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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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einem Jungbrunnen lotsen?« Seine Fragen waren ernst gemeint. Und nun begriff sie, dass er in der Tat bereits zur Hälfte Bescheid wusste.
    »Lange ... oh, sehr lange ...«, sagte sie, »glaubte ich an etwas und arbeitete auch darauf hin. Doch dann kamst du, und auf einmal war alles anders. Aber hast du auch recht? Ist die Liebe wirklich ein Ausweg? Oder bist du bloß ein falscher Prophet?«
    »Setze mich ein«, drängte er, indem er sie von sich schob.
    »Vielleicht wirst du mich dafür hassen ...« Furcht zeichnete sich in ihrer Miene ab und ein gewaltiger innerer Schmerz, Gefühle, die sowohl Harrys Fassungsvermögen als auch dasjenige jedes anderen gewöhnlichen Menschen weit überstiegen. Und doch wirkte sie weitaus – menschlicher? –, als sie ihm jemals erschienen war. Ihm war klar, weshalb er auf einen derartigen Gedanken kam, wagte es sich jedoch nicht einzugestehen.
    »Es wird dir wehtun«, fuhr sie fort, als er nichts darauf erwiderte.
    »Weißt du was?«, sagte Harry. »Ich glaube, das ist mir egal!«
    »Was? Dass ich eine Lügnerin bin? Dass ich nicht ... unschuldig bin?« Da, jetzt war es beinahe heraus.
    In Harrys Kopf drehte sich alles, allerdings nicht allzu sehr, denn damit hatte er gerechnet. »Was geschehen ist, ist geschehen. Lass’ uns von nun an ehrlich zueinander sein.«
    Wenn ich es ihm sage und er daran zerbricht, dachte B. J., wenn sein Geist Schaden nimmt, habe ich ihn für alle Zeiten verloren; und Radu ebenfalls ... was gar nicht so schlecht wäre; allerdings wird Radu mich dann zur Rechenschaft ziehen! Und wenn ich es ihm nicht sage, wird er niemals er selbst sein. Geistig wird er nur noch vor sich hinvegetieren und lediglich das sein, was ich ihm befehle; er wird nicht mehr der echte Harry Keogh sein, der Mann, in den ich mich verliebte. Aber so weit dürfte es ohnehin nicht kommen, denn Radu will ihn ja für sich. Also läuft es wohl darauf hinaus: Liebe ich ihn genug, um seine geistige Gesundheit aufs Spiel zu setzen? Glaube ich, dass er mich dann immer noch lieben wird und dass wir beide gemeinsam den Hunde-Lord, meinen sogenannten, verdammten »Gebieter«, besiegen und vernichten können?
    Doch kaum hatte sie sich diese Frage gestellt, kannte sie auch bereits die Antwort.
    Und der Necroscope brauchte ihr nur ins Gesicht zu blicken, um sie ebenfalls zu kennen.
    Hübsch ist ihr Name, finster ihr Drang.
    Sie hat die Wahl und doch auch wieder nicht ...
    Mein verdammter Gebieter, ganz recht. (In B. J.’s Augen lag ein goldener Glanz. Sie standen womöglich noch schräger als sonst und wirkten tierhafter denn je; ihrer Kehle entrang sich ein leises Knurren.) Ja, sie hatte die Wahl, und sie hatte sie auch bereits getroffen. Denn Radu Lykan war heimtückisch, es gab keinen schlimmeren Lügner als ihn. Verglichen mit ihm war B. J. in der Tat unschuldig. Der Alte John war verschwunden und Alan-vom-Moor und der junge Garth Trevalin nirgends aufzufinden. Ach, wirklich? Dabei war B. J. doch klar, wo sie sich aufhielten. Dieser Bastard im Harz hatte sie zu seiner Zufluchtsstätte gerufen. Er wusste, was mit B. J. los war, und ging kein Risiko ein, wollte sie gar nicht erst so weit kommen lassen. Sie hatte den Geheimnisvollen gefunden, und nun hatte sie für ihn keinen Nutzen mehr. Jedenfalls keinen, den B. J. sich vorstellen konnte!
    »B. J.«, sagte Harry, indem er einen Schritt vor ihr zurückwich. In seinen sonderbaren Augen lag ein Ausdruck, den sie nie zuvor darin wahrgenommen hatte. Weder Furcht noch Faszination, sondern eine merkwürdige Mischung aus beidem; hinzu kam eine große Traurigkeit. Nun war B. J. sich absolut sicher, dass er die Wahrheit gesagt hatte: Das meiste wusste er ohnehin bereits, zumindest die Hälfte. Und nun musste er alles erfahren.
    Die Bestie in ihrem Innern zügelnd, sagte sie: »Du hast gewonnen, Harry, mein Geliebter!«
    Der Kopf des Necroscopen ruckte hoch, er wich einen weiteren Schritt vor ihr zurück und stieß mit den Kniekehlen an den Schaukelstuhl des Alten John, in den er unwillkürlich sackte. Der Vollmond schien in voller Pracht auf ihn herab, davor der Schattenriss eines riesigen, schwarzen Wolfsschädels. Und der Schaukelstuhl wiegte ihn vor und zurück, vor und zurück ...
    »... Du bist die Zofe, die über seinen Zwinger wacht«, sagte Harry. »Sein Schloss, eine Höhle, hoch oben in den Bergen.«
    »Weißt du noch, was ich dir über die Lords der Wamphyri von der Sternseite erzählte, Harry?« Sie trat zu ihm und beugte sich hinab, um ihm das

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