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Vampirnacht

Vampirnacht

Titel: Vampirnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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fallen, und seine dämonische Macht strahlte hervor. Die spürte ich jetzt auch, da er sich ganz auf die Suche in seinen Datenbanken konzentrierte. Er war ein Genie – wahrscheinlich intelligenter als jeder Sterbliche auf diesem Planeten, und sein Intellekt hüllte ihn ein wie ein kalter Schleier. Auf einmal wunderte es mich nicht mehr, dass Tobias gegangen war.
    »Wenn du nicht antworten möchtest, werde ich selbstverständlich nicht beleidigt sein. Warum trägst du diese Schiene am Bein?«
    Er blickte vom Bildschirm auf, und Überraschung stand ihm im Gesicht. »Die Schiene? An die denke ich kaum mehr. Die Verletzung am Bein habe ich bei einem Dämonenaufstand in den Unterirdischen Reichen davongetragen. Ich hatte beruflich dort zu tun, und Trytians Vater hat damals seine Rebellengruppe gegründet. Ich habe mir in den Kopf gesetzt, dass ich ein Abenteuer bräuchte, und mich der Gruppierung angeschlossen. Wir haben einen von Schattenschwinges Außenposten angegriffen. Das war noch vor seinem Aufstieg zum Herrscher über die gesamten U-Reiche.«
    »Du hast einer Rebellengruppe angehört?« Das konnte ich mir kaum vorstellen, aber je besser ich ihn kennenlernte, desto mehr überraschte er mich.
    »Ja. Ich bin eher im Scherz beigetreten. Daraus entstand eine aufreibende Schlacht, und Hunderte Kämpfer auf beiden Seiten starben. Ich wurde schwer verwundet – mein Bein ist verstümmelt, aber ich habe überlebt. Das war dann Abenteuer genug für mich. Ich war ganz froh, mich wieder an meinen Schreibtisch zurückziehen zu können.« Er schnippte mit den Fingern. »Hier haben wir es. Ich habe etwas über die Geschichte der Gegend. Bisher habe ich sie nicht näher erforscht, nur archiviert und dokumentiert, was mir zu Ohren gekommen ist. Allein die Anzahl der Einträge sagt mir, dass sich in den vergangenen zehn Jahren dort auffallend viele Übeltaten ereignet haben. Aber wenn wir in die Anfänge der Stadt zurückblicken, war die Gegend ursprünglich … Moment …«
    »Wenn du jetzt sagst, dass da früher ein Friedhof war, schlage ich deinen Computer kaputt.« Ich lächelte ihn an.
    Er zog die Augenbrauen hoch und zwinkerte mir dann zu. »Vorsicht, Menolly, du unterschätzt, wie loyal ich gegenüber meiner technischen Ausrüstung bin. Ich hätte dich in null Komma nichts an den Boden gepinnt.«
    Ich starrte ihn mit offenem Mund an und wusste nicht, was ich sagen sollte.
    Carter kicherte. »Das war ein
Scherz.
Ich würde dir nie damit drohen, dich zu pfählen – den Tod drohe ich niemals leichthin an. Aber ich warne dich dennoch. Unterschätze mich nie.«
    »Bestimmt nicht.« Mehr brachte ich nicht heraus.
    »Gut. Also, da habe ich etwas. Ja, da war – ist – tatsächlich ein Friedhof, aber den wollte ich nicht als Erstes nennen. Sondern eine der ersten psychiatrischen Anstalten im weiten Umkreis. Irrenhaus wäre wohl die treffendere Bezeichnung, denn damals wurden Wahnsinnige und Geisteskranke sehr grausam behandelt. Ich meine Dinge wie Elektroschocks, Hungertherapie und – weil der Leiter der Anstalt ein wirklich wahnsinniges, perverses Schwein war – Misshandlungen, Vergewaltigungen und Morde, die als Unfälle getarnt wurden.«
    Heilige Scheiße. Das dürfte reichen, um eine Menge unruhiger Geister zu hinterlassen. »Warum ist das nicht allgemein bekannt? Ich habe nicht viel über das Viertel gelesen, aber so etwas müsste doch zumindest erwähnt werden.«
    »Glaubst du, das Fremdenverkehrsamt oder ortsansässige Politiker, die den Wert ihrer Immobilien erhalten möchten, würden solche Informationen bereitwillig verbreiten? Nein, die Irrenanstalt – und das
war
eine Irrenanstalt, keine Klinik – wurde fünfzig Jahre lang betrieben, bis sie in einer kalten, stürmischen Nacht bis auf die Grundmauern niedergebrannt ist.« Er lächelte mir selbstzufrieden zu und begann in seinen Ringalben zu blättern.
    »Fünfzig Jahre Perversion und Folter. Hat der ursprüngliche Besitzer die Anstalt die ganzen fünfzig Jahre lang betrieben?«
    »Nein, nach etwa dreißig Jahren hat der Sohn die Leitung übernommen. Aber da fiel der Apfel wohl nicht weit vom Stamm.« Er las etwas und drehte das Album dann herum, damit ich die eingeklebten Artikel sehen konnte. »Hier steht, dass das Irrenhaus genau im Zentrum des Viertels lag und das Land, das rechts an das Grundstück grenzte, im Privatbesitz der Anstaltsleitung war. Fünfhundert Morgen Land.«
    Ich starrte auf die alten Schwarzweißfotografien des Gebäudes. Streng

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