Vampirjagd: Roman (German Edition)
das sie bekommen haben, in einem Beutel mitgenommen, dem sogenannten Bettelsack. Was ein Schwein mit einem solchen tut, wenn es ihn erwischt, kannst du dir vorstellen.«
»Es wird diesen Sack aufreißen, um den Inhalt fressen zu können!« Martin legte ihr den Arm um die Hüften. »Du bist wunderbar, weißt du das? Für dich würde ich alles tun!«
»Wirklich alles?« Für einen Augenblick überlegte Vanessa, ob sie ihn zu dem Versuch anstiften sollte, das von Ferdinand Rubanter auf die Cayman Islands verschobene Geld auf ein Konto zu überweisen, auf das sie selbst Zugriff hatte. Dann aber ließ sie es sein.
»Was meinst du, können wir heute …?«, fragte Martin anzüglich, während seine Hand zu intimeren Stellen zu wandern begann.
»Wir sollten noch einen Tag warten«, antwortete Vanessa, die sich viel zu angespannt für eine zärtliche Stunde fühlte. Zu ihrer Überraschung ließ er sie mit einem schmerzlichen Lächeln los.
»Wenn dir nicht danach ist, sollten wir es lassen. Hast du noch einen anderen Auftrag für mich?«
Sein abrupter Themenwechsel verwirrte Vanessa. Doch als sie ihn ansah, lag ein so hündisch ergebener Ausdruck in seinen Augen, dass sie überrascht den Kopf schüttelte.
Martin schien es als Aufforderung anzusehen, seinen Computer abzuschalten. Dann holte er zwei Gläser und eine Flasche aus dem Schrank.
»Das Abendessen hat ausgezeichnet geschmeckt«, sagte er, während er die Flasche entkorkte und den Wein in die Gläser füllte. »Auf dein Wohl!«
»Auf das deine!« Vanessa schämte sich, weil sie seine Gutmütigkeit ausnützte. Dabei war er ihr wirklich sympathisch. Er lobte sie und schien ihr zudem jeden Wunsch von den Augen ablesen zu wollen. Hatte er sich vielleicht in sie verliebt?, fragte sie sich. Wenn es so war, würde es ihr leidtun, denn sie wollte ihn nicht verletzen. Und dazu würde es unweigerlich kommen, wenn sie ihn verließ.
Der Gedanke, ein Ungeheuer zu sein, das sich von menschlichem Blut ernährte, brachte sie dazu, Martin gänzlich aus ihren Überlegungen zu streichen. Sie war nur noch auf der Welt, um Ferdinand Rubanter und dessen Komplizen ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Dafür hatte ein seltsames Schicksal sie überleben lassen und mit Fähigkeiten ausgestattet, die kein anderer Mensch besaß.
Tränen traten ihr in die Augen, als sie an ihre Schwester dachte, und sie wünschte sich, Stephanie hätte überlebt und sie wäre gestorben. Was war sie denn? Ein Ungeheuer, das jederzeit zur Mörderin werden konnte, um an Blut zu kommen. Auch jetzt spürte sie diesen Hunger mit einem Mal so stark, dass sie Martins Hals nicht ansehen durfte.
»Was hast du denn?« Er trat zu ihr und schloss sie in die Arme.
Vanessa überlegte, wann ihr Mann dies das letzte Mal getan hatte. Es musste Monate her sein. Im Grunde hatte Berni sich wie ein Pascha aufgeführt und darüber vergessen, dass sie sich über ein Lob oder ein liebes Wort gefreut hätte. Als sie sich das Gesicht ihres Mannes ins Gedächtnis rufen wollte, trat ihr das von Martin vor Augen, obwohl sie ihn gerade mal einen Tag lang kannte.
»Willst du mir nicht sagen, was dich bedrückt?«, fragte er leise. »Vielleicht kann ich dir helfen!«
»Es ist schon gut! Du hast mir bereits sehr geholfen!« In ihrer Stimme lag eine Schwingung, die ihn dazu brachte, nicht weiter in sie zu dringen. Dann wischte sich Vanessa resolut die Tränen ab und lächelte ihn an. »Du bist ein außergewöhnlich lieber Mensch. Ich freue mich, dich kennengelernt zu haben!«
»Ich freue mich auch!«
Martin sah sie so bewundernd an, dass sie den Kopf wegdrehte. Er war ihr wirklich sympathisch, doch jetzt, so knapp nach Stephanies Tod, war ihre Trauer zu groß, um an Liebe oder Sex denken zu können.
Mit diesem Gedanken entwand sie sich seinen Armen und tätschelte ihm die Wange. »Komm, leg dich schlafen. Du bist noch immer sehr erschöpft, und du willst doch, dass es dir bald wieder besser geht.«
»Natürlich will ich das, allein deinetwegen«, antwortete er und ging ins Badezimmer. Sie hörte, wie er den Wasserhahn aufdrehte und wenig später kräftig gurgelte. Nach einer Weile kehrte er im Pyjama zurück und legte sich ins Bett.
»Soll ich mich nicht besser auf den Teppich legen, damit du im Bett schlafen kannst?«
Vanessa merkte, dass er sein Angebot ehrlich meinte, und war gerührt. »Das ist lieb von dir, aber du bist krank und brauchst dein Bett. Jetzt schlaf schön!«
Ich werde in dieser Nacht nicht viel Schlaf finden,
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