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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Bedrohung darstellte. Die gegenwärtigen Vorsichtsmaßnahmen entstammten einer Zeit, als Angelo noch ein Mindestmaß an Kontrolle ausgeübt hatte; dass man sich ihrer noch immer bediente ... war lediglich eine weitere Vorsichtsmaßnahme. Es war nie gut, den alten Ferenczy zu unterschätzen.
    Antonio beugte sich über die niedrige Steinbrüstung, um in den still und doch wie lauernd daliegenden Höllenschlund zu blicken. Das Licht reichte gut zweieinhalb, vielleicht drei Meter in den Schacht hinab, darunter wurde es mit zunehmender Tiefe immer finsterer, bis die Dunkelheit absolut schien. Und in diesem Dunkel bewegte sich etwas ...
    Doch obgleich Antonio Angelos verborgene Intelligenz (oder vielmehr seinen Irrsinn) spüren konnte und wusste, dass er die volle Aufmerksamkeit seines Vaters besaß, trug der telepathische Äther ihm keinerlei Botschaft zu, sondern vermittelte ihm lediglich das Bewusstsein von Angelos gewaltiger mentaler Präsenz. Hinzu kam das beinahe greifbare, ungute Gefühl am Rande seines Unterbewusstseins, dass irgendetwas auf ihn zukam.
    Schließlich verlor er die Geduld. Er hatte keine Lust mehr, länger hier herumzustehen und Selbstgespräche zu führen (und noch weniger Lust darauf, mit jenem unbekannten Etwas zusammenzustoßen, wenn es denn geruhte, endlich einzutreffen); also versuchte er es mit einer, allerdings nicht zu starken Drohung:
    »Vater, vergiss nicht, dass jedwede Gefahr für mich auch für dich eine Gefahr bedeutet. Sollte den Francezcis irgendetwas zustoßen und die Manse Madonie fallen, gehen wir alle mit ihr unter. Auch der alte Ferenczy! Denn wer außer mir und meinem Bruder würde ein Wesen wie dich wohl am Leben lassen?« Vielleicht hatte er es nicht ganz so direkt ausgedrückt, aber dies waren die Worte, deren er sich gerne bedient hätte, deshalb gebrauchte er sie in seinem Traum.
    Das letzte Wort hallte in der Grube wider und wurde vielfach zurückgeworfen: Am Leben lassen, lassen, lassen ...
    Eigentlich war es gar kein Echo, sondern Antonios Vater, den die Neugier schließlich dazu trieb, etwas zu »sagen«:
    Am Leben lassen?, erscholl gurgelnd Angelos telepathische Stimme – eindeutig eine Stimme, nun, da das Echo verhallt war – in Antonios Kopf. Darüber weißt du Bescheid, was? Am Leben lassen? Darüber willst du mir etwas erzählen? Hah! Das Schlimmste, was dir jemals widerfahren ist, war deine Geburt. Was ich hingegen erleiden musste ... ist schlimmer als der Tod!
    Er wollte sich also streiten. Das war besser als nichts. Was das anging, war Antonio schließlich auch nicht gerade unbedarft. Wenn er seinen Vater zu einem Wortspiel verleiten – vielleicht gar herausfordern – könnte, wäre er mit ein bisschen Glück in der Lage, ihn in eine kooperativere Richtung zu lenken. »Was?«, fragte er darum. »Wenn dein Schicksal wirklich so enttäuschend ist – wenn das, was du durchmachst, tatsächlich schlimmer ist als der Tod, der wahre Tod, meine ich – soll ich daraus entnehmen, dass du sterben möchtest? Falls ja, brauchst du es nur zu sagen! Dir ist doch sicher bekannt, dass dein anderer Sohn, mein Bruder Francesco, seit Jahren ebendies als Lösung für dein Problem vorschlägt!« Abermals waren seine Worte schärfer als diejenigen, die er tatsächlich gebraucht hatte, und mit einem Mal fegte ein wahnwitziger telepathischer Ansturm durch den psychischen Äther:
    TU ES!, erscholl ein lautes Freudengebrüll, das sich sofort wieder legte und zu einem heiseren, irren, erwartungsvollen Gurgeln wurde: Tu es! Töte den Ferenczy! Bring’ ihn um, den alten Bastard! Töte uns alle!
    Jaaa, töte unsss! – Eine Frauenstimme diesmal, und zwar eine, die Antonio auf Anhieb erkannte. Es handelte sich um Julietta Sclafani, die Francesco vampirisiert hatte, ehe die beiden Brüder sie in die Hölle schickten. Nun brodelte sie mit einer Bosheit, für die es keine Erlösung gab, es sei denn, das Ding in der Grube kam endlich ums Leben. Töte Angelo! Und uns mit ihm – töte uns alle, jetzt – und bereite unseren Qualen ein Ende!
    Oh, ho-ho-ho! Oh, ha-ha-haaarrr!, meldete sich eine irre, beinahe völlig übergeschnappte Stimme zu Wort. Sie brach in Gelächter aus, doch nur, um danach zu kreischen: Töte, töte, töte ihn! Töte Angelo Ferenczy!
    Eine Vielzahl weiterer Stimmen – die ganzen Opfer der beiden Brüder, die Angelo sich in seiner Grube einverleibt hatte – fiel in den Ausbruch jenes abstoßenden, wahnsinnigen Gehirns ein, das den innersten Kern dieses mutierten

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