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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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die Verantwortung tragen, hätten sie in der Tat einen Platz in seiner Zukunft – nämlich dann, wenn er sie erwischte!)
    Aber weshalb empfand er dann in seinem tiefsten Innern einen solchen Schmerz? Dieses wachsende Gefühl, dass etwas nur darauf wartete loszubrechen, wie ein Wort, das einem auf der Zunge lag, einem aber beim besten Willen nicht einfallen wollte? Lag es einfach daran, dass er endlich etwas unternehmen musste – Rache oder Gerechtigkeit üben? ... Oder etwas völlig anderes?
    »Harry«, fuhr B. J. ihn an in dem Versuch, ihn aus seinen Gedanken zu reißen.
    »Nein!«, entgegnete er barsch. »Du sagst es mir jetzt, B. J.!« Er war wütend; wütend und ungeduldig. Zwischen zusammengekniffenen Lippen entblößte er eine schmale Reihe zusammengebissener Zähne.
    B. J. erkannte die Warnsignale. Sie sah es in seinen Augen, hörte es in seiner Stimme, las es an seiner ganzen Haltung ab. Sie neigte den Kopf ein wenig – vielleicht ebenfalls warnend, wenn nicht gar drohend – und begann zu knurren: »Haaarrry, ...«
    ... er hielt den Atem an und streckte die Hand aus, um ihr den Mund zuzuhalten. Doch zu spät, beinahe panisch führte B. J. den Satz zu Ende: »... mein Geliebter!«
    Der Mond ... der Wolfsschädel ... das Geheul! Zu guter Letzt überkam seinen gepeinigten Geist eine große Ruhe.
    Harry blinzelte, und alle Wut, alle Furcht und alle Fragen wichen von ihm. Schließlich war B. J. jetzt da, um alles in Ordnung zu bringen. Und ebendies tat sie auch, einfach indem sie sagte: »Es ist alles okay, Harry.« Sie schloss ihn in die Arme, damit er aufhörte zu wanken und nicht womöglich noch auf den Boden schlug. »Setz’ dich!« Abermals blinzelte er, schüttelte den Kopf und wartete darauf, dass sie weiterredete, während er tat wie geheißen und an seinem Schreibtisch Platz nahm. »Es ist alles ... okay«, wiederholte sie, bemüht, selbst daran zu glauben. »Aber, wo, äh, warst du eigentlich?« Doch noch ehe er etwas darauf erwidern konnte, fuhr sie fort: »Nein, das spielt jetzt gar keine Rolle. Lass mich einfach nachdenken!« Um Haaresbreite hätte sie die Wahrheit erfahren, seine zumindest, doch mit ihrem Befehl verschenkte sie die Gelegenheit.
    B. J. betrachtete den Leichnam auf dem Boden und den unter dem Schreibtisch, zu Harrys Füßen, liegenden Kopf, und schnitt eine Grimasse. Wie zu sich selbst meinte sie: »Die sind auf Nummer sicher gegangen!«
    Weshalb? , fragte Harry sich. Doch tief im Innern wusste er, weshalb. Aber das konnte nicht sein, schließlich waren B. J. und ihre Mädchen vollkommen harmlos. Wie konnten sie ... sein, was B. J. andeutete, wenn B. J. selbst nicht dazugehörte? Abermals begann sich alles um ihn zu drehen, er geriet auf seinem Stuhl ins Wanken, und B. J. erkannte ihren Fehler.
    »Auf Nummer sicher, dass sie auch wirklich tot ist«, erklärte sie, »und niemandem mehr von ... von ... davon erzählen kann.«
    Ach, tatsächlich? Nun, der Necroscope kannte jemanden, mit dem Zahanine durchaus darüber zu sprechen vermochte. Allerdings konnte oder vielmehr wollte er das nicht – jedenfalls nicht im Moment, nicht solange B. J. sich bei ihm befand. Doch noch immer sagte er nichts.
    B. J. sah ihn an und kam sich vor, als wäre sie allein oder bestenfalls in Gesellschaft eines Zombies. Dabei war dies ja ebenfalls ihr Werk. »Du kannst reden«, sagte sie ihm, »ganz normal. Sag’ mir, was ich tun soll!«
    Er sollte ihr also sagen, was zu tun war. Das kam zwar überraschend, war aber vollkommen ernst gemeint. Sie bat Harry um seinen Rat, und nicht denjenigen, zu dem sie ihn gemacht hatte. »Lass mich das erledigen«, sagte er mit einem gefährlichen Unterton in der Stimme.
    Sie blickte ihn an, und nun erschien er ihr keinesfalls mehr wie ein Zombie. Er hatte wieder jenen Gesichtsausdruck, so wie damals, als sie ihm zum ersten Mal begegnet war, oder im Tal des Spey, als sie die Drakuls getötet hatten. Der Geheimnisvolle – Radus Mann-mit-den-zwei-Gesichtern. Geheimnisvoll war er, weil sie ihn darauf getrimmt hatten, jene Leute, für die er gearbeitet hatte, das E-Dezernat. Ja, ein Mann mit zwei Gesichtern. Eins davon war eine Maske, die das wahre Gesicht darunter verbarg. Das Gesicht eines Killers, der im Namen der Gerechtigkeit Leute umbrachte.
    Und nun bat Harry sie darum, die Sache selbst in die Hand nehmen zu dürfen, in ihrem, Bonnie Jeans, oder vielmehr in Radus Namen. Weshalb auch nicht? Hatte sie ihm denn nicht gesagt, dass es so weit kommen könnte? Aber sie

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