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Vampirsohn

Titel: Vampirsohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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über sich, ihn zu stoppen, und war selbst frustriert, dass sie nicht mehr weitermachen konnte. Sie wollte mehr von dem berauschenden Gefühl, unter seinem wogenden Körper fast zu ersticken, mehr von seiner Stärke und Leidenschaft.
    Auch wenn es ihr bis zur Begegnung mit Michael nicht bewusst gewesen war, so hatte sie sich auf gewisse Weise immer wie ein Mann in einem Frauenkörper gefühlt. Ihr Engagement, ihr Elan, ihre Härte, all die kämpferischen Züge ihrer Persönlichkeit, hatten
niemals richtig zu dem Körper gepasst, in dem sie sich befand. Und auch ihre Interessen waren nie typisch weiblich gewesen, selbst nicht als sie noch sehr jung gewesen war.
    Aber wenn sie Michaels massiven Körper auf sich spürte, er sein Geschlecht tief in sie stieß und sich seine harten Muskeln anspannten, gab sie nach und wurde dadurch innerlich ganz. Sie war stark und schwach, schlagkräftig und unterwürfig zugleich; sie vereinte in sich alle Yins und Yangs, wie jeder andere auch. Und die Wärme, die sie für ihn fühlte, verwandelte sie und bewirkte, dass sich ihre Anschauung veränderte. Auf einmal konnte sie sie verstehen: die glücklichen Frauen mit Babybrei auf den Blusen. Die Männer, deren Gesichter ganz weich wurden, wenn sie von ihren Ehefrauen erzählten – selbst noch nach mehr als fünfzig Jahren Ehe. Die Leute, die so viele Kinder hatten, dass ihre Häuser Abenteuerspielplätzen gleichkamen – und die sich dennoch wie wild auf Weihnachten freuten, da sie dann Zeit mit ihren Familien verbringen konnten.
    Jetzt hatte sie es begriffen. Chaos und Liebe gingen Hand in Hand und machten das Leben in dieser Welt erst richtig lebenswert.
    Dieser Gedanke ließ sie die Stirn runzeln. Wie würde die Welt da draußen ihn behandeln? Wie würde er außerhalb dieses Gefängnisses zurechtkommen? Wohin sollte er tagsüber gehen? Was sollte er tun?
    Ihre Penthousewohnung mit all ihren Fenstern war keine Option. Sie würde für sie beide eine andere Wohnung kaufen müssen. Ein Haus. In Greenwich oder irgendwo in der Nähe der Stadt. Sie würde ihm
im Keller ein Zimmer einrichten, in dem er sich aufhalten konnte.
    Aber halt! … Wäre das denn nicht bloß eine andere Zelle? Wäre er dann nicht wieder eingesperrt, nur diesmal nach ihrem Gutdünken? Sie sah ihn schon vor sich, wie er den ganzen Tag in der Abgeschiedenheit seines Zimmers saß und darauf wartete, dass sie zu ihm kam. Hatte er denn kein Recht auf ein eigenes Leben? Nach seinen eigenen Vorstellungen? Vielleicht sogar mit anderen seiner Art?
    Wie würde er sie finden?
    Michael rührte sich an ihrem nackten Körper. Er küsste ihr Schlüsselbein und meinte: »Ich wünschte …«
    »Was?«
    »Ich wünschte, du würdest dich genauso nähren wie ich. Ich würde dir gerne etwas von mir geben.«
    »Das hast du doch …«
    »Ich werde diese Nacht immer in Erinnerung behalten.«
    Sie runzelte die Stirn. »Es wird noch viele andere geben.«
    »Diese war aber etwas ganz Besonderes.«
    Ja, das war sie. Es war sein erstes Mal, dachte Claire mit geröteten Wangen. »Ja, das war sie wirklich.«
    Und dann kam die letzte Mahlzeit. Das Frühstück.
    Michael stand auf und brachte ihr das Silbertablett. Als er es abstellte, flackerte die Kerze auf dem Nachttisch auf, und sie beobachtete ihn, wie er mit der Fingerspitze über den kunstvoll verzierten Griff der silbernen Gabel strich.
    Sie dachte daran, dass der Moment ihres Ausbruchs
immer näher rückte. Auch er war sich dessen bewusst.
    Claire stand auf, nahm seine Hand und führte ihn ins Bad. Nachdem sie die Dusche angestellt hatte, sprach sie mit gedämpfter Stimme zu ihm.
    »Sag mir, wie es üblicherweise abläuft. Was geschieht, wenn Fletcher die Frauen holen kommt?«
    Michael wirkte verwirrt, aber dann verstand er, was sie wollte. »Nach dem Essen gehe ich in die Ecke und kette mich selbst an. Er überprüft das durch das Loch in der Tür. Die Frau liegt wie bei ihrer Ankunft auf dem Bett. Er schiebt den Wagen herein, hebt sie darauf und geht dann. Später werde ich betäubt. Dann nimmt er mir die Ketten wieder ab. Das war’s.«
    »Wie sehen die Frauen aus?«
    »Wie bitte?«
    »Sind sie ohnmächtig? Wie viel bekommen sie mit? Wie ist ihr Zustand?«
    »Sie sind ganz ruhig. Ihre Augen sind geöffnet, aber sie scheinen ihre Umgebung nicht wahrzunehmen.«
    »Also enthält das Essen ein Betäubungsmittel. Dieses hier auch.« Das stellte aber kein Problem dar. Sie wusste ganz genau, wie sie die Ohnmächtige zu spielen hatte. »Woher

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