Vampirjagd: Roman (German Edition)
manuellen Betrieb geschaltet, da eine höhere Auszahlung bevorstand und der Kunde das Geld dringend gebraucht hat.«
»Das haben Sie bei der ersten Vernehmung aber nicht zu Protokoll gegeben«, wandte Prallinger ein.
Der Bankangestellte hob beschwichtigend die Hände. »Da war ich noch zu schockiert von dem Überfall. Später aber hat der Herr Radnitsch, unser Filialleiter, das nachgemeldet.«
»Ich werde nachschauen!« Prallinger überlegte, ob die Banditen Unterstützung oder wenigstens Informationen von Bankangestellten erhalten hatten. Doch das erschien ihm wenig wahrscheinlich. Die drei überfallenen Filialen gehörten zu drei unterschiedlichen Bankkonzernen, und so viele Helfer vor Ort konnte auch der ausgebuffteste Bandit nicht haben.
»Sie haben zu Protokoll gegeben, die Banditen wären maskiert gewesen«, bohrte Prallinger weiter.
»Na ja, ich habe zuerst gedacht, den Mann kennst du doch«, antwortete der Bankangestellte entschuldigend.
»Wer soll das gewesen sein?«, unterbrach Prallinger ihn.
»Der Mann sah aus wie der englische Nationalstürmer Frank Lampard. Ich habe mich schon gefragt, wie der ausgerechnet zu uns kommt, da hat er die Pistole gezogen.«
»Der Lampard?«
»Nein, der Bankräuber, der wie Lampard ausgeschaut hat. Da habe ich erst gemerkt, dass der Mann eine Maske mit dessen Gesicht getragen hat. Aber auf ein paar Meter hat es wie echt ausgeschaut.« Der Bankangestellte seufzte. »Schade, dass es nicht der Lampard war. Von dem hätte ich mir ein Autogramm geben lassen. Das ist nämlich ein ganz Großer, kann ich Ihnen sagen.«
Prallinger hätte dem Mann am liebsten auch etwas gegeben, nämlich eine saftige Ohrfeige. Schließlich war er nicht hier, um Lobeshymnen auf einen Balltreter zu hören, sondern um Informationen über den Bankraub einzuholen.
»Der Bankräuber hat also eine Maske getragen?«
»Das habe ich doch gesagt!«
Mit verkniffener Miene wandte Prallinger sich nun wieder der Frau zu. »Haben Sie diese Maske auch bemerkt?«
Die Frau überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. »Ich? Nein! Ich war doch hinten an meinem Schreibtisch. Von dort sind es gut zehn Meter bis zum Kassenschalter. Mein Kollege hat ja gesagt, dass man nur aus nächster Nähe hat erkennen können, dass es eine Maske gewesen ist. Für mich haben die zwei Männer ganz normal ausgeschaut!«
»Ist Ihnen sonst etwas aufgefallen? Kleidung, Schuhe?«
Prallinger erntete erneut ein Kopfschütteln.
»Nein«, sagte die Frau. »Das Einzige, was ich noch weiß, ist, dass sie das Geld in ein Plastiksackerl vom Hofer haben packen lassen.«
»Haben die Männer etwas gesagt oder Ihnen nur einen Zettel hingeschoben mit einem Text wie ›Achtung, Überfall, geben Sie das Geld‹?«, fragte Prallinger wieder den männlichen Bankangestellten.
»Sie haben zwar einen Zettel hergeschoben, aber auch was gesagt. Meistens ausländisches Zeug, das ich nicht verstanden habe. Für mich waren das Osteuropäer. Das sind nämlich die größten Gauner. Die …« Bevor der Mann zu einem längeren Vortrag ansetzen konnte, stoppte Prallinger ihn.
»Haben die Bankräuber auch deutsch geredet?«
»Ja, ein wenig. Sonst hätten wir ja nicht verstanden, dass wir die Hände in Brusthöhe halten und uns nicht rühren sollen«, erklärte die Frau.
»Haben sie gebrochen geredet oder wie jemand, der die Sprache gut beherrscht?«, fragte Prallinger ungeduldig.
»Na ja, Deutsch konnten sie schon, aber den osteuropäischen Akzent hat man herausgehört«, berichtete der männliche Angestellte.
»Und wie war das mit den, wie Sie sagen, osteuropäischen Ausdrücken? Hat man denen angemerkt, dass es die Muttersprache ist?«
Die Angestellten sahen sich an, bis der Mann schließlich das Wort ergriff. »Also, was die gesagt haben, haben wir nicht verstanden. Viel war es eh nicht. Fast noch weniger als die paar Kommandos auf Deutsch.«
Prallinger begriff, dass er hier nichts Neues mehr erfahren würde. Die Aussagen der beiden waren nicht sonderlich brauchbar. Ein paar osteuropäische Brocken machten für ihn noch keinen Rumänen oder Ukrainer, vor allem, wenn sie Deutsch wie Einheimische sprachen. Den Akzent, den der Bankangestellte gehört haben wollte, nahm er nicht ernst. So etwas konnte beinahe jeder imitieren.
Voller Hoffnung, es doch mit Einheimischen zu tun zu haben, die sie eher über kurz als über lang ausräuchern würden, suchten Prallinger und sein Assistent Wiedl die nächste überfallene Bankfiliale auf. Hier hörten sie
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