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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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mir das erste Mal ein Opfer nahm und in mich aufsaugte. Begreifst du denn nicht? Es dachte weiter , in mir! Und was ist mit all jenen, die in der Erde begraben liegen oder in Rauch aufgegangen sind? Genau dasselbe: Ihre Gedanken, ihr Geist, wenn man so will, lebt weiter. Und mithilfe des Necroscopen Harry Keogh haben sie nun gelernt, sich in ihrer ewigen Finsternis untereinander auszutauschen. Ob sie ihn lieben? Selbstverständlich lieben sie ihn, sie würden alles für ihn tun!
    Wider besseres Wissen fing Antonio allmählich an, seinem Vater Glauben zu schenken. Er klang »vernünftiger« als je zuvor; seine Worte und Gedanken, so weit hergeholt und grotesk sie auch sein mochten, schienen doch irgendwie in der Vernunft zu gründen. Während er noch darüber nachsann, sagte er: »Aber ... ein Necroscope?«
    DER Necroscope!, schnauzte sein Vater ihn an, sodass er zusammenfuhr. Es gibt nur einen. Deshalb dürfen sie ja nicht zulassen, dass ihm etwas geschieht!
    »Sie?«
    Die Toten, du Narr! Die zahllosen Toten! Die große Mehrheit!
    Antonio glaubte, dass er ihn damit hatte. »Nur ein einziger Necroscope«, lächelte er, wenn auch freudlos, in den dunklen Schlund hinab, »der mit den Toten redet, eh? Alles bloß Zeitverschwendung, Vater! Und zwar meiner Zeit, und die ist wertvoll! Denn wenn das wahr wäre, woher solltest du es dann wissen? Woher willst du es wissen, Vater? Oder bist du etwa der zweite Necroscope? Ist es das? Kannst du ebenfalls mit den Toten reden?«
    Darauf folgte ein langes Schweigen, währenddem das dunkle Etwas in Antonios Hinterkopf näher kroch. Das Licht in der Höhle wirkte mit einem Mal nicht mehr ganz so grell.
    Nein, erklärte sein Vater ihm schließlich. Ich kann nicht mit den Toten reden. Aber dafür vermag ich ein paar von ihnen zu hören! Meine Toten, die aus mir sprechen! Sie unterhalten sich miteinander, Antonio, mein getreuer – oder treuloser – Antonio. Und seit der Necroscope Harry Keogh hier war, reden sie auch noch mit anderen, die sich nicht in mir befinden! Was sie einander zu sagen haben? Ich höre all diejenigen, die in mir gefangen sind, weil sie durch mich sprechen und zu den Geistern zählen, die meinen Geist ausmachen. Doch was ihnen gesagt wird, bleibt mir verborgen und ist allein ihnen zugänglich, meinen multiplen Persönlichkeiten. Nur dass sie nun nicht mehr mein sind! Was ich weiß, ist, dass sie Harry Keoghs Talente hoch einschätzen. Und auch, dass du und dein Bruder – wir, die Ferenczys – keineswegs sicher vor ihm sind, noch nicht einmal hier! Wie kannst du das anzweifeln? Kam er denn nicht hierher, verübte ein unmögliches Verbrechen und verschwand wieder, ohne auch nur die geringste Spur zu hinterlassen?
    »Ganz wie ein Geist, ja«, flüsterte Antonio, wie er so daran zurückdachte. »Allerdings ist er nicht ganz spurlos verschwunden. Wir haben eine Filmaufnahme von ihm.«
    Er spricht mit ihnen, fuhr sein Vater fort, ohne ihn zu beachten. Und alle Geheimnisse dieser Welt liegen in der Erde begraben oder treiben ziellos im Wind umher. Wer vermag schon zu sagen, was er alles von den Toten erfahren hat? »Wie ein Geist«, sagst du – dabei hast du überhaupt keine Ahnung! Türen aus gewachsenem Fels können diesen Mann nicht aufhalten, er geht durch Stahltüren hindurch – und auch durch Türen, die er selber erschaffen hat!
    »Was?«
    Glaubst du an Telepathie, Antonio, mein lieber, guter Toni? (Es schien, als habe er das Thema völlig gewechselt.)
    »Telepathie? Na klar! Bei den Alten Wamphyri war dies doch die höchst angesehene Fähigkeit der Gedankendiebe. Das jedenfalls hast du mir beigebracht, und dein eigener Mentalismus ist der Beweis dafür. Was nun Francesco und mich betrifft: Wir wurden in diese Welt hineingeboren, wo derartige Fähigkeiten nicht von Belang sind.«
    Ich habe dich nicht belogen, mein Toni. Viele der Alten Wamphyri, allerdings keineswegs alle, waren in merkwürdigen Künsten begabt. Auch ich wurde in diese Welt hineingeboren – und ich brauchte siebenhundert Jahre, um meine Fähigkeit zu entwickeln! Was deinen Bruder und dich betrifft ... nun, wer vermag das schon zu sagen? Womöglich hat die Gabe ja eine ganze Generation übersprungen? Vielleicht haben wir auch noch Zeit. Dies jedenfalls würde ich gerne glauben. Andererseits wissen wir, dass sich mit der Zeit oft wenig wünschenswerte Veränderungen ergeben. Mitunter bewährt sich die Blutlinie und vererbt Dinge weiter, die ... niemals vererbt werden sollten.
    Bei diesen Worten

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