Vampirsaga 02 - Honigblut
wäre begeistert gewesen.
„Heißt du wirklich Xylos?“
„Nein, meine Mutter hat mir einen anderen Namen gegeben.“
„Welchen?“
„Es spielt keine Rolle mehr, Melanie. Ich habe mir einen anderen Namen gegeben und mich neu erfunden.“ Sein Blick war so ernst, dass ihr ein Schauder über den Rücken lief. Sie wünschte sich, er würde sich noch einmal neu erfinden – für sie.
Trotzdem nickte sie. „Als du ein Vampir geworden bist?! Das führt zu der Frage, wie du es geworden bist.“
„Später, meine Schöne! Lass mir ein paar Geheimnisse, falls ich dir welche zum Austausch gegen deine anbieten muss! Jetzt du!“
„In Ordnung!“ Melanie hob drohend den Zeigefinger. „Nur eines noch: Was ist mit Helena geschehen?“
Die Vampirin hoffte und wünschte ihr das Schlimmste, und doch empfand sie auch eine Spur Mitleid, als Xylos ihr die Antwort gab: „Mettelus hat sie getötet.“ Jennifer Schreiner Honigblut
KAPITEL 28
„Das ganze Ruhrgebiet ist durchlöchert, überall sind noch die alten Bergwerkstollen, ein idealer Aufenthaltsort für Vampire“, behauptete Sofia wie ein überenthusiastischer Reiseführer, als sie in Essen – ganz in der Nähe der Zeche Zollverein – aus einem Schatten auftauchten.
„Großartig!“, kommentierte Edward. „Ich dachte immer, wir würden die alten Pestgruben bevorzugen oder Katakomben.“
Bei der Erwähnung der unterirdischen Grabstätten lief ein kalter Schauder über Sofias Rücken. Beinahe wäre auch ihr Grab in einem unterirdischen Labyrinth zu finden gewesen. Namenlos und verschüttet.
„Sollten die Eingänge nicht verschüttet sein? Und die Stollen?“, wandte der Magistrat ein.
„Hat es je einen Vampir gestört was sein sollte?“, neckte die Vampirin zurück.
Edward grummelte leise. Sofia hatte recht, was noch lange nicht bedeutete, dass ihm die Möglichkeit gefiel. Wenn tatsächlich das ganze Ruhrgebiet ein Spielplatz der ältesten Vampire war – inklusive unterirdischer Privatwege und Residenzen, befanden sie sich auf unbekanntem Parkett – oder auf einer einzigen, riesigen Falle. Er wünschte sich, sie hätte die Bergwerke einfach nie erwähnt. Manchmal war ihr Verstand einfach zu scharf, scharf genug, um sich selbst damit umzubringen.
„Wieso fangen wir ausgerechnet bei einem Weltkulturerbe an zu suchen?“
„Irgendwo müssen wir anfangen.“ Sofia drehte sich zu der Zeche. „Außerdem wollte ich sie mir schon immer mal anschauen!“
„Verdammt!“ Edward reagierte eine Sekunde vor Sofia und zog sie in den Schutz des Gebäudes zurück. Mit dem Rücken zur Wand.
Die Vampirin erkannte die Falle erst, als sie die Aura des Vampirs zuordnen konnte, der die anderen anzuführen schien: Nemesis! Es waren viele. Überall. Selbst in der Kanalisation und in der Luft. Die Masse war jedoch nicht das Problem, sondern das Alter.
Sofia versuchte die Blutsauger zu scannen, doch es gelang ihr nicht. Er musste die Alten vor ihnen erreicht und für sich gewonnen haben. Sie zog ihre Glock, obwohl sie wusste, wie sinnlos die Waffe war. Ein Tropfen auf einem heißen Stein.
Sie konnte spüren, wie immer mehr Vampire zu dem dichten Ring stießen, der sich um Edward und sie gebildet hatte, konnte fühlen, wie überall in Essen Nemesis‘ Verbündete gelauert hatten. An jeder Stelle, die irgendeine mögliche Verbindung zu Bergwerken oder den Stollen haben konnte.
Anscheinend war er sich sicher gewesen, dass Edward und sie kommen würden, aber nicht, wohin genau.
Edward griff nach ihrer Hand. Ein symbolischer Akt, der wie ein weltlicher Widerhall ihrer geistigen Verbindung wirkte, die sich nun in voller Stärke zwischen ihnen auftat. Wie unter einem inneren Zwang folgte Sofia Edwards Anleitung, konzentrierte sich auf ihre Emotionen. In diesem Falle Verwirrung, Wut und Angst, und versuchte das brisante Gemisch einzuschließen, um es für ihre Zwecke zu benutzten.
Die Hitze war überwältigend. Das Wissen um die Hitze, denn die Temperatur selbst blieb nicht im Ursprungskörper, sondern richtete sich nach außen, suchte gezielt nach Opfern. Jennifer Schreiner Honigblut
Doch sie brannten nicht. Das unsichtbare Feuer und die Verheerung blieben aus.
Selbst als Edward nach Sofias Kraftreserven griff, die durch ihren Bund nahezu verdoppelt worden waren, gelang es ihm nicht, die mentale Schutzmauer der Angreifer zu erschüttern. Irgendwie hatten sie es geschafft, ihr gemeinsames Ziel zu einer
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