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Vampyr

Vampyr

Titel: Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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ihren schwachen Schein auf die Tür. Es war schon spät. Sollte sie ihn wirklich mitten in der Nacht stören? War sie nicht nur hier, um der Verwirrung zu entfliehen, in die Daeron sie gestürzt hatte? Nein! Es war wichtig, dass der Hauptmann erfuhr, was während der vergangenen Stunden geschehen war. Catherine hatte sich einen ganzen Tag nicht bei ihm blicken lassen. Sicher war er längst außer sich vor Sorge. Vielleicht schläft er. Wollte sie ihn wirklich wecken? Ich könnte gleich morgen Früh zu ihm gehen und ihm alles erklären.
    Unentschlossen stand sie da und starrte auf die wellenförmigen Maserungen der Tür, die wie Schlangen im Kerzenschein zuckten. Schließlich griff sie nach der Klinke. Die Tür knarrte leise. Im Empfangszimmer grüßten sie nur die schemenhaften Konturen der kargen Einrichtung. Catherine warf einen unsicheren Blick in den Gang zurück. Ob aus Angst vor Verfolgern oder getrieben von dem unterschwelligen Wunsch, umzukehren, wusste sie nicht. Ehe sie es sich anders überlegen konnte, richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Zimmer vor sich, trat mit einem raschen Schritt über die Schwelle und zog die Tür hinter sich zu. Ihre Augen wanderten nach links, in Richtung des Arbeitszimmers, suchten vergeblich nach einem Streifen Licht unter dem Türspalt. Obwohl sie sicher war, dass sie den Hauptmann dort nicht antreffen würde, wollte sie sich zuerst davon überzeugen ,bevor sie sich seinem Schlafzimmer zuwandte. Sie durchquerte den Raum und öffnete die Verbindungstür. Das Arbeitszimmer war leer.
    Langsam wandte sie sich dem Durchgang zum Schlafzimmer zu. Der Gedanke, Farrell womöglich in seinem Bett anzutreffen, erfüllte sie mit Unbehagen. Catherine redete sich ein, dass es nicht der richtige Augenblick war, sich um Schicklichkeit zu sorgen.
    Die Sohlen ihrer Schuhe knirschten bei jedem Schritt leise. Vor dem Schlafzimmer hielt sie inne und streckte entschlossen die Hand aus. Mit einem leisen Stöhnen schwang die Tür auf. Zuckend kämpfte der spärliche Schein ihrer Kerze gegen die Finsternis dahinter an, entriss ihr schwarze Wunden, die im Grau des Zimmers mehr und mehr anwuchsen, bis sie sich endlich als Möbelstücke zu erkennen gaben. Die Kerze flackerte mit einem Mal so heftig, dass sie sie mit der Hand abschirmen musste. Die Flamme fauchte leise. Catherine drehte den Kopf zum offenen Fenster. Schwere Vorhänge blähten sich im Wind, schienen nach ihr greifen zu wollen. Feuchtigkeit erfüllte den Raum, modrig und abgestanden, als hätte sich die Luft nie vom letzten Regen erholt. Catherine sah zum Bett. Von ihrem Platz aus konnte sie nicht erkennen, ob das Bettzeug lediglich zerwühlt war oder ob jemand darunter lag. Einer der massigen Bettpfosten am Fußende verwehrte ihr zusätzlich die Sicht.
    Farrell hätte mich längst gehört, wenn er hier wäre. Dennoch schob sie sich näher an das Bett heran. »Hauptmann?«, flüsterte sie und erschrak, wie laut ihre Stimme durch die Stille schnitt. Nur das Raunen des Windes antwortete ihr. Erneut erhob sich ein Luftzug. Hinter ihr fiel die Tür mit einem ohrenbetäubenden Knall zu. Catherine fuhr herum. Ihr Herz hämmerte wild in ihrer Brust. Wenn Farrell hier wäre, hätte ihn spätestens der Knall der Tür geweckt.
    Sie blickte wieder zu den Umrissen auf dem Bett. Was, wenn er doch hier war? Was, wenn ihn etwas davon abhielt, zu reagieren? Was, wenn er tot ist? Kälte löste sich vom Boden und glitt ihre Beine empor. Ihre Finger krampften sich um den Kerzenleuchter. Warum sollte er tot sein? Ich werde allmählich hysterisch. Dennoch wollte sie der Gedanke nicht mehr loslassen. Getrieben von dem Drang, sich Gewissheit zu verschaffen, ging Catherine bis zum Rand des Bettes. Mit jedem Schritt schälte es sich ein Stück mehr aus der Dunkelheit, bis ihre Augen endlich Decken und Kissen erfassten. Die Decken waren zerwühlt, doch das Bett war verlassen. Instinktiv hob sie den Kopf und schaute zum Fenster. Die Nacht starrte ihr entgegen.
    Dieses Mal nicht! Sie stellte die Kerze auf der Kommode ab, ging zum Fenster und schloss es hastig. Die dahinter liegende Schwärze prallte gegen die Scheibe und kratzte daran, flehte um Einlass. Der Gedanke, sich jetzt abzuwenden und der schaurigen Finsternis den Rücken zuzukehren, erschien ihr unerträglich. Hastig griff sie nach den Vorhängen und zog sie mit einem entschiedenen Ruck zu. Der Anblick des schweren Stoffs wirkte beruhigend. In einer stummen Bitte um Schutz strichen ihre Finger über

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