Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampyrus

Vampyrus

Titel: Vampyrus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hellinger , Gabriele S. Schlegel
Vom Netzwerk:
spüren. Darius schaltete die vier Webcams, die verschiedene Eingänge sicherten, auf den Monitor. Im grauen Zwielicht der Morgendämmerung konnte er nichts Bedrohliches sehen. Jedoch zeigte ihm ein Blick zu Britta, dass er sich nicht geirrt hatte. Sie hielt den Kopf etwas schief, hatte die Augen geschlossen und schien zu lauschen. „Darius, es ist Varn. Sie müssen unsere Spur wieder aufgenommen haben.“
    „Auf dem Schirm habe ich sie noch nicht. Aber ihr müsst verschwinden. Ich werde sie aufhalten, damit ihr einen Vorsprung bekommt.“
    Britta nickte: „Steck deinen Pass, das Geld und das Grimoire ein. Wir werden fliehen. Die Magier dürfen dich nicht finden.“
    „Ich werde nirgendwohin gehen!“, demonstrativ lehnte Kennis sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme. „Es gibt keine Magier und niemanden, der mich finden will.“
    „Du musst mir glauben, Kennis. Du hast das Grimoire, sie werden nicht davor zurückschrecken, dich zu töten, um es zu bekommen.“ „Ach Quatsch, dann nimm du doch das Ding …“, reagierte Kennis flapsig.
    „Du verstehst es immer noch nicht. Du musst das Grimoire vernichten. Wir sind nur da, dich zu schützen und dir zu helfen.“
    „Jetzt reicht es Britta“, schrie Kennis sie an. „Du bist ja total verrückt. Ich bin weder Harry noch Frodo. Ich muss keinen Ring bewahren oder mit Elben durch die Gegend ziehen. Ich muss auch nicht mit düsteren Mächten um ein Buch kämpfen. Ich gehe jetzt einfach nach Hause und nehme frische Brötchen mit. Wenn ihr auch Frühstück wollt, kommt ihr mit, wenn nicht, spielt ihr eben weiter Vampire und Magier. Ich jedenfalls habe die Nase gestrichen voll.“
    Britta hatte Kennis noch nie so wütend gesehen, aber sie wusste auch, jetzt war jedes weitere Wort überflüssig. Sie hatten keine Zeit mehr. Darius tippte wild auf dem Tablet, um alle Barrieren, die sie gegen Eindringlinge eingebaut hatten, der Reihe nach zu aktivieren. Die Magier waren da. Britta fesselte Kennis’ Blick, ihre Stimme war in seinem Kopf, erzählte ihm, dass er sie liebte, dass er ihr glaubte, und dass sie jetzt das Grimoire vor den Magiern in Sicherheit bringen mussten. Er steckte das Grimoire und die anderen Sachen in den Rucksack und wandte sich an Britta: „Schnell, bring mich hier raus!“
    Nachdem sie die unterirdischen Gänge durch die Lochgefängnisse, wo sie sich unter eine Führung schmuggeln konnten, verlassen hatten, ließen sie sich von der Touristenmenge zum Marktplatz treiben. Versteckt in der Menschenmenge starrten sie jetzt auf den Turm der Frauenkirche, da das Männleinlaufen gerade begann. Dort ziehen zum Mittagsgeläut die sieben Kurfürsten drei Mal um den Kaiser herum, während Nebenfiguren Fanfaren und Flöte blasen und trommeln. Links oberhalb vom Kaiser und den Fürsten ist der Oberkörper einer Gestalt in einem offenen Fenster zu sehen. Der schwarze Schnauzer fällt sofort ins Auge, darüber eine lange Adlernase mit geblähten Nasenflügeln und abgeflachtem Rücken. Die grünen Augen unter buschigen Brauen sind von langen Wimpern umgeben. Schwarze, gekräuselte Locken hängen auf das blaue Gewand, das von der Taille zu den Schultern einen überdimensionierten Kragen hat, der wie ein V aussieht.
    Belustigt überlegte Kennis, ob dies das Zeichen für Victory sei, als sein Blick gebannt an der Figur hängen blieb. Sie hob den Arm und zeigte ihm ein Buch. Im nächsten Augenblick stand er in einem Fenster des Kirchturms, rechts von dem der Gestalt. Er klingelte mit dem Glöckchen in der rechten Hand und gestikulierte mit der linken. Sein Mund, der im schwarzen Vollbart gerade noch zu erkennen war, rief Wörter in einer unverständlichen Sprache. Sein Blick fand die Augen seines Nachbarn, erkannte das Grimoire in dessen Hand, und wusste plötzlich, das V stand für Vampir . Eiseskälte breitete sich in ihm aus. Er wollte weglaufen, doch er klingelte weiter wie besessen, schwenkte die andere Hand und sprudelte Wörter heraus.
    Als er zu sich kam, saß er auf dem Kopfsteinpflaster. Britta kniete vor ihm, hielt ihn in den Armen und sprach beruhigend auf ihn ein. Kennis fühlte sich leer und schwindlig. Er lehnte seinen Kopf an Brittas Schulter: „Was ist passiert?“
    „Du hast dich plötzlich wie verrückt gebärdet, mit den Händen herumgefuchtelt und laut rumänisch geredet.“
    „Aber ich kann überhaupt kein rumänisch, außerdem war ich doch dort oben“, Kennis deutete auf den Kirchturm, aber Britta schüttelte den Kopf. „Du

Weitere Kostenlose Bücher