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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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eine Einschätzung, die er seither grundlegend revidiert hatte. Aber es hatte alles andere als vielversprechend angefangen.
    Während der hässliche kleine Mann seinen hässlichen kleinen VW-Käfer zwischen den von Räumpflügen fast meterhoch angehäuften Schneemassen südwärts über vereiste Straßen von Carrbridge nach Aviemore lenkte und weiter über den Spey, wo Straßenschilder bereits den Weg nach Inverdruie und Coylumbridge wiesen, wanderten Ragusas finstere Gedanken zurück zu ihrer ersten Begegnung (ein absoluter Reinfall, wenn es je einen gab) und zu dem, was seither geschehen war.
    Zunächst einmal war McGowan in Edinburgh nicht am Flughafen erschienen, um ihn abzuholen. Das war der erste Tiefschlag! Also hatte er sich ein Taxi in die Stadt nehmen und selbst ein Hotel suchen müssen. Ragusa sprach zwar Englisch, ein paar Brocken jedenfalls, doch mit dem, was die Einheimischen hier von sich gaben, kam er nicht mit. Und den Italienern sagte man nach, sie redeten zu schnell! Als er dann endlich ein Zimmer hatte, erhielt er einen Anruf von McGowan:
    »Hab’ dich ankommen sehen«, erklärte dessen raue Stimme am Telefon. »Aber so, wie die Dinge stehen, konnte ich dich dort nicht abholen. Dein Hotelzimmer, hast du das im Voraus gebucht?«
    »Nein, von einem Augenblick auf den anderen. Ich stand ja völlig allein da. Was, zum Teufel, soll die ganze Heimlichtuerei überhaupt?« Ragusas Ton verriet deutlich, was er von alldem hielt.
    »Es weiß also niemand, dass du hier bist?«, fuhr McGowan fort, als habe er ihm gar nicht zugehört.
    »Nein, natürlich nicht! Was soll der Quatsch?«
    Sekundenlang herrschte Schweigen. Dann erscholl wieder die schroffe Stimme mit ihrem Geschwafel: »Oh, du regst dich auf, was? Nun, tut mir leid, Bürschchen – aber, wie gesagt, es ging nicht anders. Wir sehen uns in dreißig Minuten auf der Princes Street, an der Ecke, wo die Straße zur Waverley Station abzweigt.«
    »Eh? Bürschchen?«, knurrte Ragusa empört. »Was soll das? Princes Street? Waverley Station? Was, zum ...?«
    »Aye, du hast es also kapiert«, kicherte die Stimme gleichmütig. Gleich darauf wurde der Hörer aufgelegt.
    Eine halbe Stunde später sah Ragusa McGowan oder vielmehr dessen Wagen zum ersten Mal, und prompt hegte er eine Abneigung gegen beide. An der angegebenen Einmündung fuhr der Käfer links ran, und McGowan lehnte sich über den Beifahrersitz, um am Griff zu zerren und die Tür aufzustoßen. »Los, steig’ ein! – McGowan«, stellte er sich vor, indem er sich wieder in den träge fließenden Verkehr einreihte und sich, seinen Passagier mit einem flüchtigen Blick musternd, beinahe verrenkte, um ihm die Rechte entgegenzustrecken. Als dieser die dargebotene Hand geflissentlich übersah, fuhr er fort: »Das Wetter könnte auch besser sein, nicht wahr?«, gefolgt von seinem gleichmütigen Kichern. »Aber gerade recht für uns, genau so haben wir es gern, was?«
    Ragusa blickte ihn missmutig an. »Vincent«, sagte er. »Vincent Ragusa. Du solltest mich am Flughafen abholen. So lautete Francescos Befehl – und die Francezcis legen Wert darauf, dass man ihre Anweisungen aufs Wort befolgt.«
    »Aye, das tun sie, es war noch nie anders«, pflichtete McGowan ihm, ohne zu zögern, bei. »Das war schon vor fünfzig Jahren so ... und dreißig Jahre zuvor, als sie mich rekrutierten, ebenfalls. Damals war ich ungefähr in deinem Alter. Seither haben sie mich auf der ganzen Welt herumgeschickt, hauptsächlich aber auf den Britischen Inseln. Ich spüre sozusagen ... großen Hunden nach, du verstehst schon? Und anderen Kreaturen ebenfalls, aye. Und du ... was hast du bisher so gemacht? Haben sie dir in Sizilien, in der Manse Madonie, beigebracht, wie der Hase läuft? Aye, das kann ich mir vorstellen! Aber hier draußen ist alles ganz anders, es ist eine völlig andere Welt – Bürschchen!«
    »Ich heiße Vincent!«, fuhr Ragusa ihn an. »Oder, falls das zu schwer für dich ist, nenn’ mich Ragusa. Leutnant Ragusa!«
    Doch McGowan gluckste nur vor sich hin und erwiderte dann leise: »Deinen Rang lassen wir schön weg, er würde dich sofort verraten, glaub’ mir. Außerdem weiß ich ja, dass du es nicht so meinst. Das ist bloß deine Art, deine ... na? – Enttäuschung auszudrücken? Oder eher dein Missfallen? Ich bin nicht ganz das, was du erwartet hast, eh? Aber so, wie die Dinge stehen, dürfte ... äh ... alles bestens laufen, da bin ich mir sicher. Jedenfalls war es mir nicht möglich, dich am Flughafen

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