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Vampirjagd: Roman (German Edition)

Vampirjagd: Roman (German Edition)

Titel: Vampirjagd: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Volkers
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anscheinend nicht gekannt.«
    »Vielleicht können wir sie adoptieren?«, sprach Dilia die Überlegung aus, die ihr eben durch den Kopf ging.
    »Ohne Papiere ist das nicht ganz einfach!« Urban sah sofort Schwierigkeiten voraus, denen er gerne aus dem Weg gegangen wäre. Doch auch er wusste, dass sie Stela auf Dauer nicht ohne Aufsicht lassen konnten. Dazu waren die übernatürlichen Fähigkeiten des Kindes viel zu stark. Allerdings hätte er sich lieber eine kleine Vampirin gewünscht. Wie solche zu behandeln waren, wusste er. Doch was in Stela steckte, musste die Zukunft zeigen.
    »Wie gehen wir weiter vor?«, fragte er, während er sich einen Kaffee nach türkischer Art bestellte und die Bedienung damit in Verwirrung stürzte.
    Daniela horchte kurz auf die Gedanken des Mädchens und berichtete, was sie ihnen entnahm. »Wenn ich Stela richtig verstanden habe, kommt der Bettlerkönig gegen fünf, um sie abzuholen und das Geld zu kassieren, das sie bis dorthin zusammengebracht hat. Allerdings hat sie bis jetzt noch nie so viel von den Leuten erhalten, wie er von ihr fordert. Deswegen bekommt sie immer wieder Schläge.«
    »So ein Schuft! Der gehört eingesperrt«, empörte sich ihr Mann.
    »Das wäre richtig, aber leider auch unvernünftig. Ich will auf keinen Fall die Polizei einschalten. Wer weiß, was die mit dem Kind machen. Wir sollten mit dem Kerl reden. Vielleicht können wir sie ihm abkaufen.« Daniela war notfalls bereit, mit ihren hypnotischen Fähigkeiten nachzuhelfen.
    Ihre Freunde begriffen, was sie vorhatte, und Dilia hob abwehrend die Hand. »Ist das nicht riskant? Immerhin müssen wir diesen Feind im Hintergrund fürchten. Was ist, wenn der auf dich aufmerksam wird?«
    »Darauf muss ich es ankommen lassen. Vielleicht ist es gar nicht mal so schlecht, wenn wir unserem Gegner zeigen, dass wir uns nicht verkriechen. Möglicherweise kommt er dann aus seinem Versteck, und wir wissen endlich, mit wem wir es zu tun haben.«
    Da Daniela fest entschlossen schien, gab Dilia ihren Widerstand auf. Ihre Freundin mochte sogar recht haben. Immerhin war Daniela das Kind einer anderen Zeit als sie selbst, die noch zu Lebzeiten Kaiser Franz᾿ I. geboren worden war und in der Schule für Kaiser Ferdinand hatte beten müssen.
    »Machen wir es so«, sagte sie und rückte ihrer Esterházy-Torte so energisch zu Leibe, als wäre diese ein Feind, den es zu bekämpfen galt.

9
    Um Punkt fünf Uhr tauchte der Mann am Stephansdom auf. In seinem blauen Anzug wirkte er spießig, hatte aber auf eine Krawatte verzichtet. Dafür trug er einen altmodischen, dunklen Hut auf dem Kopf. Sein Gang zeugte von übersteigertem Selbstbewusstsein, das durch seine Größe und seine breite Gestalt noch unterstrichen wurde. Dennoch verriet seine Miene, dass er innerlich angespannt war.
    Daniela begriff, dass der Mann nicht wusste, was er von Stela halten sollte. Schließlich war ihm die Kleine schon zweimal ausgerissen. Auch wenn sie jedes Mal wieder zurückgekommen war, wurde sie zu einem Unsicherheitsfaktor für ihn. Wenn sie wieder einmal verschwand und in der Nacht von der Polizei aufgegriffen wurde, konnte sie seine Tätigkeit und seine Unterkunft verraten. Dann würde es ihm an den Kragen gehen.
    Als er auf Stela zutrat und ihr das erbettelte Geld abfordern wollte, mischte sich Daniela ein. »Sie wissen schon, dass das, was Sie hier tun, illegal ist«, sagte sie mit sanfter, aber in seinem Kopf nachhallender Stimme.
    »Was wollen Sie?«, fragte er ungehalten.
    »Die Kleine!«, antwortete sie zu seiner Verwunderung.
    »Was wollen Sie denn mit der?«
    »Sie gefällt mir, und ich möchte etwas für sie tun. Vielleicht adoptiere ich sie sogar«, antwortete Daniela.
    Der Mann kniff überrascht die Augen zusammen. »Sie wollen die Kleine haben? Das lässt sich machen. Aber das kostet was«, begann er zu verhandeln.
    Daniela kämpfte mit dem Wunsch, den Kerl an die Polizei zu melden. Allerdings war es nicht in ihrem und auch nicht im Sinn der anderen Wiener Vampire, sich an die Behörden zu wenden, wenn es nicht absolut notwendig war. Daher versuchte sie es mit einem Bluff.
    »Was glauben Sie, was es Sie kostet, wenn wir die Polizei rufen?« Ihre Augen nahmen eine rote Färbung an, und die Kraft, die sie in ihre Stimme legte, ließ Dilia und Urban zusammenzucken. Auch Stela sah sie ganz erschrocken an, während der Bettlerkönig keuchend seine Gedanken zu ordnen versuchte.
    »Fünfhundert Euro!«, würgte er hervor.
    »Keine hundert«, konterte

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