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Vampyr

Vampyr

Titel: Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Schamesröte, wenn sie daran dachte, dass Daeron sie entkleidet hatte. Sie hatte erwartet, dass er sie verspotten oder zumindest eine anzügliche Bemerkung fallen lassen würde. Stattdessen hatte er rasch das Thema gewechselt, als sei er ebenso befangen wie sie.
    Vergangene Nacht hatte sie sich über Daerons Bedingung geärgert. Inzwischen war ihre Wut verraucht. Seine Argumente waren nicht falsch gewesen. Mehr jedoch als sein Versprechen, Martáinn nichts von ihrer Anwesenheit zu sagen, beruhigte sie das Gefühl der Sicherheit, das sie in Daerons Nähe verspürte. Es war verrückt. Der Waliser war der Letzte, dem sie sich anvertraut hätte, und doch … Da war kein Vorwurf in seinen Augen gewesen. Keine Anklage für all die schrecklichen Dinge, die geschehen waren. Seine Freude, sie zu sehen, schien ebenso aufrichtig zu sein wie seine Besorgnis. Daeron ap Fealan war erwachsen geworden. Der Mann, in dessen Bett sie erwacht war, hatte nichts mehr mit dem Jungen gemein, den sie von früher kannte. Ebenso wenig entsprach er dem Krieger, den sie auf dem Marktplatz neben Martáinn gesehen hatte. Letzte Nacht hatte sie weder Arroganz noch Verachtung in seinen Zügen gesehen. Nicht einmal Abneigung. Der Mann, der ihre Wunden versorgt hatte, war ein warmherziger und fürsorglicher Mensch. Beides Eigenschaften, die sie bisher nicht einmal im Traum mit ihm in Verbindung gebracht hätte. Ich bin nicht der, den du in Erinnerung hast. Das war ich nie.
    Daeron war nicht der Einzige, der ihre Gedanken in Aufruhr versetzte. Da war noch jemand. Etwas. Obwohl Daeron versichert hatte, dass niemand bei ihr gewesen war, wollte es ihr einfach nicht gelingen, die Stimme aus ihrem Geist zu verdrängen. Schon bald. Hatte sie die Worte wirklich gehört? War dieses Wesen aus fließender Dunkelheit bei ihr gewesen oder nicht? Je länger sie darüber nachdachte, desto mehr kam sie zu der Überzeugung, dass sie sich alles nur eingebildet hatte. Doch das Gefühl des Unbehagens blieb.
    Sie war so in Gedanken versunken, dass sie erschrocken zusammenfuhr, als hinter ihr die Tür geöffnet wurde.
    »Ich bin es nur.« Daeron trat in den Raum und betrachtete sie aufmerksam. »Du bist blass. Vielleicht solltest du dich lieber wieder hinlegen.«
    »Es geht mir gut. Hast du mit dem Hauptmann gesprochen?«
    »Ich habe ihn noch immer nicht angetroffen. Seit dem Anschlag ist Martáinns Leibwache in heller Aufregung. Vermutlich hat er erneut seine Männer zusammengerufen um zu beraten, wie sie die Sicherheitsvorkehrungen weiter verstärken können. Ich habe ihm eine Nachricht hinterlassen.«
    Catherine nickte und wollte an ihm vorbei aus dem Gemach.
    Daeron hielt sie zurück. »Wo willst du hin?«
    »Das tun, weshalb ich hier bin: den Auftraggeber suchen.«
    »Nicht heute.« Seine Hand lag fest auf ihrem Arm. »Auch wenn du etwas anderes behauptest: Ich glaube nicht, dass du kräftig genug bist. Leg dich hin. Ruh dich aus. Ich werde heute die Augen offen halten, und morgen, wenn es dir besser geht, kannst du deine Suche fortsetzen.«
    »Aber Martáinn ist –«
    »Wir haben die letzten Jahre überstanden. Was macht da ein weiterer Tag?« Er schüttelte den Kopf. »Farrell und seine Männer tun alles, um ihn zu schützen – ebenso wie ich. Martáinn ist in Sicherheit. Das verspreche ich dir.« Sie ließ zu, dass er sie zu einem Sessel führte. Er wartete, bis sie sich gesetzt hatte, und zog sich dann einen Stuhl heran. »Wie hast du bisher nach diesem Mann gesucht?«
    Die Frage verwirrte sie. »Ich bin umhergelaufen und habe mir die Menschen angesehen, an denen ich vorbeikam.«
    »Auf diese Weise bekommst du nie alle zu Gesicht.« Er lehnte sich zurück und fuhr sich nachdenklich übers Kinn. »Wir suchen nach einem Mann, so viel steht fest. Der zudem vermutlich ein hohes Amt bekleidet. Ich werde dir alle, die in Frage kommen, vorführen. Einen nach dem anderen.«
    »Willst du sie festnehmen lassen?«
    Ihre Worte entlockten ihm ein Lächeln. »Das wohl kaum. Ich werde sie zu einem Gespräch laden, um mich mit ihnen zu beraten, wie sich die Sicherheit des Earls noch besser gewährleisten ließe. Dann kannst du sie dir in Ruhe ansehen.«
    »Was, wenn der, den wir suchen, nicht dabei ist?«
    »Darüber denken wir nach, wenn es so weit ist.«
    Sie öffnete schon den Mund um ihm zu sagen, wie dürftig sein Plan war, als ihr bewusst wurde, dass ihr eigenes Vorgehen sich nicht gerade dadurch auszeichnete, besser durchdacht zu sein. Ich bin kaum einen Tag in der Burg

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