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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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er ließ seinen Gedanken freien Lauf. Manchmal ließ sich ein Problem auf diese Art am ehesten lösen.
    Es dämmerte bereits. Kurze Tage, lange Nächte, und der Mond ging auf. Ianson entsann sich: Als er vor ein oder zwei Abenden hier über irgendeinem Fall gebrütet hatte, hatte der fast volle Mond sehr tief gestanden. Das konnte nur heißen, dass gestern Nacht ... Vollmond gewesen war?
    Woran dachte er da eigentlich? Was, zum Teufel, ging ihm da durch den Kopf?
    Er stand auf, streckte sich und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Guter Gott, es war schon Viertel vor fünf! Der Nachmittag war wie im Flug verstrichen. Er trat ans Fenster und blickte hinaus auf die Dächer von Dalkeith, über denen sich durch die grauen Abendnebel bereits zu drei Vierteln der Vollmond abzeichnete ...
    Er machte das Licht an, kehrte an seinen Schreibtisch zurück und zuckte heftig zusammen, als das Telefon läutete. Ein Beamter aus dem Polizeiarchiv meldete sich. »Ich mache in ein paar Minuten Feierabend«, sagte er. »Aber ich dachte mir, das könnte Sie interessieren. Ich habe Ihre Akte rausgesucht – die Sache in Kincraig vor fast dreißig Jahren? Wollen Sie morgen vorbeischauen, oder wie machen wir das?«
    »Nein«, entgegnete Ianson. »Ich bin heute Abend in der Stadt. Hinterlegen Sie sie an der Information. Dort werde ich sie abholen.«
    »In Ordnung, aber Sie müssen dafür unterschreiben. Und noch etwas! Dieser Wachtmeister, der den Dienst quittierte? Über die Besoldungsstelle habe ich ihn ausfindig gemacht ... Er bezieht eine Erwerbsunfähigkeitsrente wegen einer kleinen Verletzung, die ihm damals zugefügt wurde. Er heißt Gavin Strachan, aus Kingussie. Aber kurz nach seinem Ausscheiden ist er hierhergezogen.«
    »Hierher?«
    »Einer dieser Zufälle. Er wohnt nicht weit weg von Ihnen, in Dalkeith. Zu Fuß zehn Minuten die Penicuik Road hinunter.«
    »Vielen Dank«, sagte der Inspektor. »Das erspart mir eine Menge Arbeit.«
    »Keine Ursache! Noch einen schönen Abend!«
    »Ihnen auch«, erwiderte Ianson. Er blickte aus seinem Fenster hinaus auf den Mond und hoffte, dass der Abend gut werden würde. Zumindest der Anfang war vielversprechend ...
    Da es noch zu früh zum Abendessen war und viel zu früh, um sich bereits für seine Verabredung in B. J.’s Weinlokal fertig zu machen, ging Ianson noch einmal die Berichte durch. Er sah sich die Fälle an, bei denen Menschen angefallen worden waren. Und obwohl fünf Jahre seiner Meinung nach immer noch eine recht lange Zeitspanne waren, gab es – gemessen an der Zahl der Vorfälle – viel zu viele Rottweiler und Dobermänner in der Umgebung. Und was Menschen betraf, die ins Gesicht gebissen wurden – einfach grässlich! Schlimmer noch, zahlreiche dieser Überfälle waren tödlich ausgegangen!
    Was, zum Teufel, bringt einen Hund dazu, fragte sich der Inspektor, ein Kind ins Gesicht zu beißen? Und was trieb sie dazu weiterzumachen, selbst wenn das Opfer nur noch ein Haufen blutiger Fetzen war? Es war wohl der Wolf in ihnen! Das einzig Gute daran war, dass in nahezu jedem Fall, in dem ein Hund durchdrehte und jemanden anfiel, der Besitzer ermittelt werden konnte. Neun von zehn dieser Tiere – dieser Hunde also – waren getötet worden. Ianson war noch nie ein großer Hundefreund gewesen, und auch für ihre Halter hatte er nicht allzu viel übrig.
    Blieben noch die ungelösten Fälle ...
    Doch dem Inspektor brannten bereits die Augen; die restlichen Berichte konnten warten. Was den Papierkram anging, würde er eine Pause einlegen und versuchen, den ehemaligen Polizisten Gavin Strachan zu erreichen. Er stand im Telefonbuch – den Namen gab es gleich mehrmals. Ianson verglich die Angaben mit der Adresse, die ihm der Archivbeamte gegeben hatte, und rief den Mann an.
    »Ja!«, meldete sich eine barsche Stimme am anderen Ende der Leitung.
    »Guten Abend, Sir«, sagte Ianson. »Spreche ich mit Gavin Strachan?«
    »Aye! Was gibt’s?«
    »Constable Strachan?«
    »Eh? Nein, schon lang nicht mehr! Was soll das überhaupt?«
    »Inspektor Ianson«, stellte Ianson sich vor. »Wir hatten noch nicht das Vergnügen, aber ich würde gerne mal bei Ihnen vorbeischauen.«
    »Warum?« Strachans Stimme war rau wie Sandpapier und voller Misstrauen.
    »Ach, bloß Routine!« Iansons übliche Antwort. »Es geht um einen Fall, den Sie mal bearbeitet haben, oben in Kincraig, vor dreißig Jahren – ein Vorkommnis in einem Wildreservat ...?«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen. »Soll das ein

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