Vampirjagd: Roman (German Edition)
sich, musste sie die sechs Kerle ausfindig machen, sie dann einzeln abpassen und ihnen das Blut aussaugen. In ihren Augen musste das der Grund dafür sein, weshalb sie ein Vampir geworden war.
Schwierig würde es nur werden, die Kerle zu finden. Bei diesem Gedanken fiel ihr Blick auf den Bildschirm des Laptops. Vielleicht konnte der Computer ihr helfen. Rasch erledigte sie die letzte Mail und blickte dann zu Martin hinüber.
Zu ihrer Erleichterung war er eingeschlafen und bot ihr damit die Gelegenheit, ungestört mit ihrer Suche zu beginnen. Ihr erstes Opfer war Ferdinand Rubanter, von dem sie als Einzigem den vollständigen Namen kannte.
Es gab eine Menge Einträge über ihn. Zu anderen Zeiten hätte sie die meisten ignoriert. Doch sie wollte keine Information übersehen und sah sich daher jede Seite an, auf denen über ihn berichtet wurde. Am interessantesten fand Vanessa die Links zu YouTube und Facebook. Dort erhielt sie die ersten verwertbaren Auskünfte über den Gesuchten. Bei einem Bericht über eine Party konnte sie lesen, dass Ferdinand diese zusammen mit seinen Freunden Florian Grametz und Toni Oberhuber besucht hatte.
Es kostete sie nur wenig Mühe, herauszufinden, wo die beiden wohnten. Auch an die Adresse der Rubanter-Familie war leicht heranzukommen. Doch es schien ihr kaum durchführbar, Ferdinand direkt in seinem Zuhause anzugreifen. Einem Interneteintrag zufolge war die Villa hermetisch abgesichert und verfügte über modernste Sicherheitsanlagen.
Doch was war mit den beiden anderen? Unwillkürlich dachte sie an Florian Grametz. Er hatte jene Pillen verteilt, durch die seine Kumpane zu Mördern geworden waren. Google Earth half ihr dabei, sich das Haus, in dem der junge Bursche wohnte, genauer anzusehen. Ebenso wie Ferdinand und Toni lebte Florian noch bei seinen Eltern. Die Grametz-Villa war ein prachtvolles Gebäude aus dem beginnenden zwanzigsten Jahrhundert. Sie würde es sich in der kommenden Nacht anschauen. Mit diesem Vorsatz beendete sie ihre Internetsession und kümmerte sich wieder um die Hausarbeit, die Martin bisher sehr leger gehandhabt hatte.
3
Gegen Abend wachte Martin wieder auf. Vanessa sorgte dafür, dass er genug zu trinken bekam, und machte ihm etwas zu essen. Erneut aß er mit gutem Appetit, war aber immer noch zu schwach, um mehr als ein paar Anzüglichkeiten von sich geben zu können.
»Ich glaube, wir müssen noch einen Tag warten«, seufzte er enttäuscht.
»Das sehe ich auch so«, antwortete Vanessa und zog ihre Jacke an.
Martin sah ihr erschrocken zu. »Was machst du da?«
»Ich habe nicht einmal eine Zahnbürste dabei! Außerdem will ich mir ein paar Klamotten besorgen. Das Zeug, das ich anhabe, ist arg durchgeschwitzt.«
Außerdem gehört es nicht mir, setzte Vanessa für sich hinzu. Hier in der Stadt war es zwar unwahrscheinlich, dass jemand ihre Kleidungsstücke als die einer anderen identifizierte, dennoch mochte sie das Zeug nicht länger tragen und wollte sich überdies nach eigenem Geschmack kleiden. Zudem benötigte sie dringend Unterwäsche.
»Du kommst aber wieder!«, rief Martin aus.
Mit einem Lächeln drehte Vanessa sich zu ihm um. »Natürlich! Ich verspreche es dir.«
»Dann ist es gut!« Martin erwiderte ihr Lächeln und sank müde auf das Kissen zurück. »So marode wie jetzt habe ich mich ehrlich gesagt noch nie gefühlt. Vielleicht sollte ich doch einen Arzt rufen.«
»Es wird schon wieder besser!« Vanessa war mittlerweile sicher, dass Martin sich als gesunder junger Mann rasch von dem Blutverlust erholen würde. Daher tätschelte sie ihm die Wange und ging zur Tür. »Bis gleich!«
Sie musste sich beeilen, wenn sie noch vor Ladenschluss ein Bekleidungsgeschäft erreichen wollte. Als sie die Treppe hinabeilte, kamen ihr zwei alte Frauen entgegen. Sie musterten sie kritisch und blickten dann vielsagend auf die Tür von Martins Wohnung.
»Hast du das gesehen?«, fragte eine die andere.
»Die kommt vom Duback. Ob das seine neueste Freundin ist?«
Vanessa verstand jedes Wort, obwohl sie schon unten an der Haustür angekommen war und der Lärm der Straße in den Flur drang. Also waren nicht nur ihre Augen ungewöhnlich scharf und ihr Geruchssinn hochempfindlich geworden.
Auf der Straße sah sie sich um, entdeckte gut zweihundert Meter weiter ein größeres Kaufhaus und einen kleineren Laden, der für junge Mode warb, und eilte auf diesen zu. Eine gelangweilt wirkende Verkäuferin wollte gerade von innen abschließen, doch als sie Vanessa
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