Vampirsaga 02 - Honigblut
um ihre Taille schloss und ihren Körper fest an Nemesis presste.
Wie wilde Hunde hatte sich der Vampirmob auf Edward gestürzt und in ihm verbissen. Sofia konnte den metallischen Blutgeruch in der Luft riechen, die Verzweiflung und den Hunger. Das Reißen der Haut, wenn sich die Reißzähne in sie bohrten erschien ohrenbetäubend laut, übertönte das Rascheln der Kleider und war ebenso ekelerregend wie das gierige Saugen und die Schmatzgeräusche, wenn ein Vampir seinen Trank beendete, um einem anderen Platz zu machen.
Sofia versuchte sich aus dem eisernen Griff zu befreien, doch Nemesis hielt sie unnachgiebig, ließ ihr Zappeln mit stoischer Ruhe über sich ergehen.
Edward öffnete die Augen und sah Sofia an. In seinem Blick lag solche Qual und solch Bedauern, dass sich ihr ein Aufschrei entrang.
„Es ist deine Entscheidung!“ In Nemesis triumphierende Stimme mischte sich Erregung.
Schlagartig verharrte die Vampirin, erlahmte in Nemesis Armen. Stumm bat ihr Blick Edward um Vergebung. Nemesis Hände bewegten sich. Die eine glitt von Sofias Taille unter ihr Hemd, hielt sie weiterhin fest und dicht an den Körper des Vampirs gepresst, während die andere über ihren Hals nach unten strich, über ihren Busen und weiter hinab.
Trotz seines Versprechens ließen die anderen Vampire nicht von Edward ab.
Sofia zwang sich zur Ruhe. „Wenn Edward stirbt, sterbe ich auch!“ Ihre einzige Hoffnung bestand darin, dass Nemesis Verlangen nach ihr groß genug war, um Edward zu verschonen. Wenigstens, bis er mit der Vampirin fertig war.
„Du bist stark und wirst nicht sterben!“, behauptete der Rebellenführer. Seine Rechte glitt in Sofias Jeans.
Edward brach den Augenkontakt ab, indem er die Lider schloss. Unter Tränen sah Sofia zu, wie er jegliche Gegenwehr einstellte.
„Ich würde wahnsinnig werden“, wandte Sofia mit spür- und hörbarer Gewissheit ein, als Nemesis seine Hand unter den Bund ihrer Unterhose gleiten ließ. Jennifer Schreiner Honigblut
Nemesis lachte. Ein unangenehmer Laut. „Das ist mir egal. Du wirst mein. Meine Königin zu meinen Füßen!“
Sofia begann sich wieder zu wehren. Für Edward hätte sie alles riskiert und alles getan. Doch wenn er sowieso sterben sollte, wollte auch sie kämpfend untergehen.
„Requiescat in pace!“ Die geflüsterten Buchstaben tanzten mit überirdischer Klarheit in der Dunkelheit, verbanden sich zu melodischen Wörtern, lähmten die Szenerie und die Vampire. Doch sie ergaben erst einen silberhellen Sinn, als die wogende Hitze kam. Unerwartet, von allen Seiten, selbst aus dem Boden. Als lehnte sich das Land selbst gegen die Blutsauger auf.
Sofia konnte spüren, wie sich Nemesis Temperatur veränderte. Von eiskalt zu warm wurde, während um sie herum Vampire einem unsichtbaren Feuer zum Opfer fielen, aufflammten und verglühten, ohne sich noch einmal regen zu können. Ihr tonloses Verbrennen war zu schnell – selbst für vampirische Sinne – ging in Sekundenbruchteilen vonstatten, und selbst die Asche war verweht, bevor die leere Stelle auffiel.
Dann begannen der Tumult, das Auflehnen und die Schreie. Die Geräusche steigerten sich zu einer Kakophonie, während die Gerüche von brennender Kleidung und verkohlendem Fleisch beißend wurden.
Nemesis wich mit einem entsetzten Gesichtsausdruck von Sofia zurück. Beinahe so, als vermutete er in ihr den Ursprung der machtvollen Dominanz, die seine mentale Mauer zum Zittern brachte.
Doch auch Sofia spürte die fremde Kraft. Sie prallte mit voller Wucht gegen ihren geistigen Schutz, ihre Schilder zerbarsten in tausend kleine Splitter und wurden zu einem Nichts zerfetzt. Das heiße Glühen erfasste jede ihrer Zellen, wurde schmerzhaft, unerträglich. Sofias einziger Gedanke galt Edward, der sich auf dem Boden wand, als glühe der Asphalt. Sie versuchte eine Hand nach ihm auszustrecken und zu rufen, doch es war zu spät.
Die Hitze war überall, lähmte, brannte und verzehrte.
Dann war es vorbei, ebenso schnell und unerwartet, wie es gekommen war. Die Leere und die Stille waren ohrenbetäubend und unheimlich.
Sofia kam taumelnd auf die Füße und stolperte zu Edward. Seine Kleidung hing in Fetzen, die einst makellose Haut hatte im schimmernden Licht des Mondes die Farbe von fahler Asche angenommen, während die blutigen Spuren, Kratzer und Bisse wie bodenlose, rot klaffende Wunden wirkten – teilweise den Blick auf Muskelfasern, Sehnen und Knochen
Weitere Kostenlose Bücher