Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Van Helsing

Van Helsing

Titel: Van Helsing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Ryan
Vom Netzwerk:
merkwürdiger Fall, einer, mit dem Sie bereits vertraut sind: Doktor Jekyll hat seine Tätigkeit von London nach Paris verlagert«, erklärte der Kardinal.
    Van Helsing musste schlucken, als er diesen Namen hörte. Dr. Jekyll hatte eine chemische Formel entwickelt, mit der er sich in das monströse Alter Ego Mr Hyde verwandeln konnte. Und er hatte bereits eine ganze Reihe von Menschen getötet – drüben in London. Van Helsing hatte es beinahe geschafft, Hydes Schreckensregime ein Ende zu bereiten: Er hatte die Kreatur verletzen können, woraufhin sie indes verschwunden war. Nur selten hatte er auf diese Weise versagt, aber er lernte aus seinen Fehlern.
    »Wie Sie wissen, ist Mr Hyde eine ...«, begann der Kardinal.
    »Scheußlichkeit«, beendete Van Helsing den Satz für ihn.
    »Ihr Pferd wartet bereits draußen auf Sie, bepackt mit allem, was Sie brauchen. Und sorgen Sie dafür, dass Sie nicht erkannt werden. Sie haben einen gewissen ... Ruf in Frankreich.« Dann widmete der Kardinal sich den Papieren auf seinem Schreibtisch und begann zu schreiben. Van Helsing kannte die Geste: Er war entlassen. Dennoch verharrte er an Ort und Stelle.
    Nach einigen Sekunden blickte der Kardinal verärgert auf. »Gibt es ein Problem?«
    Van Helsing hob die Hände. »Wenn es Ihnen Recht ist, Eure Eminenz, werde ich mir ein paar Minuten Zeit nehmen, um das Blut abzuwaschen.« Einen langen Moment sagte keiner der beiden Männer ein Wort; dann schrieb Kardinal Jinette weiter.
    Der Spezialagent des Vatikans begab sich in sein Quartier, das in einem benachbarten Gebäudekomplex beherbergt war. Er ging zügig; viel Arbeit lag vor ihm, und jede Minute zählte.

3
     
    Transsilvanien, Rumänien

    Im dichten Wald war es bereits kühl vom Frost des Herbstes, der die grimmige Kälte des Winters ankündigte. Im dunstigen Halbdunkel und verblassenden Mondlicht wurde der Mann an den Opferpfahl gebunden, die Hände über dem Kopf gefesselt. Er zerrte an den Fesseln, wehrte sich aber ansonsten nicht.
    Eine ungewöhnliche Stille hatte sich über den Wald gelegt – selbst die frühmorgendlichen Bergwinde, die sonst im Geäst rauschten, waren kaum zu hören.
    Wenn der Mann Angst hatte, so zeigte er sie nicht, während er die Bäume absuchte und tapfer seinem Schicksal ins Auge sah.
    Jetzt war es fast so weit.
    Knack. Ein Zweig fiel von oben herab. Das Rascheln von Blättern. Bemerkenswert unauffällige Anzeichen, wenn man bedachte, was sie ankündigten.
    Noch mehr Geräusche. Das Knarren eines Baumes.
    Plötzlich riss der Mann den Kopf hoch.
    Selbst aus zehn Metern Entfernung wirkte die Kreatur erstaunlich behände für ihre große Masse und ihre mächtige, über zwei Meter messende Gestalt. Mit seinen sehr großen und scharfen Klauen umklammerte der Werwolf die Baumrinde. Er nahm sich einen Moment Zeit, um sein Opfer zu betrachten, mit einer grausigen Schläue in den Augen.
    Der Mann blieb wachsam, aber ruhig und gefasst – bemerkenswert, wenn man bedachte, dass er sich einer der gefährlichsten Kreaturen der Erde gegenübersah.
    »Komm schon. Dracula hat dich aus gutem Grund losgelassen«, forderte er den Werwolf heraus.
    Der laut ausgesprochene Name ihres Meisters schien die Kreatur zum Angriff zu reizen. Ein bösartiges Knurren drang durch ihre schrecklichen, übergroßen Reißzähne, dann sprang sie mit einem Satz vom Baum, um ihr hilfloses Opfer in Stücke zu reißen.
    Nur der Bruchteil einer Sekunde blieb, und er konnte sich keinen Fehler leisten. Prinz Velkan von den stolzen Valerious zerriss hastig seine Fesseln, als die Jagd ihren Höhepunkt erreichte. Das Blut und Fleisch, die als Köder ausgelegt worden waren, hatten den Werwolf bereits rasend gemacht ... obwohl ihn vorübergehend der Opferpfahl abgelenkt hatte. Manche der abergläubischeren Dorfbewohner benutzten derartige Pfähle noch immer, um Opfer darzubringen – Menschenopfer, die den Blutdurst der Monster stillen sollten. Jetzt kam ihm die Tradition gelegen.
    Velkan drehte sich, griff nach oben und schwang sich auf die Spitze des Pfahles – einen Moment, bevor der Werwolf gegen ihn prallte. Dann packte er die Ranke, die über ihm hing, und sogleich riss einer seiner Männer auf dem Boden am anderen Ende. Sofort schnellte Velkan in die Höhe, außer Reichweite des Monsters und in Sicherheit.
    Dies war vielleicht der kritischste Teil der Jagd. Velkan war der Kreatur am nächsten und in allergrößter Gefahr. Lediglich dreieinhalb Meter trennten die beiden, als die schwingende

Weitere Kostenlose Bücher