Vampirjagd: Roman (German Edition)
leise genug, um seinen Freund nicht zu ärgern.
Ferdinand nickte. »Der Erwin hat halt gemeint, dass er und seine Kumpel dringend Geld brauchen, und da ich mir schon die ganze Zeit überlegt habe, mir ein geheimes Konto anzulegen, bin ich auf die Idee gekommen.«
»Wieso brauchst du ein geheimes Konto? Dein Vater gibt dir doch eh alles, was du brauchst«, wunderte Toni sich.
»Und macht mir ständig Vorwürfe, weil er angeblich in meinem Alter bereits die ersten drei Millionen verdient gehabt hätte, und zwar umgerechnet in Euro, nicht in Schillingen.« Einen Augenblick lang verzerrte sich Ferdinands Gesicht, dann schob er den Gedanken an die Verachtung, mit der sein Vater ihn behandelte, weit von sich.
»Darum habe ich ein Konto eingerichtet, von dem mein Vater nichts weiß, und besorge mir auf diese Weise mein Geschäftskapital. Dann kann ich ihm endlich zeigen, dass ich nicht schlechter bin als er.«
Toni lag schon auf der Zunge zu sagen, dass Rubanter senior seine ersten drei Millionen sicher nicht durch Bankraub zusammengebracht hatte, doch er hatte Angst, Ferdinand würde ihm die Freundschaft aufkündigen. Im Gegensatz zu ihm war Florian begeistert von der Idee und erklärte, er würde sich ebenfalls ein Konto auf den Cayman Islands einrichten.
»Vielleicht machen wir zusammen eine Firma auf«, schlug er vor.
»Das wäre keine schlechte Idee«, fand Ferdinand und brachte Toni dazu, sich ihm anzuschließen.
3
Kurz vor sechs Uhr morgens verwandelte Ferdinand sich vom fröhlichen Partygänger in einen eiskalten Bankräuber. Er reichte der Bedienung seine Kreditkarte, damit sie die Zeche abbuchen konnte, schob sein noch halb volles Glas zurück und funkelte seine beiden Kumpel auffordernd an. »Auf geht’s! Wir haben noch etwas vor.«
Florian stand auf und feixte. »Ja, nämlich ein Rendezvous mit unserer ersten Million!«
»Wenn du dich damit zufriedengibst!«, spottete Ferdinand und stupste Toni an, der auf seinem Stuhl eingeschlafen war.
»Aufwachen. Es ist Zeit!«
»Zeit wofür?«, murmelte Toni, der eben angenehm geträumt hatte und einen Augenblick brauchte, um zu sich zu kommen. Dann erinnerte er sich an den geplanten Bankraub, trank rasch sein Glas leer und bat Florian um eine seiner Pillen, da er befürchtete, die Anspannung sonst nicht aushalten zu können. Mit zitternden Knien folgte er seinen Freunden nach draußen und quetschte sich auf den engen Rücksitz von Ferdinands Wagen.
Florian wollte sich nach vorne setzen, sah aber, als er die Hand nach der Tür ausstreckte, in Rassos prachtvolles Gebiss. Der Hund hatte auf dem Vordersitz geschlafen und dachte nicht daran, diesen zu räumen. Daher blieb auch Florian nichts anderes übrig, als auf der Rückbank Platz zu nehmen.
Die nächsten Minuten schwiegen sie. Ferdinand befolgte ausnahmsweise sämtliche Verkehrsregeln und suchte sogar einige Minuten lang nach einem freien Parkplatz, anstatt sein Cabrio einfach vor eine Einfahrt oder ins Halteverbot zu stellen, wie er es gewohnt war. Nachdem er den Motor ausgeschaltet und die Handbremse festgezogen hatte, atmete er tief durch. Dann stemmte er sich hoch und winkte den anderen, ihm zu folgen. Auch Rasso sprang aus dem Wagen und lief neben ihm her.
»Kommt der etwa mit?«, fragte Florian.
Ferdinand schüttelte den Kopf. »Der Rasso bleibt in der Wohnung!«
»Dann solltest du mit ihm vorher noch Gassi gehen«, schlug Toni vor.
»Das macht er unterwegs schon selber!« Dabei zeigte Ferdinand auf den Hund, der mitten auf dem Gehsteig sein Geschäft verrichtete. Danach lief Rasso ein Stück voraus und hob das Bein bei allen Hauseingängen.
»Seht ihr, schon ist alles erledigt«, sagte Ferdinand grinsend. »Und jetzt kommt! Sonst werden unsere Kumpel noch nervös. So, als hätte er es beschworen, klingelte sein Handy.
»Rubanter, junior!«
»Ich wollte dich bloß erinnern, damit du unsere Verabredung nicht vergisst«, hörte er Erwin sagen.
»Wir sind schon unterwegs. In fünf Minuten sind wir bei euch. Habt ihr alles vorbereitet?« Ferdinand tat so, als wäre er der Anführer der Bande, um seinen Freunden zu imponieren.
Da Erwin die Eitelkeit des jungen Mannes kannte, kümmerte er sich nicht darum, sondern berichtete nur, dass er, Jonny und Rainer so weit wären.
Während des kurzen Gesprächs hatten Ferdinand und seine Begleiter das Haus erreicht, in dem Erwin mit den Zwillingen logierte. Sie mussten nicht einmal klingeln, denn der Türöffner wurde gerade betätigt. Ferdinand stieß die
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