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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Platz. Der schwere, dumpfe Herzschlag erscholl weitaus öfter als bisher, allerdings in ziemlich unregelmäßigen Abständen. Wäre das Wesen in dem gewaltigen Bottich (der nun schon eher an einen Brutkasten erinnerte) ein schlafender Mensch, dann hätte dieser entweder einen Albtraum oder er wäre sehr, sehr krank ... Oder vielleicht einfach nur schwach? Nun, dagegen konnte der Alte John etwas unternehmen. Deshalb war er ja schließlich hier. Und Alan-vom-Moor ebenfalls ...
    »Da rauf«, grunzte der Alte John, indem er den Weg mit seiner Fackel ausleuchtete. »Gleich kriegst du wirklich was zu sehen!«
    Wie eine Treppe lehnten sich übereinandergetürmte Felsplatten an die Seite des Bottichs. Mit einem Mal fühlte Alan sich müde. Erschöpft erklomm er die zweieinhalb Meter bis zum Rand, wobei der Alte John direkt hinter ihm blieb ... Alan bekam nicht mit, wie der alte Jagdhüter in einen tiefen Spalt unter einer Felsplatte griff, und ihm entging ebenfalls, was dieser daraus hervorzog. Oben angelangt, kroch Alan auf Händen und Knien weiter, bis ihm widerlich-süßer Harzgeruch entgegenschlug. Und der Geruch nach etwas anderem – und das roch ganz und gar nicht süßlich.
    Ein gutes Stück von der Kante des Bottichs entfernt, klemmte der Alte John seine Fackel in einen Spalt. »Nun?«, meinte er. »Was sagst du dazu?«
    Benommen schüttelte Alan-vom-Moor den Kopf und blickte hinab auf das zähe, trübe Wirbeln in dem nahezu undurchsichtigen, phosphoreszierenden Harz des Beckens; und in dem Maß, in dem seine Augen sich an das Dunkel gewöhnten, erhaschte er unter der verkrusteten Oberfläche in den tieferen, flüssigeren Schichten einen Blick auf ... das Wesen, das dort zusammengerollt lag, nicht mehr ganz so embryohaft, und nur darauf wartete, endlich geboren zu werden.
    ... auf den gewaltigen, im Profil dreieckig wirkenden Schädel, die langgezogene, nahezu einen Meter lange Hundeschnauze und das gelbliche Glühen eines Auges, so groß wie eine Untertasse, das sich öffnete und sich ihm zuwandte, zu Alan hinaufstarrte, der einen erstickten Schrei ausstieß und von der Kante zurückwich ...
    ... nur um sein Rückgrat an der scharfen Metallspitze aufzuspießen, die der Alte John vorwärtsrammte, um ihn zu durchbohren. Der Trichter für die Fütterung der Bestie gab eine recht passable Waffe ab, und nun hing Alan da und zappelte wie ein Käfer.
    John machte nicht viel Aufhebens. Ein rascher Schnitt durch Alans Kehle, dann zog er den Tubus heraus und stieß ihn tief in das Harz, um das hervorquellende Blut aufzufangen. Die Flüssigkeiten in dem blasenartigen inneren Ei färbten sich rot, während Alans Blut hineinströmte. Nein, John machte nicht viel Aufhebens ... aber er hoffte, dass Radus Kampfkreatur sich ordentlich nährte.
    Der Alte John stieg die steinernen Stufen wieder hinab, um die Reihe riesiger Fackeln rings um den Sockel des Bottichs zu entzünden. Während er zusah, wie sie aufflammten – und geradezu fühlte, wie sie die schmatzende Bestie mitsamt den Flüssigkeiten erwärmten, die diese seit sechshundert Jahren bewahrten –, gratulierte er sich selbst zum Gelingen seiner Aufgabe. Einzig Alans erstickter Schrei, als das spitze Metall sein Rückgrat durchtrennte, hätte ihn verraten können. Doch wahrscheinlich war der junge Garth mittlerweile so weit weggetreten, dass er ihn gar nicht gehört hatte ...
    Nun, Garth hatte ihn zwar gehört, aber im Grunde nicht registriert. Und nun war er so benommen, dass er der hypnotischen, telepathischen Stimme des Hunde-Lords völlig ausgeliefert war:
    Garth, mein Getreuer, Kind meiner Kinder, Mondkind! Du vernahmst meinen Ruf ... und nun bist du hier! Hier, um mich zu leiten und zu schützen und mir in der Stunde meiner Auferstehung ... beizustehen. Du sollst eins mit mir werden, Garth; wenn ein Geringer mich anspricht, wird er auch zu dir sprechen, denn wir beide, du und ich, werden unzertrennlich sein. Fortan wirst du Raduesuvia heißen: »Der, der Radu entsprang« – und doch wirst du auf ewig ein Teil von mir sein.
    Aber ... weshalb sitzt du denn so weit weg von mir, wo du doch in alle Ewigkeit zu meiner Rechten sitzen wirst? Ich brauche dich hier – damit du das immer kräftiger werdende Schlagen meines Herzens spürst und mitbekommst, wie meine steif gewordenen Glieder sich regen – um mir aus meinem kalten, steinernen Sarg zu helfen. Komm her, Garth, komm und sei meine rechte Hand ...
    Es schien eine Einladung, war in Wirklichkeit jedoch ein Befehl, dem

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