Vampyr
zärtlich über ihre Handrücken, dann gab er sie frei. »Wir versuchen meine Feinde zu einer Reaktion zu bewegen. Bisher leider ohne Erfolg.«
»Nicht ganz.« Daeron verließ seinen Platz neben der Treppe und trat ins Licht. Seine Augen sprangen zwischen Catherine und Martáinn hin und her. Er wirkte angespannt. »Sutherland hat mich für morgen Früh zu sich eingeladen, um sich mit mir zu unterhalten . Ich denke, wir haben es endlich geschafft. Unser offener Streit hat ihn sichtlich überzeugt.«
Catherine atmete auf.
Martáinn wandte sich Daeron zu. »Ich hatte schon befürchtet, dein unüberlegtes Eingreifen auf dem Marktplatz hätte unser kleines Schauspiel endgültig ruiniert.«
Ein Anflug von Verärgerung überschattete Daerons Züge. »Wenn der Bolzen dich getroffen hätte, gäbe es kein Schauspiel mehr. Also hör auf, mein Handeln unüberlegt zu nennen!«
Martáinn seufzte. »Du hast ja Recht. Ich dachte nur …« Sein Blick kehrte kurz zu Catherine zurück. »Nach Rodericks Tod dachte ich, das Kämpfen wäre endlich vorüber.«
»Ist es das nicht?«, fragte Catherine erstaunt.
Martáinn schüttelte den Kopf. »So wie es aussieht, sind einige Gefolgsleute deines Vaters noch immer aktiv. Ich weiß nicht, was sie im Schilde führen. Bis jetzt war es lediglich eine Ahnung, dass sich etwas hinter meinem Rücken zusammenbraut.« Er seufzte. »Der Anschlag hat die Bedrohung zum ersten Mal greifbar werden lassen.«
»Zumindest wissen wir seither, dass wir keine Gespenster jagen«, fügte Daeron finster hinzu.
Beim Anblick seiner verdrossenen Miene fühlte Catherine sich plötzlich schuldig. Wie hatte sie annehmen können, er habe es auf Martáinns Leben abgesehen? Sein Verhalten ihr gegenüber mochte ungewöhnlich gewesen sein, doch Martáinn war sein Freund. Daeron hatte drei Jahre seines Lebens darauf verwandt, nach ihm zu suchen. Und obwohl jeder Martáinn tot wähnte, hatte er nicht aufgegeben, bis er ihn gefunden hatte.
»Wie lange geht das schon, mit diesem Schauspiel?«
»Sechs Monate«, gab Daeron zurück. »Eine lange Zeit, in der ich immer deutlicher gezeigt habe, dass ich von Tag zu Tag weniger mit Martáinns Entscheidungen einverstanden war. Wir haben uns immer öfter in der Öffentlichkeit gestritten, in der Hoffnung, sie endlich zum Handeln zu bewegen. Aber bisher schien man mich nicht für vertrauenswürdig genug zu erachten.«
»Wir waren uns einig, unser Spiel langsam aufzubauen, um kein Misstrauen zu erwecken.« Martáinns Worte waren an Daeron gerichtet – als wolle er ihn erneut vom Zweck ihres Unterfangens überzeugen. »Wir wussten beide, es würde Zeit brauchen, die Menschen glauben zu machen, dass unsere Freundschaft zerbricht. Sichtlich scheinen unsere Bemühungen endlich Früchte zu tragen. Sutherland ist ein Anfang.« Eine Weile schwieg er. Seine Augen bohrten sich in Daerons. Dann fragte er: »Wie lange weißt du schon, dass Catherine hier ist?«
»Seit gestern Nacht.«
»Und wann wolltest du mir davon erzählen?«
»Um ehrlich zu sein hatte ich das nicht vor.«
Martáinn furchte zornig die Stirn. »Ich wollte nicht, dass du es erfährst«, mischte sich Catherine ein. »Er musste mir versprechen dir nichts zu sagen.«
»Hattest du wirklich so große Furcht vor mir?« Catherine nickte. »Warum bist du dann zurückgekehrt?«, wollte er wissen.
»Das war nicht meine Idee.« In knappen Worten berichtete sie ihm von den Ereignissen auf dem Marktplatz und wie Hauptmann Farrell sie in die Burg geschmuggelt hatte. Während sie sich noch den Kopf darüber zerbrach, wie sie die Umstände ihrer Begegnung mit Daeron verschweigen konnte, kam Daeron ihr einmal mehr zuvor.
»Ich stieß mit ihr auf dem Flur zusammen. Sobald mir klar wurde, wen ich vor mir hatte, habe ich sie mit in meine Gemächer genommen. Ich dachte, es sei sicherer, sie in meiner Nähe zu haben.«
Martáinn rieb sich mit der Hand übers Kinn. Er begann langsam auf und ab zu gehen, schritt die Reihen der Fässer entlang, als wären sie eine Armee, die seine Befehle erwartete. Schließlich hielt er inne.
»In Ordnung«, sagte er und wandte sich ihnen wieder zu. »Daeron, du wirst morgen wie verabredet zu Sutherland gehen. Wir führen unser Schauspiel weiter wie bisher. Diesen Keller werden wir künftig nicht mehr für unsere Treffen benutzen. Wenn Catherine uns hier finden kann, können es auch andere.« Er dachte einen Moment nach. »Catherine wird vorerst weiter deinen Diener mimen. In dieser Verkleidung kann
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