Vampirsaga 02 - Honigblut
Der Selbstmord eines jungen Vampirs. Nur Selbstmord brachte einen Vampir dazu, fröhlich flackernd vor die Hunde zu gehen und eine kurze Karriere als Grillanzünder zu starten.
Er sah nach oben und spielte mit dem Gedanken, die Hintergründe der Tat zu erforschen.
„Haben Sie das gesehen?“ Die besorgte menschliche Stimme war Musik in seinen Ohren.
Er drehte sich um und starrte auf den jungen Mann, der immer noch in die Finsternis des Himmels starrte, als erwarte er eine weitere, kurze Fackelflugbahn zu erleben.
„Nein, habe ich nicht!“, log Xylos, bevor er dem Hunger nachgab und sein erstes Opfer wählte. Jennifer Schreiner Honigblut
KAPITEL 13
Xylos stand in der Eingangstür und konnte nicht anders, als auf sein Geschöpf zu starren.
Sie war nicht scheu oder berechnend, spielte nicht die Unnahbare oder die Femme fatale, sie schien bisher nicht einmal bemerkt zu haben wie sie aussah, oder welche Wirkung sie haben konnte. Sie lag immer noch ruhig auf dem Bett, nur in das seidige Betttuch gehüllt, welches er über sie gelegt hatte.
Mit ihren blonden zerzausten Haaren, die um sie herum ausgebreitet lagen, sie selber tief in den Kissen vergraben, sah sie aus wie ein mysteriöser Engel, ausgeschickt, um einen Dämonen zu zähmen, obwohl sie es nicht einmal versuchte.
Der Geschmack des frischen Blutes ließ Xylos daran denken, dass es für sein traumlos schlafendes Geschöpf nie ein Opfer geben würde, weder Mensch noch Vampir. Sie würde von ihm trinken – ausschließlich von ihm.
*** Glühendes Silber verbrannte ihre Adern, zerfräste Nervenzellen und hinterließ verdorrtes Blut. Hinter ihren Lidern zuckten helle Blitze, die das Dunkel ihres Schlafes hell erleuchteten, in ihr Gehirn gleißten und Qualen verursachten, die ein Mensch unmöglich überleben konnte.
Unerträglich.
Sie erwachte. Der Hunger war so schmerzhaft und so grenzenlos, wie sie es noch nie empfunden hatte. Alle Gedanken begannen in Resonanz auf die Reaktionen ihres Körpers sofort um ihn zu kreisen: Blut und Leben, Blut und Tod, Blut und Schmerzen, Blut, Blut, Blut …
Wimmernd schloss sie die Augen. Sie würde nicht töten, um zu überleben. Die Entscheidung war da, bevor sie einen klaren Gedanken fassen konnte. Zusammen mit den Schmerzen, die rhythmisch und in einem Kaleidoskop blutroter Flecken hinter ihren Augenlidern tanzten.
Sie öffnete die Augen, und wie ein Springteufel mit Vampirzähnen betrat ihr Bewacher ihr Gesichtsfeld.
Er wird dich zwingen …, ihr Gedanke vervollständigte sich nicht, beinhaltete aber Blut und Menschen und Tod. Sie wich zurück, bis sie gegen den Bettpfosten stieß.
Melanie schüttelte den Kopf in einer stummen Verneinung. Wie ein wildes Tier in der Falle.
„Du vertraust mir nicht?“ Xylos wirkte verletzt. Er war es nicht gewohnt, vorverurteilt zu werden. Es hieß unschuldig bis zum Gegenbeweis. Doch in Melanies Augen las er das Gegenteil. Sie hielt ihn für schuldig, obwohl er noch nichts getan hatte, um diesen Verdacht zu verdienen. Er glaubte zu wissen, was sie befürchtete.
„Ich habe nicht getötet!“
Trotz der Wahrheit, die sie spüren konnte, sah er ihre Ablehnung, während eine neue Hungerattacke über ihr zusammenschlug. Und einen konvulsivischen Schock durch ihren Körper jagte. Xylos fluchte lautlos ob ihres Martyriums. Dieses närrische Mädchen und ihre Vorurteile! Jennifer Schreiner Honigblut
Er biss sich ins Handgelenk, wusste um die Macht, die der Blutgeruch über sie haben würde, und kannte den Hunger, den er damit vertiefte.
Melanie knurrte, als habe er sie verwundet. Er konnte sehen, wie sie sich beim Anblick seines Blutes versteifte und gegen den verlockenden Geruch wappnete.
Sie kannte den Preis für das Blut, welches in einem kleinen, verführerischen Rinnsal über Xylos Handgelenk nach unten lief und der Schwerkraft folgte. Als der erste Tropfen vergeudet zu Boden fiel, grub sie ihre Fingernägel in ihre Handballen, um sich zurückzuhalten.
„Ich werde kein Blut zu mir nehmen.“ Sie dachte an die Versuchung, die das Blut mit sich trug, die Verführung zur körperlichen Vereinigung, und fragte sich, welchen Preis Xylos jedes Mal zahlen musste, wenn er von einem Menschen trank. Sie versuchte den Gedanken beiseitezuschieben, doch stattdessen drängte sich ein anderes Bild auf: Er und sie im ekstatischen Rausch des geteilten Blutes. Sie versuchte Sofias ungezwungenen Tonfall nachzuahmen: „Nachher
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