Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
Mensch. Auch wenn er bislang Glück gehabt hatte, war B. J. doch klar, dass er den Wamphyri auf lange Sicht nichts entgegenzusetzen hatte. Es mit derart schrecklichen Feinden wie den Drakuls oder den Ferenczys aufzunehmen, war eigentlich die Domäne des Hunde-Lords (und würde es doch gewiss auch bald wieder sein, oder nicht?).
    Des Hunde-Lords Radu, ihres »Gebieters«. B. J.’s Gedanken nahmen einfach ihren Lauf, widersprachen einander mitunter ...
    Radu Lykan: Eines Tages könnte er sie sehr wohl ins Grab bringen, und für Harrys Leben stellte er zweifellos eine Bedrohung dar. Sie war noch immer überrascht, wie schnell ihre Verwandlung vonstatten ging – das war etwas, worüber sie selbst jetzt kaum nachzudenken wagte. Bonnie Jean Mirlu, seit über einhundertsiebzig Jahren Wächterin von Radus Bau, im Grunde seine »Hüterin«. All ihre Anstrengungen hatten stets nur seiner Sicherheit gegolten und der Vorbereitung seiner Wiederauferstehung. Verriet sie, B. J., nun seine Sache? Noch nicht, nicht in Taten, aber der Gedanke war da. Und nicht allein der Gedanke daran, sondern mit Harry nun auch das Motiv.
    Was war nur an Harry, fragte sie sich? Weshalb fühlte sie sich so zu ihm hingezogen? Er war nur ein Mann ... allerdings der erste, der für sie sein Leben aufs Spiel gesetzt hatte. Vielleicht hatte dies den Ausschlag gegeben? Doch bereits indem sie solche Gedanken hegte, riskierte sie ihrerseits ihr Leben für ihn!
    Aber lag dies nun allein an Harry, an seiner natürlichen Anziehungskraft, oder an etwas völlig anderem? Womöglich an ihr, in dem Maß, in dem ihre Verwandlung mehr und mehr fortschritt? War es etwas – etwas Körperliches – tief in ihrem Innern, das ihre Ergebenheit von Radu ablenkte und sie ihre eigene Erfüllung suchen ließ?
    Abermals schweiften ihre Gedanken ab, vielleicht um der unausweichlichen Schlussfolgerung zu entgehen ...
    Radu, der einst so hell in ihrem Geist gebrannt hatte: wie ein Gott, Schöpfer und Vater seiner eigenen Art! Ein schlafender Gott, aye, und B. J. war diejenige, die über ihn wachte, solange er untot in seinem Grab lag. So war es schon immer gewesen, seit sie denken konnte; darum fiel ihr die Erwägung nicht leicht, einen Schlussstrich unter alles zu ziehen, wofür sie so hart und lange gearbeitet hatte, unter Bemühungen und Anstrengungen, die für andere ein ganzes Leben bedeuteten. Nicht jedoch für B. J., deren Leben schon so lange währte und das wohl noch wesentlich länger währen dürfte.
    Ihre Vergangenheit zog an ihrem geistigen Auge vorüber:
    Anfangs, als junges Mädchen, war es ihr schwergefallen, Radus Sache zu unterstützen; doch im Verlauf eines Jahrhunderts war es zu einer festen Gewohnheit geworden und während der nächsten fünfzig Jahre zu einer Pflicht, an die sie sich gebunden fühlte. Sie hatte ihr ganzes Leben nur auf die Wiederauferstehung ihres Gebieters hingelebt, und wie es aussah, hing nun ihr Überleben davon ab. Denn ohne den Hunde-Lord würde sie früher oder später ihren Feinden erliegen. Sie wussten bereits, wer sie war (dafür hatte sie mehr als genügend Beweise), und hätten längst etwas gegen sie unternehmen können, aber sie waren gierig und wollten sie nicht ohne ihren Gebieter.
    So viel also zur Gegenwart und Vergangenheit, doch wie verhielt es sich mit der Zukunft? Wie würde die aussehen – ohne Radu? Hatte sie überhaupt eine Zukunft? Womöglich mit Harry? Doch Harry war lediglich ein Mensch ... damit war sie wieder an diesem Punkt angelangt!
    So viele Ungewissheiten, dabei stand B. J.’s Leben auf dem Spiel. Und Harrys Leben ebenfalls. Harry – weshalb dachte sie bloß immer an ihn, warum ging er ihr nicht aus dem Kopf? Sie kam sehr gut ohne ihn zurecht, eigentlich brauchte sie ihn gar nicht in ihrem Leben ... oder?
    Oder?
    Nun, vielleicht nicht ... doch mit Sicherheit würde sie auf Radu angewiesen sein, auf seine Führung, wenn er erst wiederauferstanden war. Sie musste von ihm lernen – all die Geheimnisse, die er ihr versprochen hatte –, um das Wesen der Wamphyri zu begreifen und so auch sich selbst zu verstehen. Und, was nicht weniger wichtig war: Sie würde seinen Schutz brauchen. Demnach war sie, all ihrer Unentschlossenheit zum Trotz, mit dem Hunde-Lord auf der sicheren Seite.
    Auf der sicheren Seite? Hah! In Wahrheit war sie nichts als Radus Sklavin und hatte Angst vor ihm! Sie fürchtete sich sogar davor, ihren Gedanken freien Lauf zu lassen; er könnte ja den darin keimenden Verrat wittern –

Weitere Kostenlose Bücher