Vampirjagd: Roman (German Edition)
nahm sie an, dass die Fenster gesichert waren, sah aber, dass eines offen stand. Sie hatte schon als Kind gut klettern können, und mit ihren neuen Kräften musste es ein Leichtes sein, da hochzukommen. Doch mit dem Eindringen ins Haus würde sie warten müssen, bis sie mehr über die Gewohnheiten Ferdinands und seines Vaters in Erfahrung gebracht hatte.
Mit dieser Überlegung beendete sie ihren Rundweg und huschte auf die Außenmauer zu. Trotz einer Höhe von zweieinhalb Metern stellte diese für sie kein Hindernis dar. Sie brauchte keine Sekunde, um nach oben zu klettern, und sprang über den elektrisch geladenen Stacheldraht und die eisernen Spitzen hinweg, ohne mehr als die Mauerkante zu berühren.
Einer der Wachmänner sah genau in dem Augenblick auf einen der Überwachungsbildschirme und schüttelte verwundert den Kopf. »Schau doch mal hinaus! Ich glaube, da ist was«, wies er einen Kollegen an.
Dieser murrte zunächst, weil es gerade so spannend war, ging dann aber los und umkreiste die Villa, ohne das Geringste festzustellen. Als er zurückkam, hatte der Gegner seiner Lieblingsmannschaft ein Tor geschossen, und seine Laune sank entsprechend.
»Wegen was hast du mich eigentlich hinausgehetzt?«, fragte er ärgerlich.
»Ich hab für einen Augenblick gedacht, ich hätte was auf dem Bildschirm gesehen.« Sein Kollege holte die entsprechende Stelle der automatischen Aufnahme auf den Bildschirm, nahm aber nur einen kurz auftauchenden Schatten wahr, den ebenso gut eine Widerspiegelung der Scheinwerfer verursacht haben konnte.
2
Ohne zu ahnen, dass ihnen eine unheimliche Verfolgerin im Nacken saß, vergnügten Ferdinand und seine Freunde sich in einem angesagten Club. Sie genehmigten sich einige Drinks, schluckten eine weitere Drogenpille und tanzten ausgelassen. Diesmal verzichteten sie jedoch darauf, ein paar Mädchen abzuschleppen, denn Ferdinand war klar, dass er Erwin und dessen Kumpane nicht noch einmal versetzen durfte.
Unterdessen winkte Florian die mit knappen Shorts und einer hautengen Bluse bekleidete Bedienung zu sich heran und befahl ihr, ihm eine Schachtel Zigaretten zu besorgen.
»Dazu müsste ich aber rausgehen. Im Lokal dürfen keine Automaten mehr stehen, das Gesetz, wissen Sie?« Auf diese Weise versuchte die Frau, den Auftrag abzuwehren. Doch als Ferdinand ihr einen Zwanzigeuroschein in den Ausschnitt steckte, lächelte sie freundlich und verschwand.
»So macht man das!«, erklärte Ferdinand großspurig.
»Du bist mir bloß zuvorgekommen«, maulte Florian. »Aber jetzt etwas anderes. Wie bist du eigentlich an diesen Erwin und seine beiden Paviane geraten?« Diese Frage hatte er schon längst stellen wollen.
»Sag das bloß nicht, wenn die dabei sind. Die falten dich sonst auf ein DIN-A4-Blatt zusammen – und zwar ohne Betäubung.« Ferdinand grinste, doch sein Freund hatte keinen Zweifel daran, dass die Warnung ernst gemeint war.
»Keine Sorge, ich sage schon nichts. Aber noch einmal: Wie bist du auf Erwin gestoßen?«
Ferdinand winkte Florian und Toni näher zu sich heran. »Als ich vor ein paar Wochen nachts von meiner damaligen Flamme zu meinem Auto gegangen bin, hat Erwin geglaubt, er könnte mich um mein Portemonnaie erleichtern. Er ist kurz vorher aus Sonnberg entlassen worden und war knapp bei Kasse.«
»Er hat dich also überfallen«, platzte Florian heraus.
»Depp! Nicht so laut!«, wies Ferdinand ihn zurecht. »Außerdem ist es bei dem Versuch geblieben. Der Rasso hat nämlich auf dem Vordersitz geschlafen und ist, als ich nach ihm gepfiffen habe, wie ein Blitz aus dem Wagen gesprungen und hat Erwin umgeworfen. Ich hätte den Kerl der Polizei übergeben können, aber dann haben sich die Zwillinge eingemischt. Es war ein klassisches Patt. Sie mussten sich friedlich verhalten, sonst hätte Rasso ihren Boss zerfetzt, und ich habe den Rasso nicht zurückrufen können, weil mich sonst der Jonny und der Rainer in die Mangel genommen hätten.«
»Und was hast du dann gemacht?«, fragte Toni voller Anspannung.
»Ich habe vorgeschlagen, dass wir uns vertragen und zusammen ein Bier trinken gehen. Als sie gehört haben, dass ich der Rubanter junior bin, ist ihnen eh der Arsch auf Grundeis gegangen.«
Ganz so war es zwar nicht gewesen, dachte Ferdinand. Er wollte seinen Freunden jedoch nicht erzählen, dass die drei Banditen einen Gegenwert dafür verlangt hatten, wenn sie ihn in Ruhe ließen.
»Und dabei seid ihr auf die Sache mit den Banken gekommen?« Diesmal war Florian
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