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Vampyr

Vampyr

Titel: Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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betrachtete sie nachdenklich. »Martáinn ist so darauf versessen, seine Feinde zur Strecke zu bringen, dass er sich womöglich keine Gedanken darüber macht, was das für dich bedeutet.«
    Wollte er mich mit diesem Kuss nur halten, damit ich ihm helfe? »Ich komme zurecht.«
    »Wegen vorhin …«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß jetzt, dass du Martáinn nicht verraten hast. Du kannst dir die Mühe also sparen.«
    »Das ist keine Mühe. Abgesehen davon geht es um mehr als das. Ich weiß nicht, wie …« Für einen Moment schloss er die Augen und atmete tief durch. »Ich sollte dir etwas erklären, ehe es zu weiteren Missverständnissen kommt.«
    Erklären? Was willst du mir schon erklären? »Dafür ist jetzt keine Zeit. Ich muss zu Farrell und ihm berichten, was wir besprochen haben.« Catherine machte kehrt. Hinter ihr bewegte sich Daeron. Einen Atemzug später griff er nach ihrem Arm.
    »Versuch nicht, mir auszuweichen«, sagte er und drehte sie zu sich herum. »Ich kann so nicht weitermachen!«
    »Ich habe im Augenblick wirklich andere Sorgen als dein Wohlbefinden.« Sie wollte sich aus seinem Griff befreien, doch er ließ es nicht zu.
    »Mein Wohlbefinden? Es geht nicht um mein … Es geht hier nicht um mich! Es geht um uns!«
    Catherine blinzelte verwirrt. »Uns? Es gibt kein uns !«
    »Nein, das gibt es nicht. Ich habe immer versucht … Vorhin hast du geglaubt, ich würde Martáinn verraten. Das wäre vermutlich nicht geschehen, wenn du ein anderes Bild von mir hättest.«
    »Ach, und wie soll ich ein anderes Bild von dir haben? Denkst du, dass sich meine Meinung über dich ändert, nur weil du mich auf dem Hof gefunden und dich für einige Stunden um mich gekümmert hast?« Sie streifte seine Hand ab. »Denkst du, du könntest damit darüber hinwegtäuschen, wie du dich all die Jahre davor verhalten hast? Warum sollte ich das nach ein paar Freundlichkeiten vergessen? Du hast schon früher keine Gelegenheit ausgelassen, mir übel mitzuspielen – nie!«
    »Das sagst ausgerechnet du!«, entfuhr es ihm. »Wer hat denn mein Übungsschwert so präpariert, dass es mitten im Trainingsgefecht zerbrach! Hast du überhaupt eine Ahnung, welche Prügel ich bezogen habe?«
    Alle Dankbarkeit, die sie angesichts seiner Fürsorge empfunden hatte, war verflogen. Mit einem Mal war sie wieder das dreizehnjährige Mädchen, das sich gegen die Gemeinheiten eines älteren Jungen zur Wehr setzen musste. Sie hatte gesehen, wie er gegen den Waffenmeister angetreten war und dieser ihn – nachdem seine Waffe zerbrochen war – nach allen Regeln der Kunst mit dem Schwert verdroschen hatte. Und sie hatte den Anblick genossen! »Das hattest du verdient, du arroganter Ochse! Ja, ich habe es getan, allerdings erst nachdem du mir eine Distel unter die Satteldecke gesteckt hast, woraufhin mein Pferd durchgegangen ist. Ich hätte mir den Hals brechen können!«
    »Ich wollte dich retten! Ich wollte ein einziges Mal der Held für dich sein! Du hast mich doch nie bemerkt!«
    »Wie hätte ich dich übersehen können? Du hast meine Zöpfe in Brand gesteckt!«
    » Das war ein Unfall. Herrgott, ich war fünfzehn und hatte keine Ahnung, wie ich die Aufmerksamkeit eines Mädchens gewinnen sollte, das nur Augen für den Sohn des Earls hatte!«
    Sie wollte ihn anbrüllen, wollte ihm weitere Beschimpfungen an den Kopf werfen, doch ihr Zorn verrauchte angesichts seiner Worte. Was blieb, war Erstaunen. »Ich dachte …«
    »Himmel, natürlich! Du dachtest, ich würde dich verabscheuen! Catherine, ich …«
    Er wirkte gequält und schien die richtigen Worte nicht zu finden. Catherine wollte sich abwenden, doch sein Blick hielt sie gefangen.
    Ich bin nicht der, den du in Erinnerung hast. Das war ich nie. Endlich begriff sie, was er ihr hatte sagen wollen. Statt nach dem Sinn seiner Worte zu forschen, hatte sie ihn verdächtigt Martáinn zu hintergehen. Dabei war er vermutlich der verlässlichste Freund, den Martáinn sich nur wünschen konnte. Ich habe ihm unrecht getan – und nicht nur heute.
    Es wollte ihr noch immer nicht gelingen, ihre Augen von seinen zu lösen. Die Wärme, die sie darin fand, hüllte sie ein wie ein schützender Mantel. Daeron bewegte die Lippen, rang noch immer nach Worten. Sie wollte ihm sagen, dass er ihr nichts erklären musste. Nicht mehr. Sie wusste alles, was sie wissen musste. Doch auch ihr wollte kein Ton über die Lippen kommen. Der Anblick, wie sich seine Mundwinkel kräuselten, als er sie fast scheu anlächelte,

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