Vampirjagd: Roman (German Edition)
wurde von einer zweieinhalb Meter hohen Mauer geschützt, deren Krone zusätzlich mit Elektrodraht und eisernen Spitzen gesichert war. Martialisch aussehende Security-Männer standen am Eingangstor und musterten misstrauisch die wenigen Passanten, die an ihnen vorübereilten. Vanessa erinnerte sich, gelesen zu haben, dass Rubanter über eine eigene Sicherheitsfirma verfügte, die auch Geldtransporte für Banken und Geschäfte durchführte.
Einem der Wachmänner passte es offenbar nicht, dass sie vor dem Anwesen stehen blieb, denn er kam mit langen Schritten auf sie zu. »Schau zu, dass du weiterkommst! Du hast hier nichts verloren. Das ist Privatbesitz.«
Mit spöttischer Miene wandte Vanessa sich zu ihm um. »Der Gehsteig hier aber nicht. Der gehört alleweil noch der Stadt Wien.«
Der andere blieb vor ihr stehen und holte mit der Hand aus. »Husch, verschwinde, sonst …«
»Ich weiß nicht, ob es deinem Chef gefallen würde, wenn morgen in der Kronenzeitung steht, dass einer seiner Gorillas eine harmlose Spaziergängerin zusammengeschlagen hat!«
Der Mann sah sich unauffällig um, ob ein Kamerateam in der Nähe war, das diese Szene gerade filmte. Er kannte die politischen Ambitionen Rubanters und wusste genau, dass dessen Gegner alles tun würden, um seinen Chef bloßzustellen. Da er nicht an negativen Schlagzeilen schuld sein wollte, drehte er sich schnaubend um und kehrte zum Eingangstor zurück.
Einer seiner Kollegen sah ihn fragend an. »Wer war das eben?«
»Irgend so eine politische Provokateurin, die darauf aus ist, den Herrn Rubanter in ein schlechtes Licht zu rücken. Mit so einem Gesindel sollte kurzer Prozess gemacht werden!«
»Halt᾿s Maul, sonst steht das morgen im Kurier oder im Standard.«
In der Folgezeit bemühten sich beide, Vanessa zu ignorieren. Diese studierte das Anwesen mithilfe ihrer neuen Fähigkeiten und sagte sich, dass es nicht leicht sein würde, sich Rubanter junior in seinem eigenen Heim vorzunehmen. Die Umgebung der Mauer wurde von Scheinwerfern ausgeleuchtet, und sie konnte die Masse an Sensoren und Überwachungskameras geradezu riechen. Außerdem hielten vier weitere Gorillas im Hof Wache. Sie roch auch Ferdinand Rubanter junior, wusste aber, dass sie im Augenblick nicht an ihn herankam.
»Da muss ich mir etwas einfallen lassen«, sagte sie leise zu sich selbst und beschloss, die Umgebung ihrer drei bis jetzt bekannten Feinde mit Martins Laptop auszuforschen.
5
Florian Grametz hatte sein altes Auto Erwin überlassen, sich aber umgehend einen neuen Wagen besorgt. Als er jetzt damit durch die Stadt fuhr, spürte er mit Erleichterung, wie seine Angst allmählich nachließ. Schließlich hatte er Mattuschek und die beiden Weiber weder in die Hütte gebracht noch sie ermordet. Im Grunde musste er sich nicht mehr vorwerfen als unterlassene Hilfeleistung, und selbst dafür hatte er eine Ausrede. Kerle wie Erwin, Jonny und Rainer hätten sich ganz bestimmt nicht von ihm aufhalten lassen. Was die Vergewaltigung der beiden Schwestern anging, würde er einfach leugnen, sich daran beteiligt zu haben.
Nach kurzer Fahrt erreichte er Tonis Wohnung und rief diesen per Handy heraus. Da seinem Freund die Angelegenheit ganz offensichtlich deutlich schwerer zusetzte als ihm, drückte er ihm eine Pille in die Hand. »Ich glaube, die kannst du brauchen!«
»Sag bloß, du bist high und fährst trotzdem Auto?«, fragte sein Freund bestürzt.
»So fahre ich besser als nüchtern, denn mit dem Zeug habe ich sehr viel bessere Reflexe.« Lachend fuhr Florian los. Zuerst wurde er durch den zäh fließenden Verkehr gebremst, doch weiter draußen konnte er aufs Gas treten.
»Wo wollen wir eigentlich hin?«, fragte Toni.
»Zum Ferdl. Du musst an seinem Computer ein paar Sachen manipulieren. Wegen gestern, weißt du!«
»Erinnere mich nicht daran!«
Toni schüttelte es. Doch bald zeigte die Droge Wirkung, und als sie schließlich den Protzpalast der Rubanters erreichten und von den Wachleuten auf den Parkplatz innerhalb des Geländes gelotst wurden, war er wieder bester Dinge.
Auch Ferdinand hatte die unangenehme Geschichte weitestgehend verdrängt. Ein paar Sachen gab es jedoch, die bereinigt werden mussten. Dafür brauchte er Toni und dessen Geschick mit dem Computer. Er empfing seine Freunde am Hauseingang und führte sie auf kürzestem Weg in sein Arbeitszimmer. Die Computeranlage war bereits eingeschaltet, daneben lagen mehrere Zettel mit Passwörtern und URL-Adressen.
»Ich habe schon
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