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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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nächste Mal Richtung Norden fährt. Dort oben gibt es ein paar Leute, denen sie besser nicht über den Weg laufen sollte, okay?«
    »Nun, ich weiß nicht ...«
    »Helfen Sie doch zwei Liebenden!?«
    »Oh, wenn das so ist ... Na gut.« Das Lächeln schwang wieder in ihrer Stimme mit.
    »Vielen Dank«, sagte Harry und legte auf.
    Anschließend ging er nach oben und holte seinen Wintermantel. Am Bodensee dürfte es um diese Jahreszeit bereits kalt sein ...
    Und es war kalt. Normalerweise hätte der Necroscope, da er nicht der Form gemäß vorgestellt worden war und darum auch die Koordinaten nicht kannte, versucht, seinen Weg durch Ausprobieren zu finden, und wäre gezwungen gewesen, sich in einer Reihe vorsichtiger Möbius-Sprünge vorwärtszubewegen. Aber er verfügte ja über die Koordinaten; seit er in der Londoner Zentrale des E-Dezernats diesen Besuch vorausgesehen hatte, waren sie einfach da in seinem metaphysischen Geist.
    Darum war er in der Lage, genau wie zuvor bei der Manse Madonie und dem Kloster Drakesh, Mesmers letzte Ruhestätte – oder doch zumindest den Friedhof – mit einem einzigen Sprung zu erreichen. Dazu musste er sich lediglich seine Vision in Erinnerung rufen, sich auf den Ort konzentrieren und sich durch ein Möbiustor dorthin begeben.
    Als er aus dem Möbius-Kontinuum hinaustrat ... befand er sich auch schon dort.
    Er stand an der Kreuzung, die er in seiner Vision gesehen hatte. Auf der einen Seite verdeckte hinter einer niedrigen Mauer hohes Gras die weitgehend sich selbst überlassenen Gräber und schiefen Grabsteine des Friedhofs, auf der anderen stand ein verblasster Wegweiser, der auf eine Stadt am Horizont wies, deren Silhouette sich vor dem Hintergrund glitzernden Wassers abzeichnete, mit der Aufschrift »Meersburg«.
    Aber Harry war nicht hier, um die Aussicht zu genießen.
    Er folgte der unkrautüberwucherten Mauer bis zu einem halb offenen gusseisernen Tor, betrat den Friedhof und wanderte, einfach immer der Nase nach, ein, zwei Minuten zwischen den Gräbern umher. Es war alles sehr ruhig und friedlich und keineswegs bitterkalt; allerdings konnte er im Südwesten, jenseits der Stadt und des Sees, in der klaren Luft blaue, schneebedeckte Bergspitzen ausmachen, die sich in der Ferne erhoben.
    Der Necroscope wollte den Zauber des Augenblicks nicht stören, doch er wusste, dass ihm nichts anderes übrig blieb. »Franz Anton?«, sagte Harry laut. Hier war niemand außer ihm, darum war er sicher. »Sie kennen mich nicht, aber ich habe mir sagen lassen, dass ich Sie hier finden kann.«
    Ich dich nicht kennen, erscholl prompt die Antwort. Natürlich kenne ich dich! Ich kann dich gewissermaßen sogar sehen; ich sehe deine Flamme und spüre ihre Wärme. Dabei habe ich schon seit Langem nichts mehr gespürt oder gesehen. Ich und dich nicht kennen? Mittlerweile wissen die meisten von uns, wer du bist, Necroscope. Oder wir haben zumindest von dir gehört. Und nun ... ist es mir eine Ehre, dich persönlich kennenzulernen.
    Harry war nicht weiter überrascht, als er feststellte, dass er direkt vor Mesmers schlichtem Grab stand; sein Talent beziehungsweise der Instinkt, über den er von Natur aus verfügte, hatte ihn hierhergeführt. Aber wie gewöhnlich wusste er nicht recht, wie er mit dem Lob und den Komplimenten der Großen Mehrheit umgehen sollte – insbesondere wenn er sie von jemandem wie Mesmer hörte.
    Aber er hatte nicht vergessen, was Sir Keenan ihm gesagt hatte, nämlich dass dieser große Mann den Glauben an sich selbst verloren hatte und dass er ihm diesen womöglich erst zurückgeben musste, ehe er einen Nutzen aus seinem Besuch ziehen konnte.
    »Sir«, sagte er darum. »Ich möchte nicht um den heißen Brei herumreden. Ich bin hier, um Sie um einen Gefallen zu bitten.«
    Ja, ich weiß, sagte Mesmer nach einer Weile sehr leise. Und, Harry, ich wünschte, ich könnte dir helfen. Aber wahrscheinlich bin ich dazu nicht in der Lage.
    »Sir?«
    Du bist nicht der Einzige, der Probleme hat, Harry, erklärte Mesmer. Ich habe auch welche – und zwar, oh, schon ein gutes Stück länger als du!
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir das näher zu erläutern?« Der Necroscope schlug seine Mantelschöße unter und setzte sich auf den Rand von Mesmers Grabplatte. »Ich habe Zeit mitgebracht, falls Sie das möchten.« Er spürte, wie sein Gegenüber sich auf seine lebendige Präsenz einstellte und sich allmählich daran gewöhnte.
    Wusstest du, Harry, begann Mesmer mit einem Seufzen, dass es

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