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Vampyr

Vampyr

Titel: Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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nicht helfen«, zischte jemand dicht neben ihrem Ohr. Gil! »Du wirst deine Lektion lernen, Soldatendiener! « Catherine trat nach ihm, um sich zu befreien. »Hilf mir, Kerr! Halt ihn fest!«
    Das feiste Gesicht des anderen tauchte über ihr auf, als er die Hände nach ihr ausstreckte. Bevor er sie ergreifen konnte, biss sie zu. Sie schlug ihre Zähne in Gils Hand, bis sie Blut schmeckte. Mit einem Schrei riss er die Hand zurück. Catherine entwand sich seiner Umklammerung mit einer raschen Drehung und hob einen Stein auf. Gil versuchte sie wieder zu fassen zu bekommen. Da schlug sie ihm die Faust mit dem Stein ins Gesicht. Ihr Hieb schickte ihn zu Boden. Blut rann aus einem Mundwinkel. Er spuckte einen Zahn aus.
    »Du verdammter Bastard! Dafür wirst du bezahlen! Zeig es ihm, Kerr!«
    Ehe Catherine reagieren konnte, stürzte Kerr sich auf sie und riss sie zu Boden. Einen Augenblick später wälzte sie sich mit ihm durch den Matsch. Fäuste flogen. Sie trat und schlug nach ihm, doch er war ihr an Stärke weit überlegen. Eine Faust traf ihre Schläfe, eine andere ihr Ohr. Warmes Blut lief über ihr Gesicht. Blind vor Tränen rammte sie ihrem Gegner ein Knie in den Magen. Kerr keuchte und ließ sich zurückfallen. Für einen Moment war sie frei. Sie blinzelte, und als sich ihre Sicht wieder klärte, erkannte sie, wie Gil auf sie losging. Er erwischte sie an der Schulter und warf sie herum, bis sie mit dem Gesicht nach unten lag. Sie versuchte sich zu befreien. Rasend vor Wut stemmte ihr Gil sein Knie in den Rücken. Catherine schrie auf.
    »Niemand schlägt mir einen Zahn aus!« Gil zerrte sie ein Stück mit sich, ehe er sie erneut zu Boden warf. Sie kam auf die Beine, glitt im Schlamm aus und wurde erneut gepackt. Ein harter Griff in ihrem Nacken zwang ihren Oberkörper nach vorne. Das kalte Wasser der Pferdetränke schlug über ihr zusammen, als Gil sie untertauchte. Unnachgiebig drückte er ihren Kopf unter Wasser. Catherine kämpfte gegen seinen Griff an. Ihre Beine scharrten hilflos über den Boden. Wasser drang ihr in Mund und Nase, floss ihre Kehle hinab. Gil hielt ihren Kopf unerbittlich unten. Dann endlich packte er sie bei den Haaren und riss sie hoch. Hustend rang sie um Atem, während ihr Wasser aus Mund und Nase rann.
    »Der hat genug.« Nur undeutlich drang Kerrs Stimme zu ihr durch.
    »Noch lange nicht«, knurrte Gil. Statt sie freizugeben verstärkte er seinen Griff.
    Er wird mich umbringen!
    Der Verlust seines Zahns schien alle Vernunft in ihm ausgelöscht zu haben. Es gelang Catherine gerade noch, die Luft anzuhalten, bevor er ihren Kopf erneut unter Wasser drückte. Sie strampelte und wehrte sich, doch ihre Kräfte ließen jetzt rasch nach. Sie vermochte nicht länger den Atem anzuhalten. Kaltes Wasser strömte in ihren Hals und drang brennend in ihre Lungen. Grelle Lichtblitze zuckten vor ihren Augen, dunkler werdend. Als er sie dieses Mal aus dem Wasser zerrte, brachte sie kaum die Kraft für den nächsten Atemzug auf. Ihr Oberkörper zog sich krampfartig zusammen, sie hustete und spuckte Wasser. Einzig Gils Griff hielt sie noch aufrecht. Für einen Moment fürchtete Catherine, er würde sie noch einmal untertauchen. Doch dann verschwand seine eisige Hand plötzlich. Sie fiel zu Boden und blieb keuchend liegen.
    Eine Stimme bohrte sich in ihren Verstand. Es war weder Kerrs noch Gils. Die Stimme war ungleich vertrauter als die der beiden Jungen. Dennoch gelang es Catherine nicht, die Worte festzuhalten. Ein eisiger Hauch fuhr über sie hinweg und ließ sie schaudern. Zitternd lag sie da, unfähig sich zu bewegen. Sie hörte, wie die Burschen davonrannten, doch die Stimme blieb, redete unablässig auf sie ein, während ihr Geist endgültig in die Schatten zu entweichen drohte. Das Wispern zog sie in die Welt zurück.
    »Komm zu dir.«
    Catherine tat einen schmerzhaften Atemzug und kämpfte gegen den aufsteigenden Hustenreiz an. Flatternd hob sie die Lider. Ihre Augen griffen in dieselbe Schwärze wie in der vergangenen Nacht. Ungeduldig wartete sie darauf, dass die Farben in die Welt zurückkehrten. Jeden Moment würde sie die vertrauten Umrisse der Stallungen erkennen, die sich hart vom Grau der Nacht abhoben. Doch die zähflüssige Dunkelheit blieb, schien zu atmen, als wäre sie lebendig. Panik kroch Catherine über Arme und Rücken und hinterließ eine Gänsehaut – so heftig, dass es wehtat. Ihr Mund wurde trocken. Ihre Sinne tanzten auf einem dünnen Seil über dem Abgrund zwischen

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