Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vampirsohn

Titel: Vampirsohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
Vom Netzwerk:
ganz gut Testamente aufsetzen, und jeder mit halbwegs Verstand war in der Lage, einen Wohnimmobiliendeal abzuschließen.
    Martha klopfte an und streckte ihren Kopf erneut
zur Tür herein. »Ms Leeds’ Beerdigung beginnt in einer halben Stunde, ist aber nicht öffentlich. Im Anschluss findet jedoch auf dem Anwesen ein Empfang statt, zu dem du noch rechtzeitig hinkommen würdest, wenn du jetzt gleich gehst.«
    Hatte sie wirklich Lust, jetzt bis nach Caldwell zu fahren? Und das für eine tote Klientin, die ihr aus einem undefinierbaren Grund plötzlich verhasst war?
    Oh Gott, sie hatte wirklich nicht die geringste Ahnung, wieso sie die arme, alte, verrückte Ms Leeds so sehr verabscheute. Martha rückte ihre Metallbrille auf der Nase zurecht. »Claire … du siehst verdammt schlecht aus. Geh lieber nicht hin.«
    Aber sie konnte nicht fernbleiben. Obwohl es in ihrem Kopf schmerzhaft pochte und sich ihr Magen flau anfühlte, konnte sie nichts davon abhalten, sich auf den Weg zu machen. Sie musste einfach dorthin.
    »Lass bitte meinen Wagen bringen. Ich fahre nach Caldwell.«
     
    Claire parkte am Ende der Auffahrt des Leeds-Anwesens als Letzte in einer Reihe mit mehr als fünfzig Autos, die bis zum Herrenhaus reichte. Sie nahm den angebotenen Parkdienst nicht in Anspruch, da sie nicht vorhatte, lange zu bleiben. Und sie sah auch keinen Grund, hinterher lange zu warten, bis jemand kam und ihr den Mercedes wieder brachte.
    Außerdem konnte sie etwas frische Luft gebrauchen.
    Und, wie sich gleich darauf herausstellte, auch eine Packung Aspirin. Als sie aus dem Wagen stieg und zu dem großen Gebäude aus Stein hochblickte, bekam
sie plötzlich rasende Kopfschmerzen. Sie lehnte sich Halt suchend an ihren Mercedes und atmete in flachen Stößen, während sie von einer Woge des Grauens erfasst wurde.
    Etwas Böses befand sich in diesem Haus. Ja, hier hauste es, das Böse.
    »Ma’am? Geht’s Ihnen gut?«
    Es war einer der Parkdienstleute. Ein junger Bursche um die zwanzig in einem weißen Poloshirt mit einer roten, gestickten Aufschrift McCLANEs PARKDIENST.
    »Ja, ja, danke.« Sie beugte sich vorsichtig in den Wagen, griff sich ihre Handtasche und warf dann die Tür ins Schloss. Als sie sich umdrehte und den Burschen anlächelte, sah er sie seltsam an – so als ob sie gleich in Ohnmacht fallen würde, und er betete, dass es nicht während seiner Dienstzeit geschehen würde.
    »Ah, Ma’am. Ich hole gerade diesen Wagen hier ab.« Er nickte in Richtung des Lexus, der vor ihr parkte. »Soll ich Sie vielleicht zum Haus mitnehmen?«
    »Nein, danke. Ich gehe lieber zu Fuß.«
    »Okay …, wenn Ihnen das lieber ist.«
    Sie ging die Auffahrt hinauf, die Augen auf das graue Steingebäude geheftet. Sie zitterte am ganzen Körper, als sie die Stufen zum Vordereingang hinaufstieg und den Türklopfer betätigte. Sie fühlte sich benommen und schwach, als ob sie wieder die Grippe hätte, und heiße und kalte Schauer liefen durch ihren Körper. Ihre Schläfen pochten.
    Die Türe wurde geöffnet – von Fletcher.
    Claire taumelte angesichts des alten Mannes einen
Schritt zurück und geriet in Panik. Warum, konnte sie beim besten Willen nicht sagen.
    Dann fing sie sich jedoch plötzlich wieder.
    Ihre Anwaltsinstinkte, die bewirkten, dass sie bei Konfrontationen mit gegnerischen Parteien glänzte, die aus ihr eine brillante Verhandlungspartnerin machten und bisher immer wieder angesprungen waren, wenn sie es sich nicht leisten konnte, ihre Gefühle zu zeigen … diese Instinkte bekämpften nun die unvermittelte Furcht und Panik, und sie beruhigte sich augenblicklich wieder.
    Man zeigt keine Schwäche vor dem Feind. Niemals!
    Aber warum zum Teufel sollte ein alter Butler solch eine Reaktion hervorrufen? Das war ihr völlig schleierhaft. Wie auch immer, sie war froh, dass sie nun wenigstens nicht mehr das Gefühl hatte, gleich in Ohnmacht zu fallen. Sie konnte nun endlich wieder klar denken.
    Claire lächelte kühl und reichte ihm die Hand. Der Lärm der Trauerfeier im Inneren des Hauses drang an ihre Ohren.
    »Mein herzliches Beileid. Ach ja, und ich habe Ihnen das Testament mitgebracht.« Sie klopfte auf ihre Handtasche.
    »Danke, Ms Stroughton.« Fletcher blickte nach unten, die ohnehin hängenden Augenlider noch weiter gesenkt als üblich. »Ich werde Sie vermissen.«
    »Wir können das Testament nächste Woche durchgehen, oder auch gleich nach der Trauerfeier, was immer Sie bevorzugen.«
    Er nickte. »Heute Abend wäre am besten. Danke,

Weitere Kostenlose Bücher