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Vampirnacht

Vampirnacht

Titel: Vampirnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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Gefährte erwiesen. Da er ein Dschinn ist, war natürlich zu erwarten, dass unsere Affäre von begrenzter Dauer sein würde. Sie sind einfach nicht zu dauerhaften Empfindungen fähig, abgesehen von Groll. Offenbar ist ihm ein solcher eingefallen, den er schon länger hegte und noch nicht befriedigt hatte. Er ist letzte Woche ausgezogen, nachdem ich ihn darauf hingewiesen hatte, dass das vielleicht das Beste für ihn wäre.«
    Ich nickte. Dschinns waren verschlagen, und man durfte ihnen nicht trauen. Wir hatten schon mal gegen einen gekämpft, der sich mit Karvanak verbündet hatte.
    »Ich sollte wohl Bedauern äußern, aber irgendwie siehst du nicht gerade todtraurig aus.« Ich war nicht besonders diplomatisch, und bei Carter hatte ich nicht das Gefühl, mich dazu zwingen zu müssen.
    Er lächelte schwach. »Ich sollte wohl auch Bedauern äußern, aber ich kann nicht behaupten, dass er mir das Herz gebrochen hätte. Zuneigung, näher komme ich bei niemandem an Liebe heran, und selbst meine Zuneigung nutzt sich irgendwann ab. Meistens jedenfalls.« Er verstummte und spielte mit seinem Glas Sherry, und ich wusste, dass er an seine Adoptivtochter Kim dachte.
    »Sie fehlt dir, nicht wahr?« Ich beugte mich vor. »
Sie
hast du geliebt.«
    Ein leises Lachen, und er hob das Glas, als wollte er darauf trinken. »Touché. Aber das war mehr als Liebe. Ich habe ihr vertraut, und sie hat dieses Vertrauen missbraucht. Ich habe ihr alles gegeben. Ich habe sie wie meine eigene Tochter behandelt. Und sie hat mir ins Gesicht gespien.« Kalte Glut glomm in seinen Augen, und ich wurde auf einmal nervös. Wir hatten keine Ahnung, über was für Fähigkeiten Carter verfügte. Und ich fragte mich, wozu genau ein Halbgott fähig sein mochte, wenn er richtig sauer wurde.
    »Ja … verstanden.« Ich hielt es für klüger, das Thema zu wechseln. »Wir hatten heute Abend ein Problem.«
    »Was ist passiert?«
    Ich runzelte die Stirn und erklärte dann: »Es ging zum Teil um dämonische Aktivität, denn ich habe dort einen Dämon gesehen, abgesehen von ein paar ziemlich krassen Geistern. Wir haben es wieder mal mit dem Greenbelt Park District zu tun.« Ich erzählte ihm von unserem Abend. »Deshalb wüsste ich gern mehr über die Geschichte des Viertels. Und ich dachte mir, wenn irgendjemand weiß, warum es dort so heftig spukt, dann du.«
    Er dachte einen Moment lang über die Frage nach und bat mich dann zu seinem Schreibtisch hinüber. »Mal sehen, was wir dazu finden. Ich müsste eigentlich einiges an Information für dich haben. Dieses Viertel ist seit Jahrzehnten ein Tummelplatz von Geistern, und es scheint schlimmer zu werden.«
    »Ich komme immer wieder zu der Vermutung zurück, dass Gulakah etwas damit zu tun hat.« Ich überlegte. »Und was war das für Zeug, das da die Wände herunterlief? Ich habe es vorsichtig gekostet. Das war kein Blut.«
    »Nein, sicher nicht«, sagte er. »Das dürfte irgendeine Form von Ektoplasma gewesen sein – der Begriff ist allerdings etwas missverständlich. Ich gebrauche ihn nur der Zweckmäßigkeit wegen. Es gibt eine bestimmte Form elektromagnetischer Energie, die sich gelegentlich in der Nähe von Geistern und Gespenstern manifestiert. Dass sie als Blut in Erscheinung tritt, ist ein Taschenspielertrick, den bösartige Geister gern nutzen, um Sterblichen Angst einzujagen. Du hast Blut gerochen, aber als du es gekostet hast, erinnerte der Geschmack vermutlich an Kupfer – beinahe metallisch, richtig?«
    Ich nickte. »Ja, aber nicht so metallisch wie Blut.«
    »Das dachte ich mir. Abschreckungstaktik in Verbindung mit einer Manifestation aufgestauter Energie.« Er ging suchend an einem Bücherregal entlang, und ich setzte mich auf einen der Stühle vor seinem Schreibtisch. Einen Moment später zog er zwei schwere Ringalben aus dem Regal, als wären sie federleicht, und ließ sie mit einem dumpfen Knall auf den Schreibtisch fallen.
    »Darf ich dich etwas fragen?« Das war wahrscheinlich keine gute Idee, aber da wir heute so besonders gute Freunde waren, beschloss ich, ein wenig herumzubohren.
    Carter ließ sich auf dem Sessel hinter dem Schreibtisch nieder und schaltete den Computer ein. »Du kannst mich fragen, was immer du willst. Eine Frage verpflichtet mich nicht, zu antworten. Was möchtest du wissen?«
    Er griff nach der Maus, den Blick auf den Bildschirm gerichtet, und ich hatte ein komisches Gefühl plötzlicher Distanz. Manchmal wirkte er so menschlich, doch dann ließ er diesen Glamour

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