossener Miene an.
»Ich werde für heute Nachmittag eine außerordentliche Clubsitzung einberufen, und zwar in unserem geheimen Quartier. Das alte Clublokal ist mir nicht sicher genug. Wir werden die Flinte nicht von vorneherein ins Korn werfen! Jeder – und sei er noch so stark – hat eine Schwachstelle. Vielleicht war es ein Fehler unseres Feindes, sich auf eine so barbarische Weise anzukündigen. Er hat uns damit gezeigt, dass er jeden von uns einzeln erwischen und vernichten kann. Deshalb sollten wir alle zusammenziehen. Unser Haus ist groß genug dafür.«
»Und wenn der Feind genau das will? Vergiss nicht den versuchten Brandanschlag«, warnte Daniela.
»Das Risiko müssen wir eingehen. Mir ist es lieber, wir verteidigen uns als Gemeinschaft, als wenn wir einzeln ausgelöscht werden.« Urban hatte in den über zweihundert Jahren seines Lebens gewaltige Stürme überstanden, sodass er nicht bereit war, einfach aufzugeben. Sein wiedererwachter Mut blieb nicht ohne Wirkung auf die drei Frauen, und schließlich klopfte Daniela auf ihren Browning, den sie sich am Morgen in die Handtasche gesteckt hatte.
»Wir werden unser Haus in eine Festung verwandeln. Allerdings dürfen wir uns nicht nur verbarrikadieren, sondern müssen jede Chance nutzen, um mehr über den Gegner zu erfahren.«
»Wie willst du das machen?«, fragte Urban.
Daniela sah ihn mit blitzenden Augen an. »Durch unregelmäßige Patrouillen. Wenn wir zu viert gehen, sind wir stark genug, um uns gegen einen Angriff verteidigen zu können. Außerdem erfahren wir auf diese Weise, was in der Stadt geschieht.«
Während Urban den Kopf schüttelte, stimmte Dilia ihrer Freundin zu. »Daniela hat recht! Wir dürfen uns nicht verkriechen und warten, bis wir von Unbekannten angegriffen werden. Wenn alle Clubmitglieder mithelfen, können wir den Feind suchen und vielleicht sogar selbst den Kampfschauplatz bestimmen. Ich möchte mir auf jeden Fall die Gegend um den Stadtpark, das Stubentor und die Biberstraße ansehen. An den Stellen habe ich gestern die unbekannte Vampirin gespürt!«
Obwohl Urban erleichtert war, dass Dilia sich von ihrem Schock erholt hatte, wollte er nicht, dass sie sich gleich wieder in Gefahr begab. Als aber Daniela und Cynthia ihr zustimmten, gab er nach.
»Also gut. Aber erst, wenn alle anderen bei uns sind.«
»Ich wusste doch, dass man vernünftig mit dir reden kann«, lobte Dilia ihn und bat Daniela, ihr und Cynthia beim Packen behilflich zu sein. Als auch
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