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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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einem Namen? Oh, du wirst es schon herausfinden ...
    »Wie denn, etwa durch Ausprobieren bis zum Sankt Nimmerleinstag?«
    Gebrauche deine Zahlen – und die meinen ebenfalls!
    »Warten Sie!«, rief Harry. Aber Nostradamus entschwand bereits und mit ihm die Chance des Necroscopen, Licht in das Dunkel zu bringen.
    »Mein Herr?«
    »Namen und verdammte Zahlen!«, murmelte der Necroscope vor sich hin. Er war maßlos enttäuscht. Doch dann wurde ihm bewusst, dass jemand ihn angesprochen hatte. Mit einem Ruck hob er den Kopf. Vor sich sah er einen hochgewachsenen jungen Mann, der das schwarze Gewand eines Geistlichen trug. Beruhigend legte der Priester ihm die Hand auf die Schulter.
    »Sie sind Engländer?« Er lächelte unsicher. »Ich wollte Sie nicht stören, mein Herr, aber heute Abend feiern wir noch einen Gottesdienst, und er fängt gleich an. Wenn Sie bleiben möchten, sollten Sie sich in eine der Bänke setzen.«
    Harry hatte nicht vor zu bleiben.
    In der Kirche roch es muffig, wie stets in Kirchen. Draußen hingegen war die Luft angenehm, ein Abend in der Provence. Solange es noch hell war, suchte Harry sich eine Straßenlaterne und machte sich, krampfhaft bemüht, sich an alles zu erinnern, rasch ein paar Notizen in seinem Taschenkalender. Dabei war ihm klar, dass er wahrscheinlich die Hälfte ausließ.
    Was auch sonst? Schließlich verstand die Zukunft es meisterlich, ihre Spuren zu verbergen. Mehrmals tauchte die Zahl Sechshundert auf. War dies nun eine Entfernungs- oder eine Zeitangabe, oder beides? Und was Hannat und Nostre anging – wer mochten sie sein? Und dann eine Frau, deren Name »Hübsch« war: Bonnie Jean? Sum a dart son. Das war einfach: Nostradamus rückwärts gelesen. Aber was sollte es heißen? »Ich bin der Sohn eines Pfeiles?« Die Elf: der Märtyrer. Und Zweiundzwanzig: der Meister-Magier. Simple Numerologie.
    Doch die Erinnerung verblasste bereits.
    Verzweifelt kramte Harry in seinem Gedächtnis. Zahlen, Sonnenhitze, Grabeskälte. Brennende Säure, tote Freunde, alchimistisches Gewitter. Pfahl, Schwert und Feuer. Das konnte nur eines bedeuten! Handelte es sich bei alldem lediglich um einen Traum in einem Traum, um den Nachhall eines Albtraumes aus der Vergangenheit? Oder stand er vor ganz anderen, wesentlich schlimmeren Problemen?
    Ein grauses Labyrinth voll Glockenklang? Kannte er einen derartigen Ort? Ein mutiertes Wesen in einer Grube, Vater von Blutbrüdern. Oder hieß es Brüder im Blute?
    Verdammt! Es entglitt ihm alles.
    Er rannte zurück zur Kirche. Von drinnen hallten Choräle wider. »Nostradamus!«, rief er. Und noch zweimal: »Nostradamus! Nostradamus!« Doch der große Seher hörte ihn nicht. Vielleicht sang er ja mit. Womöglich hatte sein Geist sich aber auch bereits weit in die Zukunft geschwungen ...
    Zurück in seinem alten Haus in der Nähe von Edinburgh, zerbrach Harry sich angestrengt den Kopf über das Gehörte. Konnte es sein, dass er sich nicht daran erinnern sollte? Aber weshalb war es ihm dann gewährt worden, überhaupt etwas davon zu behalten? Vielleicht würde es ihm ja wieder einfallen, wenn es so weit war. Aber wäre es dann nicht zu spät?
    Zu spät wofür?
    »Scheiße!«, entfuhr es ihm. Der Schweiß brach ihm aus. Irgendetwas stimmte hier ganz entschieden nicht. Nein, so ungefähr alles lief hier falsch! Irgendjemand – womöglich sogar mehr als nur einer – pfuschte noch immer in seinem Geist herum. Nur wie? Und weshalb? Oder war er schlicht und einfach verrückt?
    Sechshundert. Das wusste er noch, und zwar eindeutig ... allerdings hatte er nach wie vor keine Ahnung, was er damit anfangen sollte! Das mentale Gefasel eines Wahnsinnigen oder Mondsüchtigen. »Mondsüchtig« – so nannte man jemanden, der dem Mond verfallen war. Nun fing er wirklich schon an, so zu denken wie Nostradamus – in Rätseln und Wortspielen.
    Sechshundert. Sechs – verdammt noch mal – hundert!
    Zeit- oder Entfernungsangabe? Oder beides?
    Zunächst die Entfernung. »Sie sind sechshundert Meilen fern ...« Es kam und verschwand wieder, doch der Necroscope klammerte sich daran wie ein Ertrinkender an den sprichwörtlichen Strohhalm. Eine Entfernung also! Sechshundert Meilen von Salon entfernt – »Du sitzt hier, doch im Südosten ...«
    Der Weltatlas lag immer noch auf dem Küchentisch, er hatte ihn noch nicht weggeräumt. Nun schien er ihm regelrecht in die Hände zu springen. Fieberhaft blätterte Harry, bis er die große Panoramaseite fand, die Europa zeigte. Ein Zirkel, ein

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