Vampyr
sie unauffällig Nachrichten zwischen uns übermitteln und wir müssen keine heimlichen Treffen mehr riskieren.«
Catherine wollte protestieren, dann wurde ihr jedoch klar, dass es jetzt, da Martáinn von ihrer Anwesenheit in der Burg wusste und Daeron kein Verräter zu sein schien, keinen Grund mehr zur Furcht gab.
»Wir werden auch Hauptmann Farrell einweihen«, fuhr Martáinn fort. »Er ist der Einzige, dem wir uneingeschränkt vertrauen können. Catherine, das wirst du übernehmen.«
Sie nickte.
»Ich denke, damit ist alles gesagt.« Daerons Blick wanderte zur Treppe. »Wir sollten diese Versammlung jetzt auflösen, bevor noch jemand auf uns aufmerksam wird.« Er sah zu Catherine. »Gehen wir.«
Sie wollte zu ihm, doch Martáinn trat ihr in den Weg. »Wir gehen einzeln. Du zuerst, Daeron. Catherine und ich werden eine Weile warten, bevor wir – einer nach dem anderen – folgen.«
Einen Moment lang glaubte Catherine, Daeron würde ihm widersprechen. Aber dann drehte er sich um und stieg die Treppe nach oben. Kaum war er gegangen, heftete sich Martáinns Blick erneut auf sie.
Catherine wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Obwohl Martáinn ihr nichts nachzutragen schien, fühlte sie sich in seiner Gegenwart noch immer unsicher. Zu viel war geschehen, was sie nicht so leicht vergessen konnte. Und wenn es ihr nicht gelang, wie sollte er dann dazu in der Lage sein?
»Sobald wir den Hintermann haben, ist diese Maskerade nicht länger nötig und du kannst wieder in dein früheres Zimmer ziehen«, sagte er plötzlich in die Stille hinein.
Catherine schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht bleiben.« Die Worte fanden nur schwer über ihre Lippen. »Nicht nach allem, was geschehen ist. Bitte versteh das.«
»Catherine, ich habe dir etwas Schreckliches angetan, dafür möchte ich dich um Vergebung bitten.« Er kam näher. »Ich weiß, wie sehr du deinen Vater geliebt hast, und glaube mir, ich hätte ihn dir nicht genommen, wenn es nicht … Ich wollte dir nie wehtun. Doch das … es war unvermeidlich.«
»Du bittest mich um Vergebung?« Tränen füllten ihre Augen und ließen seine Züge verschwimmen. Wie konnte er so großmütig sein, für den Tod des Mannes um Vergebung zu bitten, der seine Eltern ermordet und versucht hatte, ihn um sein rechtmäßiges Erbe zu bringen?
Martáinn blieb so dicht vor ihr stehen, dass sie erneut den Duft von Sandelholz wahrnahm, der ihn umgab. »Wenn das erst vorüber ist, wird alles wie früher werden.« Er hob eine Hand und wischte ihr die Tränen von den Wangen. »Nein«, sagte er sanft, »es wird noch besser werden.«
Zum zweiten Mal an diesem Abend zog Martáinn MacKay sie in seine Arme, doch jetzt hielt er sie nicht einfach nur fest. Seine Lippen fanden die ihren und nahmen sie mit einem innigen Kuss in Besitz. Seine Zunge glitt über ihre Oberlippe. Catherine wusste, sie hätte Herzklopfen und weiche Knie haben sollen, schon immer hatte sie von einem Augenblick wie diesem geträumt. Doch nichts geschah, sie war viel zu aufgewühlt, um seine lang ersehnte Nähe genießen zu können.
»Womöglich kann dich das ja zum Bleiben überreden«, sagte er rau. Sein Atem ging schwer, seine Hand strich über ihren Rücken. »Ich glaube, es ist besser, wenn du jetzt gehst.«
*
Als Catherine Daerons Salon betrat, erwartete er sie bereits. Er lehnte mit dem Rücken an der Fensterbank. Neben ihm stand ein Glas Whisky. »Himmel! Das hat ja ewig gedauert! Ich habe mir schon Sorgen gemacht.«
Nachdem sie den Keller verlassen hatte, war sie noch eine Weile durch die Flure gewandert um sich zu beruhigen. »Ich wollte sichergehen, dass mich niemand sieht.« Noch immer glaubte sie Martáinns Berührungen zu spüren. Seine Lippen, seine Hände. Sie wich Daerons Blick aus, da sie fürchtete, er würde ihr sofort ansehen, was geschehen war.
Vor kurzem habe ich ihn noch des Verrats bezichtigt. Was interessiert es mich, was er darüber denkt, dass Martáinn mich geküsst hat? Tatsache war, es interessierte sie, und das, obwohl Daerons plötzliche Freundlichkeit vermutlich ebenso ein Teil des Schauspiels gewesen war wie alles andere. Es war zum aus der Haut fahren. Sie hatte sich nur davon überzeugen wollen, dass Martáinn wirklich am Leben war. Und plötzlich fand sie sich dank Hauptmann Farrell in Dun Brònach wieder, wo jeder Schritt, den sie machte, sie nur noch tiefer in die Geschehnisse zog.
»Traust du dir das alles zu?« Daeron hatte die Arme vor der Brust verschränkt und
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