Vampirjagd: Roman (German Edition)
schüttelte es bei dem Gedanken, ihrer Freundin einen Eichenpflock durch das Herz zu treiben und sie in jenen tief unter der Erde gelegenen Raum einzusperren, der für Vampire gedacht war, die sich nicht zähmen ließen.
»Aber du bist doch selbst völlig fertig! Vielleicht sollte ich …« Urban sprach den Satz nicht zu Ende, denn in dem Zustand, in dem seine Frau sich befand, konnte er sie nicht allein lassen.
»Also gut! Komm mit!« Er wollte das Zimmer verlassen, doch Danielas Ruf hielt ihn zurück.
»Du solltest dich anziehen! Wenn du draußen im Pyjama herumläufst, halten dich alle für einen Schlafwandler.«
Zu anderen Zeiten hätte Urban über diese Bemerkung gelacht, doch dafür war die Lage zu ernst. »Wenn wir bei Dilia sind, werde ich alle Clubmitglieder anrufen und fragen, ob sie in Ordnung sind. Vielleicht hat unser geheimer Feind einen von ihnen entführt und foltert ihn, um Dilia und dich in den Wahnsinn zu treiben und dadurch auszuschalten.«
»Wenn, dann wäre es kein Mann, sondern eine Frau. Dilia glaubt doch, vergewaltigt worden zu sein.« Daniela hatte mit einem Mal verschwommene Bilder im Kopf, die sich zu Szenen kaum vorstellbarer Grausamkeit zusammensetzten. Dabei spürte sie genau, dass es sich bei der Frau, um die es ging, weder um Dilia noch um ein anderes weibliches Mitglied des Clubs handelte. Aber das machte die Sache nicht weniger schrecklich.
2
Der Schmerz war kaum zu ertragen. Stela wälzte sich schreiend auf ihrer Schlafmatte und versuchte verzweifelt, die lähmende Betäubung, die sie gleichzeitig gepackt hatte, abzuschütteln. Schlug ihr Herr sie?, fragte der Teil ihres Bewusstseins, der bereits erwacht war.
Doch sie begriff instinktiv, dass es etwas anderes sein musste. Sie war bereits gestern geprügelt worden, und obwohl der kräftige Mann sich alle Mühe gegeben hatte, war es bei Weitem nicht so schlimm gewesen, dass sie die Schmerzen jetzt noch in einem solchen Maße spüren würde.
Wenige Augenblicke lang sah sie einen von Feuer erfüllten Raum vor sich, in dem mehrere leblose Körper lagen, dann befand sie sich in einem dunkelrot getäfelten Schlafzimmer, starrte verwirrt auf den roten Pyjama, den sie trug, und hörte die angenehm klingende Stimme eines Mannes, der beruhigend auf sie einsprach. Doch als sie zu ihm aufschauen wollte, wurde das Zimmer kleiner, und sie sah rote Blumen auf einer rosa Tapete und eine junge, ihr unbekannte Frau, die verzweifelt die Hände rang.
»Bitte, Dilia, komm zu dir!«, hörte sie noch, dann packte jemand sie mit schmerzhaftem Griff und schüttelte sie.
»He, schrei nicht so! Die anderen wollen schlafen.«
Das war ihr Herr. Am liebsten hätte Stela sich in ihr anderes Ich verwandelt, um ihn kräftig zu beißen. Etwas Schreckliches musste geschehen sein, und der Kerl wollte schlafen. Wütend versuchte sie seine Hand abzuschütteln, erhielt dafür aber eine Ohrfeige, dass sie Sterne sah.
»Ruhe! Verstanden? Sonst werde ich grantig!« Damit stieß ihr Herr sie auf ihre Decke zurück und ging in sein Schlafzimmer hinüber.
Stela blickte ihm hasserfüllt nach und sah dann die vorwurfsvollen Blicke der anderen Kinder auf sich gerichtet, die für diesen Mann betteln und stehlen mussten.
»Vater hat recht! Du darfst in der Nacht nicht so herumschreien«, fuhr Andrej sie an. Er war bereits zwölf und so etwas wie die rechte Hand jenes Mannes, der sich Vater nennen ließ und doch nur ein elender Ausbeuter war.
Stela kehrte dem Jungen den Rücken zu, schlang ihre Decke enger um sich und dachte, dass sie den Rest der Nacht wach bleiben musste, um nicht erneut in einen Albtraum aus Blut und Feuer zu versinken.
3
Sie war tot, und sie musste in der Hölle sein, denn um sie herum war es so heiß, dass sie zu verbrennen glaubte. Ein schweres Gewicht presste ihren Kopf und ihre Brust gegen den Boden. Gleichzeitig rann Blut über ihr Gesicht und füllte ihren Mund so, dass sie zu ersticken drohte. Unwillkürlich schluckte sie es hinunter.
Im nächsten Augenblick begriff Vanessa, dass der Körper ihrer Schwester auf ihr lag.
»Stephanie!« Dieser Gedanke brachte sie zu sich.
Der Bandit namens Erwin, Ferdinand Rubanter junior und ihre Kumpane hatten ihre Schwester, ihren Mann und sie selbst entführt und umgebracht. Ganz war es ihnen jedoch nicht gelungen, denn sie lebte noch. Aber wenn sie nicht bald von hier wegkam, würde sie sterben. Gleichzeitig schüttelte es sie vor Grauen, denn sie beobachtete sich selbst, wie sie das Blut aus der
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