Vampirjagd: Roman (German Edition)
Tür auf und trat ein. Das Treppenhaus war dunkel, und es roch nach Knoblauch und Kraut.
Rasso schnaubte angewidert und Florian verzog das Gesicht. »Das ist ja eine Tschuschen-Absteige!«
Ferdinand zuckte nur mit den Schultern und stieg ein Stockwerk höher bis zu einer halb offen stehenden Tür. Als er eintrat, sah er sich Erwin gegenüber.
Dieser wartete, bis Florian als Letzter im Flur stand, dann schloss er die Tür und blaffte Ferdinand an. »Mach so einen Scherz ja nicht wieder! Wir hatten gestern ausgemacht, nicht heute. Wenn jetzt weniger Geld in der Bank ist, als du vorhergesagt hast, ziehen wir den Rest von deinem Anteil und dem deiner Kumpel ab.«
»He, das kannst du nicht machen«, rief Ferdinand empört und überlegte, ob er Rasso nicht den Spaß gönnen sollte, Erwin umzuwerfen. Die Angst, dass dessen Kumpane den Hund erschießen würden, hielt ihn jedoch davon ab.
»Ich hätte mich mit einem solchen Amateur wie dich gar nicht erst einlassen sollen! Und was soll der Hund dabei? Den lässt du gefälligst hier!« Trotz seines Ärgers winkte Erwin den jungen Burschen, mit ihm zu kommen, und führte sie in einen Raum, der bis auf zwei Stühle und einen wackeligen Tisch leer war. Dort warteten die Zwillinge bereits. Einer von ihnen – Ferdinand konnte nicht sagen, ob es Jonny oder Rainer war – passte seinem Bruder gerade eine Gesichtsmaske an.
Die Person, der die Maske nachempfunden war, kam Florian vage bekannt vor. Fragen wollte er jedoch nicht, denn Ferdinand wies auf fünf weitere Masken auf dem Tisch. »Sucht euch aus, was euch gefällt!«
Florian wollte bereits zugreifen, doch da nahmen Erwin und der noch unmaskierte Zwilling zwei der Masken an sich.
»Die haben wir uns bereits ausgesucht. Allerdings wird jetzt, da wir zu sechst sind, unser Vorrat nicht mehr lange reichen«, erklärte Erwin.
»Dann fliege ich halt nach London und besorge neue«, gab Ferdinand zurück und nahm die Maske mit dem Gesicht von Jonny Depp an sich. Florian schnappte sich die zweite Maske und so blieb nur noch eine für Toni übrig. Dieser starrte etwas unglücklich auf deren kantiges Gesicht. »Damit schaue ich aus wie Frankensteins Ungeheuer!«
»Das ist ein englischer Schwergewichtsboxer, der in seiner Heimat recht bekannt ist«, belehrte Erwin ihn und befahl Ferdinand und seinen Freunden barsch, die Masken anzulegen. »Passt auf, dass die Augen und der Mund stimmen, sonst sehen die Gesichter nicht echt aus«, setzte er hinzu und nahm seine Maske zur Hand.
Unterdessen war Rainer fertig und wechselte mit seinem Bruder den Platz. Während Erwin ebenso wie die Zwillinge mit den Masken gut zurechtkam, taten Ferdinand und seine Freunde sich so schwer, dass Rainer und Jonny ihnen helfen mussten. Die beiden grinsten, als sie den schmächtigen Toni mit dem Gesicht eines Schwergewichtsboxers vor sich sahen, und ließen ein paar anzügliche Kommentare fallen.
Als Florian ebenfalls über Tonis kerniges Aussehen spottete, winkte Ferdinand unwirsch ab und wandte sich an Erwin. »Habt ihr die Autos?«
»Die hatten wir schon gestern!« Erneut klang Ärger mit durch.
Ferdinand ging mit einem Achselzucken darüber hinweg. »Packen wir es!«
Erneut wollte er sich als Anführer aufspielen, doch da bremste Erwin ihn mit einer auftrumpfenden Geste. »Du hast vergessen, dass wir zu sechst sind. Wer macht jetzt die Bank und wer fährt die beiden Autos?«
»Ich möchte in die Bank!«, rief Florian, der sich schon als zweiter Al Capone sah. »Aber brauchen wir nicht ein paar Schießeisen?«
»Du kriegst eins, kurz bevor es losgeht. Aber geschossen wird bloß, wenn es sonst keinen Ausweg mehr gibt! Hast du verstanden?«, warnte Erwin den jungen Mann.
Als Ferdinand erklärte, dass er ebenfalls dabei sein wollte, wenn die Bank gestürmt wurde, nickte Erwin kurz. »Gut, dann bin ich der Dritte. Jonny und Rainer warten im zweiten Wagen auf uns. Den anderen wird dein Freund mit dem Boxergesicht fahren. Ich hoffe, er kennt sich in der Gegend aus.«
»Ja, ja!«, antwortete Ferdinand wider besseres Wissen, denn bis jetzt hatte er Toni und Florian noch nicht einmal erklärt, welche Bankfiliale sie überfallen wollten.
Unterdessen hatte einer der Zwillinge ins Treppenhaus geschaut und meldete, dass die Luft rein sei. Prompt hob Erwin eine Sporttasche auf und nickte den anderen zu.
»Ihr habt es gehört. Es kann losgehen!«
Ferdinand atmete noch einmal tief durch und trat auf den Flur hinaus. Es war nicht ihr erster Überfall, dennoch
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