Vampirsaga 02 - Honigblut
überlebt und gleichzeitig den Wahnsinn abgeschüttelt hatte. Doch er fürchtete sich vor der Antwort.
„Habe ich in all der Zeit je gebadet?“ Maeves Stimme klang verloren, und für Sekunden fürchtete er, ihre geistige Umnachtung würde zurückkehren. Wäre es nicht besser für uns alle?
Unter Maeves nachdenklichem Blick fühlte er sich schuldig. Und das, obwohl er wusste, dass weder seine Ablehnung, seine Wut über ihre Gesundheit und ihr Leben in seinem Gesicht oder in seiner Körperhaltung zu erkennen war.
„Ich lasse dich jetzt alleine!“ Er musste sich Mühe geben, seine Stimme neutral zu halten. Ihre Verletzlichkeit raubte ihm die Nerven, und ließen ihn an seiner Wut zweifeln, die er in all den Jahrhunderten aufrechterhalten hatte. Nur ihr Wahnsinn hatte seine Zweifel an ihrer Schuld gemildert.
Es hatte immer ein „Vielleicht“ gegeben. Ein „Vielleicht“, das durch ihre neue Stärke nicht mehr gegeben war. Jetzt war sie nur noch eine mächtige, schöne Frau, die über Leichen ging, notfalls auch über die Leichen der Menschen, die sie liebten.
„Danke, Hasdrubal!“ Maeves melodiöse Stimme verfolgte ihn, während er den Raum verließ und nicht zurückblickte.
Maeve zündete die Kerzen an, die sie für diesen Zweck extra hatte holen lassen. Die Flammen schmeichelten dem Blick und erinnerten sie auf eine sehr subtile Art daran, wie wichtig Feuer früher gewesen war. So wichtig, dass es sie bereits ohne das Wasser Jennifer Schreiner Honigblut entspannte und ihr ein Gefühl von Sicherheit gab, wie sie es nicht mehr gespürt hatte, seit Julius tot war.
Feuer war real, vielleicht das Realste, was es für sie gab.
Obwohl sie sich kindisch vorkam, stellte sie zusätzlich die Dusche an. Das fließende Wasser war die einzige Möglichkeit, die Vampire in ihrer Umgebung auszublenden. Nicht dauernd Stimmen zu hören, während sie sich zu erinnern versuchte. So blieb der Raum frei von fremden Schwingungen und Empfindungen.
Erst nachdem die Königin mit dem Licht und der Stimmung zufrieden war, entledigte sie sich ihres Kleides und machte den ersten Schritt in die Badewanne.
Herrlich! Sie schloss die Augen, um sich voll und ganz auf das Wasser zu konzentrieren. Es prickelte auf ihrer Haut und trug ein Versprechen mit sich, an welches sie nicht mehr geglaubt hatte. Frieden – Zufriedenheit.
Sie zog das andere Bein hinterher, stellte sich erst hin, genoss das Gefühl – die nasse Berührung ihre Haut – bevor sie sich langsam hinsetzte und schließlich untertauchte.
Lachend tauchte sie wieder auf und lehnte sich zurück.
Das Wasser hatte eine Temperatur, die sie an einen Liebhaber denken ließ, an Leidenschaft und Lust, an sanfte Berührungen und forschende Finger. Ihr Lachen ging in ein Kichern über, als sie daran denken musste, wie sie Julius zum ersten Mal geliebt hatte.
Wenn man wirklich liebt, ist es anders. Nicht mehr forsch und nehmend, sondern sanft und gebend – vorsichtig, bis man weiß, was der andere mag. Maeve ließ ihre Hände über ihren Körper gleiten. Spürte sich mit derselben Intensität wie an jenem Tag. Unbewusst ahmte sie seine Streicheleinheiten nach, die Art und Weise, wie er sie liebkost hatte; ließ ihre Fingerspitzen über die empfindsame Haut flattern, durch ihre Haare, strich über ihren Hals nach unten und über ihren Busen. Sanft rollte sie ihre Brustwarzen zwischen Daumen und Zeigefinger, reizte sie, bis sie sich verhärteten und keck nach oben zeigten, um dann den Weg weiter nach unten zu nehmen.
Ihre Rechte glitt zwischen ihre Schenkel, während die Linke zurück zu ihrem Busen glitt, der sich nach Berührung zu sehnen schien. Ihre Finger spielten gleichzeitig mit ihrer Klitoris, strichen über die Spitze ihrer Brustwarze, bis sie sich verrucht und leidenschaftlich vorkam.
Maeve ließ einen Finger in sich hineingleiten, genoss die seidige Enge, die sich verlangend um ihn schloss und reizte ihre Klitoris weiterhin mit dem Daumen. Ein kleiner Verrat an der Liebe. Der visuelle Schock traf sie dann unvorbereitet. Julius tauchte direkt vor ihrem inneren Auge auf. Ebenso verlockend wie vor Jahrhunderten.
Die Lust nach ihm drohte sie zu überwältigen. Mit jeder ihrer Berührungen, mit jedem ihrer neckischen Kneifer steigerte sich das Verlangen nach seinem Körper, nach seiner Fülle. Doch er war tot, würde sie nie wieder anfassen, ihr nie wieder Ekstase verschaffen können.
Bittersüße Verzweiflung schloss
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