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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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ihm keine Beschönigungen abkaufen würde. Er war nur an Fakten interessiert. Ja, der Mann würde einen guten, loyalen Leutnant abgeben, dachte Francesco. Doch Frank Potenza verdarb diesen Moment mit seinem spröden, mädchenhaften Grinsen, indem er flüsterte: »Was soll’s! Es war ja nicht ganz umsonst.«
    Francesco war sofort klar, was er damit meinte: Hier war zwar Blut vergossen, aber keinesfalls verschwendet worden.
    Potenza war ein ... Ärgernis. Er ging Francesco fürchterlich auf die Nerven, es juckte ihn geradezu in den Fingern, und Francesco war klar, dass er früher oder später etwas dagegen unternehmen musste. Aber nicht, solange sie noch etwas zu erledigen hatten. Später, wenn alles vorüber war ... blieb immer noch Zeit genug, sich darum zu kümmern.
    Und was Potenzas direkten Vorgesetzten in der Befehlskette der Francescis, Vincent Ragusa, anging ... nun, auch dessen Rolle wäre dann zu überdenken. Jimmy Nicosia würde auf jeden Fall einen besseren Leutnant abgeben, und zwar ohne dauernd zu meckern und »eigene Gedanken« einzubringen.
    Vorerst allerdings entspannte sich der Francezci und sagte lächelnd: »Na gut, lassen wir das. Nachher muss ich Antonio anrufen, um ihm mitzuteilen, was passiert ist, und um in Erfahrung zu bringen, was als Nächstes zu tun ist. Er hält Verbindung zu unserem alten Herrn, und wir hoffen, dieser wird aufs Engste mit uns zusammenarbeiten.«
    Den beiden Knechten war klar, wen er meinte: Angelo Francezci in seiner Grube, zu Hause in der Manse Madonie. Sie erbleichten – selbst Potenza wich die Farbe aus dem Gesicht – und wichen instinktiv einen Schritt zurück. Francesco hingegen lächelte nur und wechselte das Thema:
    »Ich gehe nicht davon aus, dass wir lange in London bleiben werden! Luigi klärt die Sache mit dem Helikopter, Vincent ist unterwegs nach Edinburgh und Dancer im Dorchester, um Zimmer zu reservieren. Ihr beide ... unternehmt nichts; wartet einfach, bis ich wieder Kontakt zu euch aufnehme.«
    Doch als er sich anschickte zu gehen, blickte er sich noch einmal um. »Ach, ja! Bevor ihr von hier verschwindet, seht zu, dass das hier« – er warf einen letzten Blick auf Andersons Überreste – »im Fluss landet.«
    Nachdem er gegangen war, taten sie wie geheißen, öffneten eine Falltür im Boden und entsorgten die Beweisstücke. In den morgendlichen Nebelschleiern über der Themse vernahm man mehrmals ein Platschen, mal lauter, mal etwas leiser. Das Letzte, was sie verschwinden ließen, war ein vollkommen blutleerer Arm, der mittlerweile die Farbe von Alabaster angenommen hatte. An der Hand befanden sich neben Daumen und Zeigefinger nur noch drei Stümpfe.
    Der andere Arm dümpelte, von kleinen Fischen und Süßwasserkrebsen angeknabbert, bereits Richtung Meer. An dieser Hand befanden sich überhaupt keine Finger mehr ...

VIERTES KAPITEL
    ANTONIO UND ANGELO: ÄNGSTLICH.
    RADU: ERWACHT.
    BONNIE JEAN: UNSCHULDIG?
    Zwei Stunden zuvor, über sechzehnhundert Kilometer entfernt ...
    ... brach unter einem grauen, wolkenverhangenen Himmel ein trüber Tag an. Der Wind wirbelte ganze Wolkenbänke vor sich her, aus denen sich gischtartige Nieselschauer, noch kein richtiger Regen, über das Hochplateau ergossen, und türmte Wolke um Wolke vor den Außenmauern der Manse Madonie auf, bis sie sich träge in den Innenhof wälzten ...
    Antonio Francezci hatte fast die ganze Nacht durch zu tun gehabt; nun, da Francesco aus dem Weg war – eigentlich von dem Zeitpunkt an, da sein Bruder Sizilien verlassen hatte und nach England aufgebrochen war –, zeigte ihr grotesker Vater, Angelo, sich weitaus entgegenkommender und redseliger als sonst. Mit Antonio hatte er wesentlich mehr »gemeinsam« und es fiel ihm auch leichter, mit ihm zu reden als mit Francesco, der ihm stets nur ein Stachel in seinem Fleisch gewesen war. Und womit sie die frühen Morgenstunden verbracht hatten ... nun, mit ebenjenen Themen, insbesondere einem, das die Albträume hervorrief, die Antonio später im Schlaf heimsuchen sollten.
    Kaum war Francesco abgereist, »rief« sein grässlicher Vater nach Antonio, doch dieser sah sich nicht in der Lage, sofort zu ihm zu gehen. Als der Abend der Nacht wich, spürte er ein Anschwellen des mentalen Geplappers, des telepathischen Durcheinanders, das von unten heraufdrang, und in den frühen Morgenstunden suchte er schließlich die Grube auf. Anfangs herrschte noch eine gewisse Verlegenheit, aber dann währte das »Gespräch« doch fast eine geschlagene Stunde,

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