Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampyr

Vampyr

Titel: Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
Vom Netzwerk:
einen Moment später hatte er auch ihre Arme unter Kontrolle. Sie riss den Kopf herum. Die Hand glitt von ihrem Mund. Ein Schrei entfloh ihrer Kehle. Laut genug, um die Stille empfindlich zu durchbrechen, doch zu leise, um Gehör zu finden.
    »Catherine!« Daeron klang überrascht. Sie versuchte sich loszureißen. »Himmel, halt still! Ich will dich nicht verletzen!«
    »Lass mich los!«
    »Erst wenn du aufhörst dich gegen mich zu wehren.«
    »Soll ich mich etwa von dir umbringen lassen?«
    »Was? Catherine, ich würde nie –« Daerons warmer Atem schlug ihr ins Gesicht, als er seufzend die Luft ausstieß. »Wie mir scheint, habe ich dir wirklich einiges zu erklären.« Seine Worte verwirrten sie so sehr, dass sie aufhörte sich in seinem Griff zu winden. Dennoch gab er sie nicht frei. »Ich habe bemerkt, dass mir jemand folgt. Wenn ich gewusst hätte, dass du es bist … Ich will weder dir etwas antun noch will ich –«
    Ein herannahendes Licht ließ Daerons Worte in weite Ferne rücken. Gebadet in den Schein einer Laterne blieb Martáinn MacKay auf der untersten Stufe stehen und sah sich um. Ihm wollte er auflauern! »Martáinn! Das ist eine Falle!«, schrie sie. »Daeron will dich töten!«
    Ihre Worte ließen Martáinn herumfahren. Seine Augen weiteten sich in fassungslosem Erstaunen. Ohne den Blick von ihr zu nehmen, stellte er die Laterne zur Seite und überbrückte die wenigen Schritte, die ihn noch von ihr trennten. Dabei ignorierte er Catherines Versuche, ihn zu warnen, ebenso, wie er Daeron ignorierte.
    Martáinns Gegenwart erstickte jeden Gedanken an Gefahr. Catherine war kaum mehr in der Lage, zu atmen. Lange Zeit starrte er sie nur an. Jeden Moment würde er ihr sagen, wie sehr er sie für all das, was geschehen war, verabscheute. All die Dinge, die sie sich in ihren schlimmsten Albträumen ausgemalt hatte, würden sich erfüllen, wenn er jetzt den Mund öffnete, um sie zu verstoßen.
    Jeden Moment wird Daeron ihn angreifen! Doch Daeron ap Fealan rührte sich nicht.
    Selbst im Halbdunkel strahlten Martáinns Augen in durchdringendem Blau. Sie suchte nach Anzeichen von Zorn, Abscheu oder Ekel in seinen Zügen, doch es fiel ihr schwer, etwas anderes als ihn wahrzunehmen. Martáinn hatte sich nicht verändert. Er trug sogar noch das Lederband um den Hals, das sie von früher kannte. Das Amulett daran hatte Catherine noch nie gesehen. Er verbarg es stets unter seinem Hemd. Seine Mutter hatte es ihm wenige Monate vor ihrem Tod geschenkt. Es war das letzte Erinnerungsstück an sie, das er mit niemandem teilen wollte.
    Noch immer starrte Martáinn sie an, bis Catherine glaubte unter seinem Blick zu schrumpfen. Sie wünschte, er würde endlich etwas sagen, doch statt das Wort zu ergreifen streckte er die Hand nach ihr aus. Sie wich zurück.
    Er blinzelte. »Was hast du?«
    Es war Daeron, der die Worte fand, die ihr fehlten. »Sie denkt, du würdest sie für die Taten ihres Vaters verurteilen.«
    »Wie könnte ich … Das würde ich niemals tun.« Martáinn griff mit einer Hand in ihr Haar. Langsam streiften seine Finger hindurch. »Was hast du nur mit deinen herrlichen Locken angestellt.«
    Seine Worte schnürten ihr die Kehle zu. Ehe sie Zeit fand, etwas zu erwidern, zog er sie in seine Arme und drückte sie an sich. Der Geruch von Sandelholz umgab ihn wie eine Aura und stieg ihr in die Nase. Seine Wärme hüllte sie ein und ließ die Flamme der Angst ersterben. Schließlich küsste er sie auf die Stirn und löste seine Umarmung. Seine Hände suchten nach den ihren und hielten sie fest. Wie oft hatte sie sich gewünscht Martáinn erneut nahe sein zu können, doch jetzt, da es endlich so weit war, suchten ihre Augen nach Daeron. Er stand neben der Treppe, die Arme vor der Brust verschränkt. Zu ihrer Überraschung war es seine Nähe, die ihr die Kraft gab, sich Martáinn zu stellen. Ohne ihn hätte sie womöglich kopflos die Flucht ergriffen. Aber er hat Martáinn hier aufgelauert!
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, wandte sich Daeron an Martáinn. »Würdest du ihr bitte erklären, dass ich nicht vorhabe dich umzubringen. Mir glaubt sie es nicht.«
    Martáinn zog eine Augenbraue in die Höhe. »Du denkst doch nicht wirklich, er würde …« Plötzlich grinste er. »Das ist wohl ein sicheres Zeichen, dass du die Rolle des Verräters überzeugend spielst.«
    »Rolle? Spielen?« Catherine blickte verwirrt von einem zum anderen. Daeron hat gar nicht …?
    Martáinns Daumen strichen für einen Atemzug

Weitere Kostenlose Bücher