Vampirjagd: Roman (German Edition)
lachend. »Je länger deren Verschwinden zurückliegt, umso weniger bringt man es mit uns in Verbindung.«
»Es wird aber nicht lange dauern. Das Mädchen war heute nicht in der Schule, und das wurde bereits im Schulcomputer vermerkt«, fuhr Toni fort.
»Wie bist du auf die Datei gestoßen?«, rief Florian erstaunt.
»Eine Freundin meiner Schwester ist auf derselben Schule, und die hat mir die Passwörter der Direktorin besorgt. Die Alte wechselt sie zwar jeden Monat, nimmt aber immer die gleichen zwölf her. Ich habe dem Mädchen im letzten Jahr mehrmals entschuldigtes Fehlen eingetragen. Die entsprechende Datei kann nämlich von allen Lehrkräften aufgerufen werden. Daher glaubt jeder, ein Kollege oder eine Kollegin hätte den Eintrag vorgenommen.« Jetzt grinste auch Toni, denn die Erinnerung daran, wie er die Lehrer dieser Schule veräppelt hatte, war zu schön.
»Dann schreib doch auch für diese Stephanie eine Entschuldigung. Wenn die in der Schule glauben, sie wäre eine, nein besser zwei Wochen krank, kümmern sie sich nicht darum.« Ferdinand klopfte Toni lachend auf die Schulter und zwinkerte Florian zu.
»So was kannst du bloß mit einer Computeranlage wie der meinen machen. Ich bin nämlich genauso im Netz drin wie mein Vater, und der hat Zugang zu den meisten Firmen und Behörden.«
»Wie ist er denn daran gekommen?«, wunderte Florian sich.
»Ein Rubanter kriegt alles!«, antwortete Ferdinand im Brustton der Überzeugung. »Ich brauche bloß eine Mail loszuschicken, fünf Minuten später kann ich selbst die geheimen Dateien des Bundeskanzleramts lesen.«
»Aber ohne mich könntest du nicht viel damit anfangen!«, rief Toni, der seine Leistung geschmälert sah.
Ferdinand winkte jedoch nur ab und befahl ihm, die Dateien einer bestimmten Bank aufzurufen. »Ich will schauen, wie viel Geld dieser Berni Mattuschek auf seinem Konto hat.«
»Warum?«, fragte Toni verständnislos.
»Wenn er im Plus steht, schiebst du alles auf mein Konto auf den Cayman Islands. Sonst liegt es bloß nutzlos herum, und das wollen wir doch nicht.«
Toni befolgte die Anweisung, und zehn Minuten später war Ferdinands Geheimkonto in der Karibik um etwa neunzigtausend Dollar reicher. Dieses Geld hatte Berni an einen Lieferanten überweisen wollen, doch der würde nun vergebens darauf warten.
»Nicht schlecht! Jetzt schauen wir uns noch die Umgebung der Bankfiliale an, die wir morgen besuchen werden. Eins müsst ihr euch merken: Auch wenn Erwin noch so das Maul aufreißt – der Chef bin ich!«
In der Hinsicht war Ferdinand froh, seine beiden Freunde mit ins Boot geholt zu haben. Allein fühlte er sich Erwin und dessen Schlägertypen gegenüber auf verlorenem Posten, aber zusammen mit Florian und Toni sahen seine Chancen gleich viel besser aus.
6
Am Morgen war die kleine Hündin schon wieder verschwunden. Das stellte Daniela vor ein Rätsel. Zwar versicherten ihre Hausdame Anita und die Köchin, sie hätten die Haustür nicht geöffnet, doch das Tier konnte sich doch nicht in Luft aufgelöst haben.
Urban sah eine Weile zu, wie Daniela die Villa und den Garten durchsuchte, umarmte sie dann und drückte sie tröstend an sich. »Nimm es nicht so schwer. Die Kleine ist halt eine Streunerin. Vielleicht kommt sie wieder. Das hat sie ja schon einmal getan.«
»Dem Tierchen kann so viel zustoßen«, gab Daniela düster zurück. »Außerdem habe ich es ins Herz geschlossen. Es ist so lieb.«
»Dann gib eine Anzeige in der Zeitung auf oder im hiesigen Stadtteilblatt. Vielleicht findet jemand den Hund. Du kannst ja eine Belohnung versprechen.«
Kaum hatte Urban den Vorschlag gemacht, da begann Dilia zu lachen. »Tu das, und man wird dir jeden Hund, der in den inneren Bezirken Wiens herumläuft, anschleppen und Geld verlangen. Danach hast du mehr dieser Viecher im Haus als das Tierasyl.«
»Bittschön nicht!«, rief Urban in komischem Entsetzen aus. Er war sehr auf seine Ruhe bedacht und mochte Störungen dieser Art ganz und gar nicht.
Unterdessen rieb Dilia sich über die Stirn. »Ich weiß nicht. Aber müsste es nicht möglich sein, dieses Tier mit unseren besonderen Fähigkeiten aufzuspüren? Wir haben es gestern doch alle gestreichelt.«
»Du bist eine Vampirspürerin, aber keine Hundespürerin«, wandte Urban ein.
»Irgendetwas ist mit der Kleinen. Ich frage mich nur, warum ich nicht schon gestern Abend daraufgekommen bin. Du musst es doch auch gespürt haben?« Dilia wandte sich Daniela zu, die zuerst den Kopf
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