Vampirjagd: Roman (German Edition)
Toni.
Ferdinand blickte nach vorne und trat voll auf die Bremse. »Idiot!«, rief er wütend, weil er warten musste, bis der Gegenverkehr vorbei war, um zu überholen. Als er auf gleicher Höhe mit dem anderen Wagen war, tippte dessen Fahrer sich gegen die Stirn.
»Gleich hole ich mir den Kerl!«, schäumte Ferdinand auf und scherte so knapp vor dem überholten Fahrzeug ein, dass der Mann am Steuer unwillkürlich bremste. Im gleichen Augenblick fuhr ein nachfolgender Wagen auf diesen auf.
»Geschieht dem Trottel recht«, erklärte Ferdinand und drückte erneut aufs Gas.
»Was ist, wenn er dich anzeigt?«, fragte Toni.
»Dann hab ich zwei Zeugen, dass der Depp selber schuld war. Und jetzt hör auf zu jammern. Wir sind gleich da!«
Ferdinand folgte der Straße noch mehrere Kilometer, bog dann nach links ein und hielt schließlich neben einem kleinen Waldgelände an. »So, Freunde, da sind wir. Jetzt schauen wir mal, ob wir jemand finden, der uns passt!« Noch während er es sagte, streifte sein Blick über das Gelände, und kurz darauf begann er zu grinsen.
»Schaut euch das an! Da ist eine Joggerin. Was meint ihr? Sollen wir ihr Beine machen?« Ferdinand wartete nicht auf Antwort, sondern ließ Rasso von der Leine.
Der Hund schoss mit einem Satz los und erreichte die Joggerin innerhalb weniger Sekunden. Diese hörte ihn, drehte sich um, und ihre Miene erstarrte zu einer Maske des Schreckens.
Ferdinand wartete, bis Rasso die Frau umgeworfen hatte, dann stieß er einen scharfen Pfiff aus und sah zufrieden, wie der Hund von seinem Opfer abließ und zu ihm zurücktrottete. Nachdem er Rasso wieder an die Leine genommen hatte, grinste er seine Freunde an. »Die Joggerin hat noch Glück gehabt. Aber bei der Frau vom diesem Farbenkleckser Lassky ruf ich Rasso nicht zurück. Das Miststück wird mir den Karateschlag bezahlen, den sie mir versetzt hat.«
»Du warst ihr wohl zu aufdringlich?«, spottete Toni, der eine Pille geschluckt hatte und sich nun wieder stark und mutig fühlte.
»Mit einem Rubanter macht sie das kein zweites Mal, das schwöre ich euch. Aber jetzt kommt! Hier ist es mir doch zu langweilig. Schauen wir, was in der Stadt los ist. Ich habe Durst, und die Nacht ist noch lang.«
11
Stela war frisch gewaschen, steckte in einem neuen rosafarbenen Kleidchen und nuckelte an ihrer Limonade, während Daniela, Urban, Dilia, Cynthia und Istvan um sie herumsaßen und sie betrachteten.
»Du meinst also, sie wäre etwas Ähnliches wie wir?«, fragte Cynthia nicht gerade überzeugt.
»Sie ist übersinnlich, aber kein Vampir«, antwortete Daniela lächelnd. »Ihr solltet Stela nicht wie ein niedliches kleines Kind behandeln. Sie ist geistig viel weiter entwickelt, als es ihrem Alter entspricht.«
Istvan rutschte unruhig auf seinem Sitz umher. »Was wollt ihr mit ihr machen? Ihr könnt sie doch nicht einfach so behalten.«
»Uns wird schon etwas einfallen«, wich Daniela einer direkten Antwort aus.
»Schade, dass Alex nicht mehr bei uns ist. Er war ein Ass am Computer und hätte uns vielleicht eine Adoptionsurkunde für die Kleine besorgen können.«
Cynthia seufzte bei der Erinnerung. Der junge Vampir war trotz seiner homosexuellen Neigung ihr Schwarm gewesen. Doch er gehörte zu den Freunden, die der schwarzen Königin zum Opfer gefallen waren. Seitdem kannten sie niemand mehr, der die Fähigkeit besaß, sich in die Computersysteme der Behörden einzuhacken, um ihnen klammheimlich neue Pässe und dergleichen zu besorgen. Das war ein Problem, das in den nächsten Jahren gelöst werden musste.
Daniela winkte ab, denn für sie war es wichtiger, erst einmal die Gegenwart zu bewältigen. Lächelnd strich sie Stela über die Wange. »Willst du uns nicht sagen, wer du wirklich bist?«
Die Kleine schob die Unterlippe vor. Obwohl sie spürte, dass Daniela und Dilia sie mochten, wollte sie ihr Geheimnis nicht preisgeben. Die Angst, verjagt oder gar getötet zu werden, saß zu tief.
Dilia streckte die Hand aus und berührte Danielas Schulter. »So wird das nichts! Stela ist zu verschreckt. Zuerst müssen wir ihr Vertrauen gewinnen, aber solange unsere Freunde solch saure Gesichter ziehen, wird das schwer sein.« Sie warf Cynthia und Istvan einen verärgerten Blick zu.
»Wir haben ja nichts gegen das Kind. Es ist nur …«, stotterte die junge Vampirin.
»Ich hätte Stela auch dann diesem Kerl abgenommen, wenn sie keine besonderen Fähigkeiten hätte. Es war einfach übel, wie der sie behandelt hat«,
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