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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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lang gelb aufleuchteten. Es war nicht das erste Mal, dass der Inspektor diesen Effekt bemerkte. Vielleicht lag es an dem scharfen Kontrast, denn in der Diele hinter McGowan brannte kein Licht, ja, eigentlich schien das ganze Haus im Dunkel zu liegen.
    Der kleinwüchsige Tierarzt war zum Ausgehen angezogen: Über seiner Straßenkleidung trug er einen Regenmantel und wie üblich den breitkrempigen Hut. Er ergriff Ianson am Arm und begrüßte ihn mit einem Flüstern: »Nein, George, da können Sie nicht parken – ich werde wahrscheinlich beobachtet! Kommen Sie, wir stellen Ihren Wagen in meine Garage unten am Meer.«
    Er ging voran zu Iansons Wagen und dirigierte ihn zu einer Garagenreihe, die sich gut vierhundert Meter entfernt vor dem dunklen Ufer abhob. Seine Garage war zwar geräumig, aber feucht, aus verrottenden Ziegelsteinen auf einem völlig durchnässten Fundament errichtet. »In einem Jahr oder so sollen sie abgerissen werden«, erklärte er Ianson. »Habe ich mir jedenfalls sagen lassen. Und eine ganze Menge dieser abbruchreifen alten Häuser gleich mit. Für eine neue Strandpromenade oder irgend so ein hochtrabendes Projekt. Alles für die Touristen!« Schweigend gingen sie zum Haus zurück.
    Als sie dort ankamen und McGowan den Schlüssel im Türschloss drehte, packte der Inspektor ihn am Ellenbogen. »Angus«, sagte er, »Sie machen es heute vielleicht spannend! Ich meine, ich habe wirklich keine Ahnung, was ich von alldem halten soll. Sie werden beobachtet, sagen Sie?«
    »Aye, höchstwahrscheinlich«, nickte der Tierarzt, indem er einen Blick zurück zur Straße warf. »Deshalb sollten wir auch besser nicht hier draußen rumstehen, eh?« Doch als Ianson Anstalten machte einzutreten, versperrte McGowan ihm den Weg. »George«, sagte er und sah seinen Gast durchdringend an. »Was ich Ihnen gleich erzählen – und vielleicht sogar zeigen – werde, ist nicht für jeden bestimmt. Es kann durchaus sein, dass es Ihr Leben für immer verändert, und ich möchte nicht, dass Sie mir die Schuld daran geben!«
    Verdutzt schüttelte Ianson den Kopf. »Angus, würde ich Sie nicht besser kennen, würde ich annehmen, Sie erlauben sich einen Scherz. Ich kann mir nicht vorstellen, in was Sie da hineingeraten sind!«
    »Aber Sie möchten es erfahren?«
    »Natürlich möchte ich das, ich muss!« So langsam war es mit seiner Geduld zu Ende. Verärgert zwängte der Inspektor sich an ihm vorbei.
    McGowan ließ ihn gewähren. »Na gut«, flüsterte er, während er die Tür hinter sich abschloss, »dann tritt ein – aber aus eigenem, freiem Willen!«
    Schwarz wie die Nacht erstreckte sich der Flur, von dem aus eine düstere Treppe nach oben führte, vor ihm. Das Wohnzimmer am anderen Ende lag im Dunkeln. Zwar kannte der Inspektor den Weg, allerdings nur so ungefähr. Jedenfalls war es nun an McGowan, Iansons Ellenbogen zu packen, während er ihn tiefer in die Finsternis führte. Aber schließlich ging doch das Licht an – und der Inspektor begrüßte die plötzliche Helligkeit, selbst wenn er dabei ein bisschen ins Wanken geriet und die Augen zusammenkneifen musste –, als sein Gastgeber den Schalter betätigte.
    Ianson hatte McGowans Haus noch nie allzu sehr gemocht, und auch nicht das Viertel, in dem es stand. Die Gegend war ihm zu alt, zu kalt und lag ihm viel zu nah am Meer. Nur wenige der Häuser waren noch bewohnbar, außerdem wurden sie Straßenzug um Straßenzug abgerissen, wie Angus ihm ja selbst gesagt hatte. Aber womöglich war eine dicke Entschädigungszahlung drin, wenn er ausziehen musste. Vielleicht war er ja deswegen all die Jahre über hiergeblieben.
    Es handelte sich um hohe, schmale, mit Giebelfenstern versehene Reihenhäuser aus Viktorianischer Zeit. Damals mussten sie wohl recht schmuck gewesen sein, doch schon seit Langem interessierte sich kein Immobilienmakler mehr für die Gegend; ein Großteil des Hafenviertels war hier ausgesprochen heruntergekommen, um nicht zu sagen: baufällig. Ianson war sich ziemlich sicher, dass dies auch der Grund dafür war, weshalb der alte Angus ihn so selten zu sich einlud – weil er sich der Gegend, in der er wohnte, schämte. Jedenfalls hatte sich die helle, geräumige Wohnung des Inspektors viel eher für ihre gelegentlichen Zusammenkünfte angeboten. Und nun, wo er darüber nachdachte, hätten sie sich auch heute Abend eigentlich bei ihm treffen können.
    »Weshalb ausgerechnet hier?« Es war typisch für Ianson – Kennzeichen jahrelanger Polizeiarbeit –,

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