Vampirnacht
abzustatten. Er hatte uns bestätigt, dass Gulakah, der Fürst der Geister, definitiv hier in Seattle war, aber ich wollte mehr über den Greenbelt Park District wissen. Und Carter kannte dessen Geschichte bestimmt.
Während der Fahrt dachte ich besorgt über den Abend nach. Je mehr Zusammenhänge wir herstellten, desto mehr hatte ich mich daran gewöhnt, an diversen Fronten zugleich kämpfen zu müssen. Obwohl das Spukhaus von Abby und Fritz wahrscheinlich mit der gesteigerten Aktivität im Greenbelt Park District zusammenhing, da es immerhin in dieser Gegend lag, fragte ich mich, ob nicht auch Gulakah dabei die Hand im Spiel gehabt hatte.
Während ich an einer roten Ampel wartete, fiel mein Blick auf den
Galaxy Club
– einen der neuesten Clubs in der Stadt. Er lag an der Ecke Broadmore Street und Wales Avenue, und Camille hatte mir erzählt, dass er bei Magi und Hexen recht beliebt war. Zunächst hatte ich eine Neuauflage des
Energy Exchange
befürchtet, doch sie und Morio hatten sich den Laden angesehen, und anscheinend trafen sich hier vor allem VBM , Heiden der Erdwelt, die mehr über die Magie der Anderwelt lernen wollten.
Ich beobachtete ein Grüppchen Leute, die sich in der Nähe der Tür herumtrieben. Sie sahen eigentlich nicht nach Ärger aus, aber irgendetwas kam mir komisch vor. Ich ließ das Fenster herunter und lauschte. Die meisten Clubs spielten laute Musik, und bei meinem guten Gehör konnte ich den Beat bis hierher hören. Doch die VBM und Feen, die am Eingang herumhingen, wirkten irgendwie lethargisch. Die meisten lehnten an der Wand oder hatten das Katerstadium bereits am frühen Abend erreicht.
Die Ampel sprang auf Grün, und ich fuhr an und bog links ab. Carters Kellerwohnung lag ein paar Häuser weiter. Ich parkte direkt davor und stieg aus. Während ich auf den Knopf für die Zentralverriegelung drückte und den Schlüssel einsteckte, blickte ich mich im leichten Nebel um. Auf dieser Straße drückte sich niemand herum. Carter hatte von ein paar Hexen aus der Nachbarschaft ein todsicheres magisches Raster installieren lassen. Es kostete ihn eine Stange Geld, schützte aber den Bereich um seine Wohnung, die Parkplätze eingeschlossen, vor Gesindel aller Art.
Ich stieg mit klappernden Absätzen die Treppe hinab und klopfte einmal, dann noch einmal. Nach einer kurzen Pause hörte ich Schlösser klicken, und die Tür ging auf. Ausnahmsweise öffnete Carter selbst. Er hatte große, geschraubte Hörner und einen leuchtend roten Schopf, der vom besten Haarstylisten der Stadt kunstvoll zerzaust wurde. Als er mich sah, lächelte er und bat mich herein. Er trug ein Bein in einer Schiene, doch er war unglaublich charmant und charismatisch.
Carter war halb Dämon, halb Titan. Sein Vater war Hyperion gewesen, einer der Titanen der Antike, und seine Mutter eine Dämonin. Als die ihren Wurf einfach im Stich gelassen hatte, war sein Vater eingesprungen und hatte die Jungen großgezogen. Carter war außerdem Agent der Societas Daemonica Vacana. Der Geheimbund beobachtete die dämonische Aktivität in der Erdwelt und führte Aufzeichnungen darüber. Ich hatte keine Ahnung, was sie sonst noch taten. Carter war zwar sehr angenehm, aber für einen Dämon recht verschlossen.
»Menolly, komm herein, komm herein. Was kann ich für dich tun?« Er wies auf das altmodisch gemütliche, dick gepolsterte Sofa. Carter hatte eine Vorliebe für alte, opulente Dinge.
Ich blickte mich um. Die Katzen waren in der Ecke mit einem Katzenspielzeug beschäftigt – einem ringförmigen Tunnel mit Löchern, in dem ein Ball herumsauste, und Wellpappe in der Mitte. Alle drei waren begeistert dabei, durch die Löcher nach dem Ball zu schlagen. Sie waren fast noch Welpen, und Carter war ganz vernarrt in sie.
»Falls du Ausschau nach Tobias hältst, der ist nicht mehr hier.« Carter warf mir durch die gesenkten Wimpern einen Blick zu.
Ich hatte mich tatsächlich insgeheim nach Carters Liebhaber umgesehen, wollte aber nicht neugierig erscheinen. Carter war nicht schwul. Er war auch nicht hetero. Ich weiß nicht, ob die Bezeichnung
bisexuell
für ihn überhaupt in Frage käme. Carter war … na ja … eben Carter, und er lebte nach seinen eigenen Regeln.
»Hattet ihr Zoff?« Ich zwinkerte ihm zu. Bei Carter hatte ich das Gefühl, einfach ich selbst sein zu können – jedenfalls meistens. Er passte auch nicht in eine bestimmte Welt.
Er ließ sich im Sessel neben dem Sofa nieder. »Tobias hat sich als … unzulänglicher
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