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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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nächsten Sekunde vernahm der Necroscope ein Klicken, danach kam nur noch ein Summen aus dem Hörer. Wie er so dastand und auf das tote Stück Plastik in seiner Hand starrte, spürte er eine seltsame Panik in sich aufsteigen und fragte sich, ob es wieder losging.
    Er hatte Angst vor dem Telefon. Er verabscheute es.
    Aber nein, bestimmt nicht, es war schon eine ganze Weile her, dass so etwas geschehen war.
    ... Mit einem Mal war ihm, als habe er es damit beschworen!
    Der Boden unter seinen Füßen schien zu schwanken; Harry merkte, wie er ins Wanken geriet, um die Bewegung auszugleichen. Mit seiner freien Hand hielt er sich am Schreibtisch fest und versuchte, das Telefon von sich zu schleudern. Denn ihm war klar, was nun kommen musste – zumindest wusste er, dass irgendetwas passieren würde – etwas, was ihm ganz und gar nicht gefallen würde.
    In der plötzlichen Düsternis, die sich über sein Arbeitszimmer legte, in dem schwindenden Licht, das den Garten jenseits der Terrassentür in völlige Finsternis tauchte, so als hätte jemand die Sonne ausgeknipst, verschwamm die Realität, als das Talent eines Toten, der letzte Überrest davon, die Oberhand gewann und aus den tiefsten Tiefen von Harrys Sein, aus den Konturen eines Geistes, den jetzt er innehatte, wie die Leiche eines Ertrunkenen an die Oberfläche trieb. Es handelte sich um Alec Kyles hellseherische Fähigkeit, die der Necroscope allerdings eher als Fluch auffasste!
    Er hatte wirklich versucht, das Telefon von sich zu schleudern. Doch die gelbliche Hand, die sich aus der Sprechmuschel zwängte und sein Gelenk umfing, um ihre langen, gebogenen Nägel tief in sein Fleisch zu schlagen, bis Blut floss, verhinderte dies! Die Vertiefung in der Muschel weitete sich aus und verzog sich, als die Finger einer zweiten Hand, das Gegenstück zur ersten, sich herauswanden und sich schabend und kratzend den Weg ins Freie bahnten. Die beiden Hände wurden länger, streckten sich aus dem Telefon, und während die eine weiterhin Harrys Handgelenk umklammert hielt, reckte die andere sich nach seinem Hals!
    Zunächst stand der Necroscope nur da wie gelähmt, den Mund weit aufgesperrt; abgesehen von einem instinktiven Zucken, einem unwillkürlichen Zurückschrecken vor dem, was da geschah, rührte er sich nicht. Doch dann ließ das Entsetzen ihn handeln, und er wehrte sich, kämpfte geradezu um sein Leben, denn dieses Ding besaß eine übernatürliche Kraft.
    Obwohl Harry wusste, dass dies alles nur Einbildung sein konnte, kam es ihm dennoch sehr real vor. Er spürte und roch es sogar, nahm den stechenden Geruch nach Schweiß wahr und einen beißenden Gestank, der ihn beinahe körperlich umwarf, als jemand beziehungsweise etwas dem Necroscopen seinen Atem direkt ins Gesicht blies.
    Die Sprechmuschel war zu einer großen, fleischigen Röhre angewachsen, zu einer sich heftig zusammenziehenden und wieder ausdehnenden Vulva, als sich zwischen den spindeldürren, gummiartigen Armen, die sich nach ihm ausstreckten, ein hoher, kahler, gelbhäutiger Schädel aus dem Telefon zwängte. Das Ding war über und über mit Schleim, schaumigen Blasen und Schweiß bedeckt, so als sei das sich verwandelnde Telefon dabei, eine abscheuliche Missgeburt zu gebären, um sie in Harrys Arbeitszimmer zu werfen.
    Bereits halb im Freien, wand das Wesen sich in seinen eigenen Säften hin und her. Es nutzte Harrys Gegenwehr aus und ließ sich von ihm ganz aus der mittlerweile wieder in sich zusammenfallenden Röhre des Telefons ziehen. Doch schon in der nächsten Sekunde sank es ebenfalls zusammen, so als sei die ganze Anstrengung einfach zu viel!
    Die Hände an Harrys Hals und Handgelenk wurden zu knochigem Brei, die pulsierenden gelben Augen fielen in sich zusammen, wurden in den wie verrückt wackelnden Kopf eingesogen. Doch in dem kurzen Augenblick, bevor das Gesicht sich völlig auflöste, erkannte Harry, dass es weniger entsetzlich als vielmehr selber zutiefst entsetzt war. Während die verrottende Zunge zwischen zerfallenden Lippen hin und her zuckte, vernahm er das erstickte Flüstern seines Besuchers: »H-h- hilf miiiiiir!« , gefolgt von einem grässlichen Gurgeln und Schmatzen , als das Wesen zerfloss, einfach wegschmolz, als würde man eine Lötlampe an eine Kerze halten ...
    Harrys Arbeitszimmer war wieder in trübes Tageslicht getaucht, und im Garten zwitscherte verschlafen ein Vogel, während seine ins Wanken geratene Welt allmählich wieder an Kontur gewann.
    Weder befand sich an seinem

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