Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
da hinten ist ... noch etwas«, grunzte er.
    »Du bist ziemlich gut, Alan«, nickte der Alte John. »Es ist dasselbe verdammte Etwas – oder vielmehr derselbe Jemand –, der seit dem Morgengrauen unserer Spur folgt. Deine Sinne sind ganz schön scharf, Mann! Und wir wissen beide, weshalb. Es liegt am Vollmond, Alan! Dein Blut reagiert darauf, und deine Sinne ebenfalls.«
    Wenige Augenblicke später erreichten sie den Kamin, einen lotrechten Einschnitt in der Bergflanke, der sich durch Kriechgewächse, herabhängende Zweige und schroffe Höhlungen nach oben zog. »Das ist ja kinderleicht«, knurrte Alan-vom-Moor, während er mit zusammengekniffenen Augen hochblickte. Der junge Garth nickte bestätigend.
    »Die erste Hälfte schon«, meinte der Alte John. »Danach sind bei jedem kleinen Überhang Haken eingeschlagen. Je mehr ihr die Kälte in den Fingern spürt, desto schwächer wird euer Griff. Wir können von Glück sagen, dass es ein bisschen aufgeklart hat. Wir seilen uns an und klettern zu einem Sims hoch, das ich von einem Dutzend Klettergängen her kenne. Und dann, hoffe ich, werde ich euch einen kleinen Trick zeigen.«
    »Sie sind jetzt ziemlich nah.« Alan ließ seinen Blick aufmerksam durch das Unterholz schweifen. »Wenn sie bewaffnet sind, könnten sie uns einen nach dem anderen abknallen.«
    »Wenn sie den Hunde-Lord finden wollen«, rief ihm der Alte John ins Gedächtnis, »werden sie das schön bleiben lassen. Außerdem bleibt uns sowieso keine andere Wahl. Je eher wir loslegen, desto besser.«
    Sie stiegen zu Johns Vorsprung auf, vierzig Meter den Hang hinauf, wo sie sich rasch anseilten. Als sie hinabblickten, versperrten ihnen herabhängende Kletterpflanzen, aus Felsspalten wachsende Sträucher und die Baumwipfel die Sicht auf den Fuß des Hanges. »Sie schießen also nicht auf uns«, meinte John. »Und jetzt leise!«
    Er nahm ein Seil von der Schulter, ließ ein gutes Stück davon aus und warf das kürzere Ende in hohem Bogen in das noch trübe Licht hinaus, in den Wald hinab. »So«, sagte er. »Das dürfte bis fast ganz nach unten reichen.« Damit befestigte er es an einem rostigen Haken.
    Die beiden Neulinge warfen einander verwirrte Blicke zu, sagten jedoch nichts, sondern warteten ab; schließlich setzte Alan zu einem Flüstern an: »Sie sind da!« Doch John unterbrach ihn, indem er ihm die Finger mit stählernem Griff in die Schulter grub.
    »Still jetzt«, murmelte er. »Keine Erschütterung am Seil! Sie werden glauben, wir hatten es so eilig, dass wir es hängen ließen. Nett von uns, eh?« Er grinste wölfisch. Eine Minute verstrich, vielleicht auch mehr. »Seht ihr! Was habe ich euch gesagt?« Ein leichtes Beben lief durch das Seil, und dann straffte es sich. Jemand prüfte seine Tragfähigkeit.
    Tief unter ihnen, unter dem Dach des Waldes, untersuchten drei Männer in grünen Tarnanzügen die Spuren, die der Alte John mit seinem Trupp im Unterholz hinterlassen hatte. Singra Singh Drakesh blickte hinauf in das Ästegewirr und kniff die Augen zusammen. Stirnrunzelnd zog er am Seil.
    Die beiden neben Singh stehenden tibetischen Knechte konnten es anscheinend kaum abwarten hinaufzuklettern; aber sie hielten sich zurück und warteten seinen Befehl ab. Drakeshs aus Indien stammender Leutnant war vorsichtig. Bonnie Jean Mirlu und ihre Leute hatten ihm eine Lektion erteilt, die immer noch schmerzte. Allerdings befanden sich nun drei von ihnen dort oben, unterwegs zum Bau des Hunde-Lords. Das könnte seine Chance sein, Rache zu nehmen – und zugleich den von seinem Jahrhunderte währenden Schlaf geschwächten Radu ausfindig zu machen.
    Voller Erwartung sandte er seine sich gierig windenden Gedanken hinaus in die Düsternis. Der telepathische Äther war erfüllt von Wolfsgeruch – vor dem seine Sinne zurückschreckten! Wahrscheinlich bloß der Gestank ihrer Spur. Nennenswerte Gedanken hingegen nahm er nicht wahr, allenfalls einen fernen, verklingenden Widerhall.
    Damit lag er richtig; denn der Alte John und seine beiden Gefährten dachten an gar nichts. Sie hielten lediglich lauernd den Atem an.
    »Los!«, zischte Singra Singh Drakesh und sah seinen Männern zu, wie sie hintereinander in die Höhe glitten und seinem Blick entschwanden. Sie waren Vampire, Vampirknechte jedenfalls, und schienen regelrecht an dem Seil emporzuschweben; kaum dass sie den Pflanzenbewuchs im Kamin beim Klettern streiften. Singh verharrte einen Augenblick, und als sie außer Sicht waren, ließ er seine Sinne nochmals

Weitere Kostenlose Bücher