Vandark - Ein Spooky-Abend am Kamin
Lustmolch“, lachte Maria. „Aber etwas, dass auch du magst, das weiß ich.“
„Tabak?“
„Nein, viel gesünder. – Kaffee.“
„ Etwas Spannendes um Kaffee?“ Steffen zweifelte.
„Lass dich überraschen, Jungchen. Von drei alten Damen …“
Kap 7 - Die Kaffee-Tanten
Heftig wirbelte der Herbstwind die braunen Blätter um das freistehende, abgelegene Holzhäuschen in dem verschlafenen Harzer Kaff. Ich kann nicht einmal sagen, ob es eine Adresse hatte. Nun gut, es wird schon eine gehabt haben – aber ich, wie die vielen anderen auch, kannten den Ort nur als das Drei-Schwestern-Haus.
Ob es das Häuschen heute noch gibt? Ich weiß es nicht. Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass irgendjemand anderes als diese drei alten Damen dort sein Heim haben könnte. Als wären jene Räumlichkeiten bedingungslos mit dem Leben dieser Frauen verwoben gewesen und mit dem Abgang der letzten von ihnen ebenfalls dem Untergang geweiht. So kam es den Einheimischen jedenfalls vor, wann immer sie an dem kleinen Grundstück vorbei kamen und einen Blick über den Jägerzaun warfen oder auch dann und wann mit einer der drei Schwestern, von denen jede schon lange die Achtzig überschritten hatte, einen kleinen Plausch hielten.
An diesem stürmischen Herbsttag machten die drei Alten es sich in der Wohnstube gemütlich. Der kleine, runde Tisch vor dem Fenster wurde hübsch gedeckt. Der Duft frisch aufgebrühten Kaffees kitzelte bereits die Sinne in der Nase und weckte die Vorfreude auf einen behaglichen Nachmittag, an dem in seinem für die drei so sehr gewohnten Ablauf die Handarbeiten das größte Vergnügen der Ladies sein würden.
Finchen , die jüngste und auch kleinste der drei, kam mit der Kaffeekanne, stellte diese auf den gusseisernen Untersetzer und gesellte sich zu ihren Schwestern. Einträchtig saßen sie auf den gepolsterten Holzstühlen und schauten einige Minuten lang dem windigen Treiben da draußen zu. Dann griff Martha, die älteste, die Kanne und schenkte allen ein.
„Es geht doch nichts über ein wohliges Plätzchen.“ Adelheid, die mittlere, grinste die beiden anderen an. „Richtig schön kuschelig.“
„Hmmmh“, stimmte Finchen zu, als sie ihr Handarbeitszeug griff. „Heute will ich aber mit meinem Teil fertig werden. Gestern haben wir uns ja ganz schön verquatscht. Da kam ich ja nicht so recht weit.“
„ Jaaaa, Finchen, wir stören dich auch nicht.“ Auch Martha griff in ihren neben dem Stuhl stehenden Korb und holte ihre Gerätschaften heraus.
Als schließlich auch Adelheid ihr Handwerkszeug gegriffen hatte, werkelten die drei munter vor sich hin. Nicht schweigend, denn dazu hatten sich die drei immer zu viel zu erzählen, aber außer gestern selten so geschwätzig, dass eine die anderen bei ihren fast automatisch ablaufenden Handgriffen stören würde. Das war ein munteres Klappern der Nadeln und Ratschen der Scheren. Mal studierte die eine, wie es denn im Detail bei der anderen lief, dann machte jene mal eine Pause, um einen Schluck aus der Tasse zu nehmen, und die anderen taten es ihr gleich.
Die Intensität des Windes um das Haus herum nahm merklich zu. Schindeln klapperten, Holzbalken ächzten. Das Auf und Ab der aufgewirbelten Blätter vor dem Fenster steigerte sich zu einem wilden und berauschenden Tanz. Gleichzeitig verdunkelte der Himmel nach und nach seine Farbe von einem blassen Blau in ein dämmriges Grau.
„Er kommt langsam, der Winter, aber er kommt.“ Finchens hohe Stimme kam kaum gegen das Pfeifen und Rauschen von draußen an.
„Da hast du recht, Finchen. Mächtig und unaufhaltsam“, antwortete Adelheid in ihrem sonoren Alt.
Martha erhob sich und ging hinüber zu dem großen Kanonenofen in der Ecke. Die schwere Luke der Feuerkammer sandte ein zittriges Quietschen in den Raum, als die Alte sie öffnete, um zwei Holzscheite nachzulegen.
Fensterläden klapperten. Einer schien nicht festgestellt zu sein und schlug heftig gegen die Bretter der Hauswand. Laut. Einmal, noch einmal.
„War das wirklich der Wind?“ Finchen schaute erschreckt auf. Ihre Augen suchten die Blicke der anderen.
„Doch, doch, Finchen.“ Martha lächelte ihre Schwester beruhigend an. „Ganz sicher.“
„Hm, wenn du meinst.“
Finchen schaute wieder auf ihr Handwerk, doch schon einen Augenblick später wieder auf Martha.
„Meinst du wirklich?“
„Ja, Finchen. Ganz ruhig. Wirklich nur der Wind. Oder was meinst du, Adelchen?“
„Keine Frage. Wir können ganz ruhig
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