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Van Helsing

Van Helsing

Titel: Van Helsing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Ryan
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er das Angebot wirklich annehmen? Oder wollte er Dracula hereinlegen?
    So oder so, es war auf alle Fälle ein äußerst gefährliches Unterfangen, besonders für Frankenstein. Er musste irgendwie fliehen. Aber seine Beine reagierten nicht. Er konnte zwar die Augen öffnen und bewegen, aber es gelang ihm nicht, den Kopf zu drehen. Sein Körper stand nach wie vor unter dem lähmenden Einfluss von Van Helsings Pfeilen.
    Er konnte es sich nicht erlauben, hilflos hier hocken zu bleiben. Dracula war zu mächtig, und Van Helsing besaß zwar großen Mut, war aber trotzdem nur ein Mensch. Frankenstein mobilisierte seine ganze Willenskraft, um die Hände zu bewegen. Nachdem er sich einige Sekunden lang konzentriert hatte, wurde er mit einem Zucken in den Handgelenken belohnt. Das war nicht viel, aber immerhin ein Anfang.
    Dann hörte er ein Geräusch: ein Kratzen, kurz darauf das Quietschen eines Scharniers. Eines der Gräber wurde geöffnet.
    Er war nicht allein.
    Van Helsing und Carl gingen auf das prächtig verzierte, vergoldete Tor des Palastes zu, das gut vier Meter hoch war. Und das ist nur der Hintereingang!, dachte Van Helsing. Als das Tor sich wie von Zauberhand öffnete, wich er erschrocken zurück ... bis er die Diener erblickte, die von innen an den Torflügeln zogen.
    Van Helsing befürchtete schon, sie könnten nach der Einladung fragen, aber sie lächelten die Gäste nur freundlich an und einer sagte: »Herzlich Willkommen!«
    Van Helsing nickte ihnen zu und betrat mit Carl den Palast, der wahrhaft verschwenderisch ausgestattet war. Das Parkett war in komplizierten Mustern verlegt, die Wände mit Gobelins bespannt und mit vergoldeten Stuck-Kronen verziert. Das Mobiliar war antik und stammte, wie Van Helsing erkannte, aus unterschiedlichen Epochen der europäischen Geschichte. In der Empfangshalle herrschte ein reges Kommen und Gehen. Die meisten Gäste trugen Masken und Kostüme, einige jedoch nur dunkle Roben. Bei ihnen handelte es sich zweifelsohne um die reichsten Mitglieder des ungarischen und restlichen europäischen Adels. Es roch nach sagenhaftem Reichtum in der Halle – und nach Dekadenz.
    Van Helsing und Carl bewegten sich mit dem Strom der Gäste auf eine große Flügeltür zu, die sich öffnete, als sie näher kamen, und den Blick auf einen beeindruckenden Ballsaal voller Menschen in Feierstimmung freigab. Zumindest bleiben wir in diesem Meer von maskierten Gesichtern unerkannt, dachte Van Helsing.
    Das Orchester spielte ein Stück, das er nicht kannte; es musste sich um ein recht neues Werk eines hiesigen Komponisten handeln. Irgendetwas war merkwürdig an der Musik. Eine leichte Dissonanz irritierte seine Ohren, aber das lag vielleicht an dem Werwolfgift, das sich in seinem Körper ausbreitete.
    Zigeuner, Jongleure, Feuerschlucker, Seiltänzer und Hochseilartisten – eine sehr eigentümliche Kulisse, fand Van Helsing, aber er hatte noch nie zuvor einen Maskenball in Budapest besucht... wenigstens konnte er sich nicht daran erinnern.
    »Das ist mal was anderes«, staunte Carl und sah sich mit großen Augen um.
    »Dracula hat bestimmt irgendetwas ausgeheckt«, sagte Van Helsing nachdenklich.
    »Wie ist das, haben wir in solchen Situationen einen konkreten Plan? Oder improvisieren wir einfach?«, wollte Carl wissen.
    »Ein bisschen von beidem.«
    Sie gingen auf die langen Tische für das Bankett zu, auf denen sich alle erdenklichen Speisen türmten, und viele andere, die Van Helsing noch nie zuvor gesehen hatte. Die beiden schnupperten genießerisch.
    »Riecht wunderbar, nicht wahr?«, meinte Carl.
    »Nicht alles.«
    »Was riechen Sie denn?«
    Van Helsing schnupperte erneut. »Alles.« Es lag an dem Werwolfgift. »Warme Brezel, Wacholderbeeren, Damenparfum und verrottetes Menschenfleisch.«
    Das war es, was ihm zu schaffen machte. Die Untoten waren unterwegs, schon ganz in der Nähe. Dracula und seine Braut konnten nicht sehr weit sein.
    »Sie verstehen es wirklich, einem den Abend zu verderben!«
    Anna hatte das Gefühl zu schweben. Eigentlich kein unangenehmes Gefühl. Sie war auf einem Fest, einem großen sogar, wie sie es noch nicht oft erlebt hatte. Es gab keine Monster, keine Jagd, keinen Tod. Es wurde nur ... getanzt. Sie schwebte durch den Raum, und ihre Füße berührten kaum den Boden.
    Dieser Mann. Er war gut zu ihr, er war ihr ... Meister. Nein!, protestierte ihr Verstand. Niemand war ihr Meister! Sie war eine Valerious, die letzte der Valerious. Der Traum flimmerte und drohte zu

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