Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
den gegenwärtigen Stand der Dinge behalten durfte, war die Tatsache, dass sie sich vor ihren Feinden verbargen und auf irgendeinen Ruf warteten. Und natürlich stand auch völlig außer Zweifel, dass Bonnie Jean absolut unschuldig war. Dies stand so unzweifelhaft fest, dass Harry sich nicht einmal mehr fragte, woran sie eigentlich unschuldig sein sollte.
    Es spielte so gut wie keine Rolle, dass die Realität ein verschwommener, ungewisser Ort außerhalb seiner selbst war oder dass er sich in einem steten Dämmerzustand befand, kaum besser als ein Zombie, und dass seine Gedankengänge nur noch verworren funktionierten. Wirklich wichtig war nur, dass er sich bei B. J. befand. Komme, was da wolle, dies war das Einzige , was zählte ...
    Gleich in der ersten Nacht, die sie gemeinsam in dem Gasthaus verbrachten, beging B. J. einen Fehler. Nichts Schlimmes, dennoch würde sie in Zukunft auf solche Dinge achten müssen. Kaum befanden sie sich auf ihrem Zimmer, begann sie: »Harry, was ist mit Zahanine? Was hast du ...?«
    ... Ehe sie sich darauf besann, dass er ihr ja gar nichts zu erzählen vermochte, weil sie es aus seinem Geist gelöscht hatte. Doch da hatte Harry bereits die Stirn in Falten gelegt und fragte: »Zahanine? Ist das nicht die hübsche Schwarze? Ich habe sie nicht bei den Mädchen gesehen. Ist alles in Ordnung mit ihr?« War sie ... war sie nicht bei mir zu Hause? Beunruhigt deutete er ein Kopfschütteln an.
    »Aber natürlich«, nickte B. J. rasch. »Wo habe ich nur meine Gedanken? Mach’ dir bloß keine Sorgen.«
    Aber vielleicht machte es trotzdem irgendwo in Harrys Kopf »klick!«, denn, noch immer stirnrunzelnd, wollte er wissen: »Weshalb können wir uns eigentlich nicht bei mir zu Hause versteckt halten? Ich kenne die Gegend wie meine Westentasche, und das Haus ist leicht zu verteidigen.«
    Ach, tatsächlich? Gegen die Wamphyri? B. J. musste, wenn auch etwas traurig, lächeln. Oh, ja, leicht zu verteidigen – aber auch abgelegen. »Hey!« Ihren düsteren Gedanken und der Tatsache, dass sich eine Eiseskälte in ihr breitmachte, zum Trotz zwang sie ein, diesmal »echtes« Lächeln auf ihre Lippen. Sie setzte sich aufs Bett und umschlang ihre Knie mit den Armen. »Mach’ nicht so ein Gesicht, okay, Harry? Es ist doch ganz nett hier. Weshalb kommst du nicht einfach zu mir rüber und wir machen ein bisschen Liebe?«
    Mit einem etwas schiefen Lächeln ging er zu ihr. Doch auch während sie sich liebten, fanden Harrys Gedanken keine Ruhe. Irgendetwas war mit Zahanine gewesen, bei ihm zu Hause? ... Ein dunkler Fleck auf dem Boden, und zwar in seinem Arbeitszimmer? ... Eine eisige Hochebene auf dem Dach der Welt? Die Bilder kamen und verschwanden wieder, er konnte nichts damit anfangen. Denn auf seiner gegenwärtigen Bewusstseinsebene vermochte er sich an diese Dinge nicht so leicht zu erinnern. Sie waren aus seinem Gedächtnis gelöscht – beziehungsweise sollten es eigentlich sein – und er nahm die Wirklichkeit nur noch nebelhaft wahr, als Aneinanderreihung zusammenhangloser Ereignisse, nicht anders als in einem Traum.
    Eigentlich könnte er ebenso gut im Schlaf liegen und träumen! Und obwohl B. J. sich in seinen Armen so wirklich, so heiß und lebendig angefühlt hatte, fragte Harry sich, ob es sich nicht vielleicht tatsächlich so verhielt – ob all dies nicht bloß ein seltsamer, wirrer Traum war. In diesem Fall wäre es höchste Zeit, endlich aufzuwachen. Allerdings ... fürchtete er sich vor dem, was er womöglich vorfinden würde.
    Dies war nun drei Tage her. Seitdem hatte es unter den einander bekämpfenden Vampirgruppen einiges Hin und Her gegeben, eine neue Ankunft, Zusammenkünfte, einiges Suchen und gegenseitiges Beäugen sowie einen längst überfälligen (und gewissermaßen sogar »gnädigen«) Tod.
    ... In London war mit einem Flug aus Indien ein gewisser »politischer Flüchtling« eingetroffen, angeblich ein wohlhabender einstiger Guru, dessen Besitz in Patna einem sich beständig ausweitenden Sektenkrieg zum Opfer gefallen war. Er wollte sich im Vereinten Königreich ein angemessenes Heim suchen, um langfristig seiner »religiösen Laufbahn« Adieu zu sagen und einen Handel mit Orientteppichen aufzuziehen. Da seine Referenzen untadelig schienen und er anscheinend über alle »notwendigen Qualifikationen« verfügte – zweihunderttausend davon hatte er bereits an eine Londoner Filiale von Lloyds überwiesen –, hatte er ohne Weiteres ein Visum erhalten und wurde mit offenen Armen

Weitere Kostenlose Bücher