Vandark - Ein Spooky-Abend am Kamin
Vergleichbarkeit mit dem Alter des Grabes schießt mir durch den Kopf. Die Vegetation vor diesem Abbruch ist deutlich eingeschränkt. War hier einmal ein Weg, der in den Abbruch hineinführt? Ich werde beginnen, Steine beiseite zu räumen. Sicherlich eine mühsame Arbeit. Doch Stück für Stück werde ich weiterkommen.“
Offensichtlich hatte Matthew seine Eintragung an dieser Stelle unterbrochen. Denn die Fortsetzung in der nächsten Zeile wies eine deutlich krakeligere Stift-Führung auf, auch wenn die Handschrift mit Sicherheit ebenfalls von Matthew stammte. Viel Schmutzabrieb fand sich ab hier auf dem Blatt und dem folgenden, als hätte Matthew die Zeilen mit sehr verdreckten Fingern verfasst.
„Fünf Stunden waren schon vergangen. So wirklich wusste ich nicht, warum ich mir diese Schufterei hier antat. Was sollte da schon sein?
Dann die Überraschung ! Irgendwie war ich durch. Aber wieso ‚durch‘? Tatsächlich! Hinter dem Abbruch entdeckte ich einen Raum. Es lag wirklich eine Höhle dahinter. Schnell, zurück zum Haus! Ich brauche eine Kerze. Oder eine Laterne.
Ich eil te. Eine Laterne fand ich nicht. Aber mit zwei Kerzen und Zunder lief ich zurück.
Noch zwei, drei Steine. Dann war ich durch! Das Loch war groß genug, dass ich durchsteigen konnte.
Das Kerzenlicht erleuchtet e den Höhlenraum. Meine Augen mussten sich erst an die geringere Helligkeit gewöhnen. Dann konnte ich mich umschauen.
Ich brauc hte nicht lange zu suchen. Nur wenige Schritte entfernt lag ein Skelett. Ich hielt die Kerze weiter in den Raum hinein. Eine Art Seesack oder Gepäcksack lag vier Fuß weiter hinten. Ich untersuchte das Skelett genauer. Den weißen Kleiderresten nach zu urteilen war der Mensch eine Frau. Mehr ließ sich noch nicht sagen.
Vorsichtig beug te ich mich über die Überreste. Nur nichts zerstören. Die losen Knochen nicht durcheinanderbringen. Der Police Constable sollte die Leiche genauso vorfinden, wie ich sie hier sah. Ich hielt die Kerze dicht über den Schädel.
Um Himmels Willen! Sämtliche Härchen meines Körpers stell ten sich in Panik auf! Ich spürte die Knochenhand auf meinem Arm. Das konnte doch nicht sein! Als würden unsichtbare Sehnen die losen Fingerteile zusammenhalten! Aber ich täuschte mich nicht! Ich spürte den mir bekannten Fingerring als Abdruck auf meinem Arm! Hilfe!! Mein Schrei verhallte. Wer sollte mir auch helfen. Die andere Knochenhand griff um meinen Kopf. Kraftvoll zog die Pranke mich näher an den Schädel! Ich sah das Blitzen des Kerzenlichtes auf ihren hellweißen Zähnen. Ein Zittern ging durch den Berg. Im Augenwinkel erblickte ich noch, wie ein neuer Felsabbruch abging und sich vor den Eingang legte. Weitaus größer als der, den ich beiseite schaffte. Der Lärm war ohrenbetäubend.
Dann spür te ich nur noch ihre kalten Zähne auf meinen Lippen.“
Melanie atmete rief durch, bevor sie weiterlas.
„Ich kann den Eingang nicht frei räumen. Alle meine Mühen waren vergebens. Nun geht auch meine letzte Kerze zur Neige. Violet – oder wie auch immer ich die Knochen neben mir nennen soll – hat ihren Kopf auf meine Schultern gelegt und gibt Ruhe. Für den Moment zumindest. Ich hoffe, dass ich irgendwann das Sonnenlicht wieder blicken werde. Gleich wird mich – nein, uns - die Dunkelheit einfangen. Die Kerze flackert in den letzten Zügen …“
Hier brachen die Eintragungen ab. Melanie ließ sich vor Entsetzen auf den Stuhl fallen.
„Rebecca hat sich im Tode nach den Veilchen benannt. Violet!“
Nach Luft ringend schaute sie für einige Augenblicke starr durch das Fenster in die jetzt sternenklare Nacht. Und sie denkt an die Liebe im Tod. Sie fingerte den letzten Papierfetzen zwischen den nächsten beiden Seiten hervor. Einen Ausschnitt aus dem oberen Teil einer sehr alten Zeitung.
Aus dem Penzance Daily Newspaper vom 7. Juli:
Seit dem 29 . Juni des Jahres wird der Archäologe Matthew Youngblood vermisst. Er wohnte zur Zeit des Verschwindens in Lamorna. In diesem Zusammenhang sucht die Polizei nach einer jungen Frau mit Vornamen Violet, Nachname unbekannt, die bei der Suche wertvolle Hilfe geben kann.
Sachdienliche Hinweise bitte an die Polizei in Penzance, Police Constable Murray in Lamorna oder an den Herausgeber dieser Zeitung.
G.S.
Kap 16 - Michael
Hörbar schwerer atmend und innerlich aufgewühlter, als sie es sich selbst zugestehen wollte , schob Melanie die Briefe und den Zeitungsschnipsel in das
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