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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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und schlief tagsüber im Schutz seines riesigen schwarzen, dick mit Teppichen verhangenen Zeltes. Zum Glück war er nicht so lichtempfindlich wie die meisten anderen Lords der Wamphyri ...
    Auf seinen Reisen legte Radu Tausende von Meilen auf dem Pferderücken oder auf Kamelen zurück, hauptsächlich Letzteres, und lernte dabei jeden Weg durch die Sahara kennen, von Wargla bis Taghaza, Ghana, Gao, Timbuktu und weit darüber hinaus. Es dauerte Jahre, Jahrzehnte, doch war es ein Abenteuer und brachte ihm ein Vermögen an Gold ein. Im Jahr 1324 organisierte er ganze Staffeln von Eskorten für König Mansa Musas Pilgerreise nach Mekka und führte Befehl über elfhundert Mann, um auf der über dreitausend Kilometer langen Strecke von Kumbi Saleh nach Augila, wo er ihn der Obhut der Mamelukken übergab, die Tuaregs und andere Banditen abzuwehren. Dafür wurde Radu mit so viel Gold entlohnt, dass er es gar nicht alles tragen konnte; dennoch war ihm klar, dass es für Mansa Musa nur ein Hungerlohn war. Später, in Kairo, gab das Gefolge des Königs so viel massives Gold aus, dass niemand mehr die örtliche Währung annehmen wollte!
    Dies war eine der letzten großen Unternehmungen des Hunde-Lords. Er hatte zu lange an ein und demselben Ort gelebt und zu viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Das Felsenvolk war misstrauisch geworden, und während einer seiner ausgedehnten Reisen waren sie sogar so weit gegangen, sein Bildnis auf dem Berg Zaghounan zu verunstalten.
    Schon seit Langem plagten den Hunde-Lord schlimme Träume. Seine hellseherische Gabe – die ihm so oft zum Vorteil gereicht hatte – erschien ihm nun wie ein Fluch. Er konnte nicht mehr zu Bett gehen, ohne dass ihn Albträume heimsuchten. Albträume über Pest, Hunger, Blut und Tod. Seinen Tod; jedenfalls war ihm im Traum zumindest das Leben verwehrt.
    Einmal erwachte er schreiend, riss sich das Bernsteinamulett, das er trug, vom Hals und schleuderte es weg. Er hatte von diesem Amulett geträumt – doch anstelle der in dessen goldenem Inneren gefangenen Fliege hatte er sich gesehen! Sich, allerdings nur noch als Schatten seiner selbst, schlafend, jedoch nicht tot, in einem Grab aus Harz!
    Radu zahlte die Hälfte seiner Welpen aus. Es waren ziemlich viele – allesamt Mondkinder, zum Teil auch richtige Werwölfe –, aber sie würden schon zurechtkommen. Und falls nicht ... nun, dann hatten sie eben Pech! Ein paar von ihnen machten sich nach Ägypten auf, andere in den Mittelmeerraum. Diejenigen, die er bei sich behielt, betraute er mit einer besonderen Aufgabe: Sie sollten große Mengen an Harz von den Griechen oder sonstigen Völkern an den nördlichen Mittelmeerküsten kaufen (oder auch stehlen) und zu ihrem Gebieter schaffen, ganz gleich wo dieser sich niederließ. Er stattete sie mit Geld aus, um Schiffe zu erwerben, und sandte sie an die Arbeit.
    Anschließend begab der Hunde-Lord sich mit seinem engsten Kreis hinab nach Sousse, wo er ein schnittiges Schiff erstand. Sein Plan war wie stets einfach: Er wollte sich wieder in jene alten Gebiete einkaufen, die er schon seit jeher als sein Eigen betrachtete. Denn mittlerweile gehörten die Hufeisen-Berge zu Ungarn, und Radu ging davon aus, dass er sich die Machthaber mithilfe seines Reichtums gewogen stimmen und dort ein Boyar werden und somit zu Macht kommen konnte.
    In Sousse allerdings herrschte eine merkwürdige Stimmung; er spürte die Unruhe und unterschwellige Nervosität der Bevölkerung – erste Anzeichen dafür, dass seine Albträume sich tatsächlich bewahrheiten sollten. Man schrieb den Spätherbst des Jahres 1347 n. Chr., und der Schwarze Tod suchte den Mittelmeerraum heim.
    Schiffen aus Sizilien, Sardinien und Korsika wurde die Einfahrt in die Häfen verwehrt. Aber einige Pestschiffe waren bereits gestrandet; die Ratten, von denen sie befallen waren, hatten scharenweise Zuflucht auf dem trockenen Land gesucht; die ersten Einheimischen wurden krank, entwickelten scheußliche schwarze Beulen und starben.
    Dank seines Vampiregels konnten menschliche Krankheiten Radu nichts anhaben ... glaubte er. Auch seine Männer (auf jeden Fall die Leutnants und sein engstes Gefolge) müssten durch sein Blut eigentlich geschützt sein. Doch noch ehe sie in Richtung Adriatisches Meer und Ungarn ausliefen, wurden einige seiner Leute krank, und Radu jagte sie weg. So hatte man es bereits auf der Stern- und Sonnseite gehalten, damals, vor über fünfzehnhundert Jahren, noch bevor Radu überhaupt zum Wamphyri wurde:

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